Nils Landgren hat als Leiter der JazzBaltica in diesem Jahr besonders viele Frauen engagiert, überwiegend als Bandleaderinnen. Grundsätzlich ist es ihm immer eine Herzensangelegenheit, gute Frauen auf die Bühne zu bringen.
Eine halbe Stunde vor Beginn des Konzertes drängt sich in der Lobby des Maritim Timmendorfer Strand, dessen Großer Saal auch in diesem Jahr wieder eine der zentralen Spielstätten der JazzBaltica darstellt, eine Menge in Erwartung des bevorstehenden Kampfes um die besten Plätze. Am Verkaufstisch ein Getränk zu erstehen fällt schwer angesichts der Ellbogen und Rucksackkanten, die einem den Rücken traktieren.
Das größte Jazzfest im Norden hat wieder stattgefunden, in Timmendorfer Strand haben an diesem langen Wochenende im Maritim und drumherum, sowohl am Strand als auch im Kurpark, international bekannte Größen sowie zahlreiche Nachwuchskünstler ihr Bestes gegeben.
In einem Monat, am 11. Juli, wird der Dirigent Herbert Blomstedt 96 Jahre alt. Man darf uneingeschränkt bewundern, wie er immer noch seine Aufgabe bewältigt, zumal beide Werke an diesem Abend, das Violinkonzert von Johannes Brahms und die fünfte Sinfonie des Dänen Carl Nielsen, so anspruchsvoll wie kompakt sind.
Am zweiten Tag des grandiosen Superkunstfestivals ballert die Sonne noch mehr als am ersten Tag. Das hat zur Folge, dass die Wege so langsam immer staubiger werden, was den Bedarf an Kaltgetränken und Cocktails kräftig anheizt. Apropos anheizen: Auf der Main Stage ist dafür die deutsche Popsängerin Alice Merton, 1993 in Frankfurt geboren, aber in Kanada aufgewachsen, zuständig.
Super Wetter, super Stimmung, super Musikprogramm, super Organisation, super kulinarische Verköstigung, super Kulturprogramm = Superkunstfestival 2023.
Die Konzertreihe des NDR geht ihrem Ende entgegen, wie gewohnt in der Programmgestaltung überraschungsvoll und mit einigem Anspruch. Das Lübecker Konzertpublikum musste allerdings in dieser Saison lernen, dass der Sender gleich zwei große Sinfonieorchester unterhält, das eine mit seinem spektakulären Domizil an der Elbe, das andere, das kleinere, im Rundfunkensemble an Hannovers künstlich angelegtem Maschsee.
Sich hier über die technischen und virtuosen Fähigkeiten des Ausnahme-Schlagzeugers Wolfgang Haffner auszulassen, wäre Eulen nach Athen tragen. Der mittlerweile 56jährige Meister der Drums ist nicht nur national und international einer der coolsten und anerkanntesten Musikers seines Genres, sondern wird auch als musikalisches Allrounder-Talent (Instrumentalist, Band-Leader, Arrangeur, Komponist, Produzent) weltweit geschätzt.
"Good night everybody. We had fun. What about you?", verabschiedet sich John Cale nach 90 Minuten wahrhaftiger Live-Musik beim aufgestanden applaudierenden Publikum in der Halle K6 auf Kampnagel.