Nachdem Hans Wilhelm Hagen, der Leiter des Classical Beat Festival festgestellt hatte, dass sein Cross-Over-Musikdampfer mittlerweile in Kuba angekommen sei, begrüßte er seinen Kapitän und seine hochrangige Mannschaft.
Es sind Kapitän Joo Kraus (Trompete) und seine kongenialen Partner Omar Sosa (Cuba - Klavier) und Gustavo Ovalles (Venezuela - Percussion), aber natürlich auch seinen Bassisten Florian Galow, sowie das wunderbare Classical Beat Orchester unter der Leitung von Etienne Abelin.
Und schon beginnt die entspannte Cross-Over-Seereise zwischen Latein-Amerika, Cuba, Nordafrika und experimentellen Jazz-Einflüssen. Der afrokubanische Pianist und Komponist Omar Sosa war schon immer ein Suchender, der afrikanische und eigene Wurzeln auf musikalischer Ebene erforscht. Sein lässig perlendes Pianospiel, gespielt mit einem scheinbar verschmitzten Gesichtsausdruck oder großem Erstaunen über sich selbst, versetzt den Saal sofort in Euphorie.
Gepaart mit den rasanten Rhythmen des genialen Percussionisten Ovalles, der seine gesamte Trommel-Spielkiste mitgebracht hat, und den Trompeten-Einsätzen von Joe Kraus, die zwischen Improvisation und Miles Davis-Anleihen daherkommen, entwickelt sich ein Musikabend der Extraklasse. Kraus und Sosa werfen sich die musikalischen Bälle locker zu, während das hoch-talentierte Classical Beat Orchester erstaunlich sicher die klassische Begleitung dazu spielt.
Arrangiert hat die Stücke Joo Kraus, der aber allen Mit-Musikern viel Raum für Experimente und freies Improvisieren lässt. Freundlich lächelnd, sich stets auf die Brust trommelnd und kleine Tanzeinlagen hinlegend, organisiert er die wunderbare Reise nach Kuba und zurück.
Percussionist Ovalles trommelt sich derweil die Finger an den Congas wund, so dass selbst das Orchester applaudiert, während er ein immer wilderes Rhythmus-Tempo anschlägt. Aber auch für die kleinen Extra-Spielereien ist er zuständig: Mal lässt er unterschiedlich dicke Bambusröhren, die sogenannte Quitipla auf einer Soundplatte rasant tanzen, dann lässt er in einem Wassersack seine Hände unter Wasser plätschern und klatschen, während Sosa den Spass aufnimmt und sein Piano sinnlich sprudeln lässt. Während der Venezolaner knieend am Bühnenrand spielt, tanzt das gesamte Orchester, beziehungsweise das gesamte Publikum klatscht enthusiastisch mit.
Nach einer erfrischenden Pause wird das Musik-Programm etwas experimenteller. Joo Kraus beginnt mit eigenen Samples und elektronischen Verfremdungen, während Sosa seine Klaviersaiten mit zwei kleinen Besen bearbeitet und Ovalles wieder seine Hände fliegen lässt. Auch singen kann Joo Kraus, was er mit einer ruhigen Nummer beweist: „We are going down the alley“. Dann summt und singt er in sein eigenes Trompeten-Mikro und mischt geheimnisvolle Klänge und Gesänge darunter. Immer rasanter geht die rhythmische Collage durch Jazz, Latino-Sound und urbanen Experimenten. Das Publikum gerät immer mehr aus dem Häuschen.
Als Gustavo Ovalles bei der letzten Zugabe seine Hände förmlich wie Schmetterlinge unglaublich schnell flattern lässt, reisst es alle von den Stühlen. Überglücklich liegen sich am Ende alle Musiker in den Armen und bedanken sich beim berauschten Publikum. Ein wahrlich beseelter Musikabend der Extraklasse!