Am zweiten Tag des grandiosen Superkunstfestivals ballert die Sonne noch mehr als am ersten Tag. Das hat zur Folge, dass die Wege so langsam immer staubiger werden, was den Bedarf an Kaltgetränken und Cocktails kräftig anheizt. Apropos anheizen: Auf der Main Stage ist dafür die deutsche Popsängerin Alice Merton, 1993 in Frankfurt geboren, aber in Kanada aufgewachsen, zuständig.
Super Wetter, super Stimmung, super Musikprogramm, super Organisation, super kulinarische Verköstigung, super Kulturprogramm = Superkunstfestival 2023.
Die Konzertreihe des NDR geht ihrem Ende entgegen, wie gewohnt in der Programmgestaltung überraschungsvoll und mit einigem Anspruch. Das Lübecker Konzertpublikum musste allerdings in dieser Saison lernen, dass der Sender gleich zwei große Sinfonieorchester unterhält, das eine mit seinem spektakulären Domizil an der Elbe, das andere, das kleinere, im Rundfunkensemble an Hannovers künstlich angelegtem Maschsee.
Sich hier über die technischen und virtuosen Fähigkeiten des Ausnahme-Schlagzeugers Wolfgang Haffner auszulassen, wäre Eulen nach Athen tragen. Der mittlerweile 56jährige Meister der Drums ist nicht nur national und international einer der coolsten und anerkanntesten Musikers seines Genres, sondern wird auch als musikalisches Allrounder-Talent (Instrumentalist, Band-Leader, Arrangeur, Komponist, Produzent) weltweit geschätzt.
"Good night everybody. We had fun. What about you?", verabschiedet sich John Cale nach 90 Minuten wahrhaftiger Live-Musik beim aufgestanden applaudierenden Publikum in der Halle K6 auf Kampnagel.
Statt der Elbphilharmoniker die Radiophilharmoniker aus Hannover zu hören, das ist zunächst etwas ungewöhnlich in einer Konzertreihe, die unter dem Namen der Elbphilharmoniker angepriesen ist. Im Planungsbüro hat man sich wohl darauf verlassen, dass das gemeinsame Etikett NDR das schon richtet.
Kurt Schwitters' „Ursonate“ mit musikalischer Fortschreibung Kampnagel, Hamburg. Das Dada-Lautwerk in besonderer Ausführung. Doch zunächst piepte es und pfiff.
„Holding Up to the Underground since 1972“ leuchtet als rundes Video-Emblem aus der Zebra-gestreiften Bühnen-Deko hervor, bevor die skurrilen Maskenmänner der legendären US-Band die Bühne der großen K6 auf Kampnagel betreten.
In mehrerer Hinsicht ungewöhnlich war der letzte Konzertabend der Elbphilharmoniker. Sie kamen mit einer Dirigentin und mit einem Programm mit ganz unbekannten oder selten gespielten Werken.