Erin Rutledge von Newen Afrobeat, Foto: Holger Kistenmacher

Latino-Dance-Abend in der Kulturwerft Gollan
Die chilenische Combo Newen Afrobeat bringt das SHMF zum Tanzen

Am Freitagabend gab sich im Rahmen der Sommer-Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals in der Gollan-Werft die 11-köpfige Musik-Band „Newen Afrobeat“ die Ehre, das Volk zum Jubeln und Tanzen zu bringen. Sie produzierten über 2 Stunden einen mitreißenden und tanzbaren Sound, der niemand still stehen ließ.

Geprägt vom fetten Funky-Sound der vier Bläser (Klaus Brautmeyer - Alt-Saxophon, Vincente Ararena - Tenor-Saxophon, Enrique Cani - Trompete und Sergio Quinjade - Trompete) und der Rhythmus-Einheit aus Schlagzeug (Roberto Gevert), Alexandro Orella (Latin Percussion), Thomas Pavez (African Percussion) und Benjamin Astroza am Bass brachte die Band die ganze Kraft des Afrobeat auf die Bühne. Meist eingeleitet durch eine Juhu-Gitarre (Sebastian Crooker), die aus der Spielfreudigkeit Westafrikas entwickelt wurde, legte die Band dann richtig los mit einem Mix aus nigerianischem „Über-Funk“ auf den Spuren ihrer Idole Fela Kuti und Drummer Tony Allen mit eigenen Wurzeln der lateinamerikanischen Musik.

Newen AfrobeatNewen Afrobeat

Der von Fela Kuti geprägte Musikbegriff Afrobeat aus den 1960er-Jahren bringt eine feurige Mischung aus Funk, Jazz und dem Yoruba-Stil aus Westafrika auf die Bühne. So hat Newen Afrobeat bei ihren bisherigen Plattenaufnahmen auch mit den Söhne von Kuti (Femi und Seun) zusammen gearbeitet oder sind gemeinsam auf Tour gegangen. Dazu produzieren sie aber auch eigene Lieder wie „Cantaros“ oder „Chaltumay“, die die weibliche Energie ihrer Vorfahren aufgreifen oder als Dank an das indigene Mapuche-Volk ihrer Heimat zu verstehen ist.

Ähnlich wie bei Fela Kuti ist ihre Musik auch eine Musik des Widerstands. Während Kuti die Ungerechtigkeiten im Vielvölkerstaat Nigeria anprangerte, versuchen Newen Afrobeat in ihren Konzerten, die indigene Bevölkerung Südamerikas kämpferisch zu unterstützen. Die 2009 gegründete Band aus Chile, deren Name in der Sprache Mapundugun der einheimischen Mapuche soviel wie Kraft oder Energie bedeutet, singen auf Spanisch oder in der Sprache ihrer Vorfahren.

Erin Rutledge und Francisca RiquelmeErin Rutledge und Francisca Riquelme

Dafür haben sie auch die beiden sexy Sängerinnen Francisca Riquelme und Erin Rutledge dabei, die in ihren Glitzerkostümen sofort für beste Stimmung sorgten. Gemeinsam wurde nicht nur auf der Bühne in einer wunderbaren Choreografie das Tanzbein geschwungen, sondern auch immer wieder das Publikum aufgefordert mit zu klatschen und selbst die Hüften fliegen zu lassen. Der Werftsommerabend wurde Schweiss-treibend, aber man sah nur begeisterte, lächelnde Menschen.

Sängerin Fran schwang ihr mit Glitzer-Fransen bestücktes Oberteil, während ihre Backgroundsängerin mit ihrem kräftigen Hinterteil wackelte und einer der Bläser-Fraktion mal wieder eines der beeindruckenden Solos spielte. Im Hintergrund wirbelten die Percussionisten auf ihren Trommel und Bongos, wobei einer von beiden förmlich abhob und Luftsprünge machte.



Live bietet die Band ein überwältigendes Feuerwerk und Spektakel aus Musik, Tanz und sozialem Bewusstsein. Dabei zeigten sie, wie auch auf ihrer letzten Scheibe „Grietas“, dass es möglich ist, Afrobeat mit klarem Latin-Profil zu entwickeln. Ein Dank für diesen wunderbaren Tanzabend voller bester Laune geht an die Verantwortlichen des Schleswig-Holstein Musik Festivals, als auch an die Gollan-Werft, sowie die örtlichen Produzenten aus der nachbarschaftlichen Brauerei, die für kühle Getränke und leckere Snacks sorgten.


Fotos: (c) Holger Kistenmacher

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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