Als Schlusslicht der Sommerkonzerte in den alten Industriehallen Gollan mischt die rund zwanzig Musiker umfassende Bigband, ganz überwiegend Bläser, das Publikum auf. Zum Glück haben die Organisatoren aus den Vorjahren gelernt und alle Veranstaltungen vom Außenbereich in die Hallen verlegt und damit ausgerechnet diesen Abend vor Regenschauern gerettet. Die mehr als 1.200 Besucher stehen eng gedrängt in der Halle und können die bekannt heißen Rhythmen in der ohnehin überhitzten Halle kaum erwarten.
Am Freitagabend gab sich im Rahmen der Sommer-Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals in der Gollan-Werft die 11-köpfige Musik-Band „Newen Afrobeat“ die Ehre, das Volk zum Jubeln und Tanzen zu bringen. Sie produzierten über 2 Stunden einen mitreißenden und tanzbaren Sound, der niemand still stehen ließ.
Als die charismatische Sängerin, Gitarristin und Komponistin Fatoumata Diawara die blau ausgeleuchtete Bühne in der Gollan-Werft betritt, brandet Jubel und Vorfreude bei den gut 1000 Besucher*innen auf. Ihre exotische Aufmachung aus exzentrischer Haarpracht mit Hörnchen, Zöpfen und Perlen treffen auf bunte Stoffe, viel Schmuck und ein elegantes schwarzes, geschnürtes Bustier.
Der Andrang ist beachtlich. Die Veranstalter der Musik- und Kongresshalle haben sogar den Mitteltresen im Foyer bestückt, was durchaus nicht bei jedem Konzert der Fall ist – sondern nur, wenn es auch lohnt.
Bei wunderbarstem Sommerwetter konnte Festivalleiter Hans-Wilhelm Hagen das Publikum in der neuen Location Juniper, der ehemaligen LN-Kantine in Buntekuh begrüßen. Erstmalig fand die Eröffnungsveranstaltung des Crossover-Festivals nicht im Atlantic-Hotel Travemünde statt, sondern auf der gegenüber liegenden Seite von Lübeck.
Vom 30. Juli bis zum 3. August füllt das vielseitige Programm des diesjährigen Werftsommers die historischen und imposanten Industriehallen der Kulturwerft Gollan und lädt das SHMF-Publikum bei stimmungsvollem Techno-Jazz, Afro- und Italopop zum Tanzen ein.
Wann hat man das zuletzt jemals gesehen? Völlig losgelöst tanzt eine ältere Dame in Hippie-Chic nach alten Genesis-Liedern, während andere beseelte, ältere Herrschaften verträumt mit geschlossenen Augen die lädierten Hüften schwingen oder weitere auf jugendlich getrimmte Rentner stimmgewaltig alle Texte akkurat mitsingen. Bei „Carpet Crawlers“ singt sogar der Security-Mann unterhalb der Bierwerbung neben der Bühne textsicher mit.
Die MHL lädt am Freitag, 12. Juli um 15 Uhr zu einer außergewöhnlichen Musizierstunde ein: 22 Studierende präsentieren im Kammermusiksaal alle sechs, selten gemeinsam aufgeführten Triosonaten von Zelenka, der zu den unterschätzten Größen des Barock zählt. Der Eintritt ist frei.
Besonders gestaltete, in sich beziehungsreiche Programme kennzeichnen diese Saison. Das setzte sich auch im neunten, dem Abschlusskonzert fort. Hier rahmten zwei musikalische Märchenerzählungen den Höhepunkt des Abends, Paul Hindemiths „Der Schwanendreher“, selbst ein Werk, das einen vielsinnigen, epischen Hintergrund besitzt und Vergangenes wachruft, Gutes wie Arges. Und noch eines verbindet alle Kompositionen. Sie sind äußerlich besondere Klangerlebnisse, schön zu hören, dennoch klingt bei allen ein ernster, eher melancholischer Hintergrund durch.
Die Musikhochschule Lübeck lädt am Freitag, 5. Juli um 19.30 Uhr zu einem Solistenkonzert mit herausragenden Studierenden der MHL und dem Philharmonischen Orchester der Hansestadt Lübeck ein. Unter Leitung von Takahiro Nagasaki erklingen im Großen Saal Solokonzerte von Molique, Mahler, Nielsen und Walton.