Das dritte Konzert der Elbphilharmoniker (16. Dezember 2022) war nicht einfach nur der Romantik gewidmet. So einfach macht sich weder das Orchester noch sein sehr sorgsam abwägender Dirigent die Planung. Vielerlei Bezüge gab es zu entdecken und zu hören.
Vor vier Jahren, beim Überjazz-Festival auf Kampnagel war sie noch ein Geheim-Tipp und die Entdeckung des innovativen Festivals. Alle waren begeistert von dieser exotischen jungen Frau aus Amerika, die einen wahnwitzigen Mix aus Afrofuturismus, Global Pop, Soul, HipHop und Indie-Musik aus ihrer Elektro-Geige und ihren elektronischen Effekt-Geräten und unterlegten harten Beats zauberte.
Pünktlich beginnt die Band Gregory Porters unter leise anschwellendem Jubel auf die Bühne der bis auf den letzten Platz besetzten MuK zu schleichen, bis unmittelbar darauf auch der Meister erscheint und mit gebührend lautem Getose begrüßt wird.
Anläßlich ihrer „Up The Bracket - 20th Anniversary Tour“ lässt es die wiedervereinte Skandal-Truppe rund um Pete Doherty in der Edel-Optics-Arena in Wilhelmsburg richtig krachen.
Man muss sich vor dem verneigen, was das Lübecker Philharmonische Orchester und sein Leiter GMD Stefan Vladar in den letzten Wochen geleistet haben. Erst war die große „Lohengrin“-Aufführung zu bewältigen, immerhin viereinhalb Stunden Verharren und Arbeit im Orchestergraben, dann folgten unmittelbar darauf die Proben für das erste Sinfoniekonzert der Saison (11. und 12. September 2022) mit drei sehr anspruchsvollen Werken, die zudem nicht gerade zum Repertoire gehören.
Die Stargäste des Festivals: Karin Hammar und Torsten Goods treten am Festival-Samstag im voll besetzten Schuppen 6 auf. Endlich wieder ein großes Programm nach coronabedingter Dürre. Während das Quartett um die Posaunistin Karin Hammar alle feinen Töne verschiedener Jazzstils hervorzaubert, lässt Torsten Goods es mit seiner Band so richtig krachen.
Wieder wurde Cornelius Meister, seit 2018 Generalmusikdirektor in Stuttgart, der große Retter in der Not. Schon in Bayreuth sprang er kurzfristig ein, als der eingeplante „Ring“-Dirigent erkrankte und Meister das Opern-Quadrupel von 16 Stunden Spieldauer kurzfristig übernahm.
Bedrohlich hingen Freitagnachmittag noch dunkle Wolken am Himmel. Doch dann blieb es überraschenderweise trocken und die „Blauen Pilze“ konnten ihren Open-Air-Auftritt vor dem Schuppen 6 mit ihren federleichten Grooves zwischen rocklastigem Dancefloor und Cooljazz über die Bühne bringen. Ein gelungener Einstand zum zweiten Tag des Lübecker Jazz-Festivals.
Alles hat sein Ende, auch das Schleswig-Holstein Musik Festival, weitläufig bekannt unter seinem Kürzel SHMF. Zum 37. Male strebte es, für zwei Monate das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee in eine Musiklandschaft zu verwandeln und Marsch, Geest und dem östlichen Hügelland internationales Flair zu geben.
Mit Augustin Hadelich tritt einer der hervorragenden Geiger dieser Zeit beim SHMF in der Hamburger Elbphilharmonie auf. In Europa noch etwas weniger bekannt, ist er jenseits des Atlantik schon längst eine feste Größe. So wird er gern auch als Anne-Sophie Mutter Amerikas bezeichnet, doch hinter diesem Ruf gibt es nichts zu verstecken, Augustin Hadelich ist - gerade auch mit seiner Guarneri del Gesu-Violine - einsame Klasse.