Monotone elektronische Musik in Moll vom Komponisten Tim Hecker eröffnet den Tanzabend in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel, der beim Publikum lange im Gedächtnis bleiben wird. Die gezeigte Kooperation des französisch-belgischen Choreografen mit dem japanischen bildenden Künstler Kohei Nawa fasziniert, überwältigt und begeistert von Beginn an.
Mit der vielschichtigen Choreografie „The Visitors“ von der argentinischen, aber in Berlin lebenden und arbeitenden Constanza Macras/ Dorkypark wurde die Herbst-Wintersaison in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel eröffnet. Eine überbordende Arbeit voller politischer und kultureller Brisanz, Tanz und Gesang von Profis und Laien, Erwachsenen und Kindern zwischen Slasher-Horrorfilm und getanzten Geschichten der Apartheit in Südafrika.
Die Besucherzahlen und die ausverkauften Hallen sprechen eine deutliche Sprache: Avantgarde-Kunst aller Genres sind nach Zeiten von Corona wieder voll angesagt. Mit insgesamt 30.000 verkauften Tickets und weiteren 13.500 Besucher/innen für kostenlose Konzerte, Lesungen und Ausstellungen über die letzten drei Wochen war das diesjährige Sommerfestival ein voller Erfolg, wie Festivalleiter Andreas Siebold feststellen konnte.
Das Beste kam zum Schluss: Gerade war das zweieinhalb stündige Tanz-Theater-Spektakel der österreichischen Star-Choreografin unter tosendem Applaus zu Ende gegangen, da betrat ein Mann die ansonsten nur von Frauen beherrschte Bühne. Als Vertreter des Berliner Tanz- und Theater-Zeitschriften-Verlages überreichte er Florentina Holzinger den von einer hochkarätigen Fach-Jury ausgelobten Preis für die beste Inszenierung des Jahres 2023.
Mit einer wuchtigen Arbeit des Tanzkollektivs (La) Horde mit Unterstützung des Ballet national de Marseille wurde das drei Wochen andauernde Internationale Sommerfestival in der Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg eröffnet. Mit der Tanzperformance „Age of Content“, einer wilden und kraftvollen Choreografie von Mensch gegen Maschine, begann wieder ein Reigen aus über 150 Veranstaltungen aller Genres und Gattungen, darunter 5 Welturaufführungen.
Die Temperaturen waren wenig sommerlich, als der neue spektakuläre Info-Pavillon des Hamburger Architektur Sommers 2023 von Christoph Winkler vom Vorstand des organisierenden Vereins „Initiative Hamburger Architektur Sommer e.V. dem interessierten Publikum und der Presse vorgestellt wurde.
Das norddeutsche Festival mit den malerischen Locations hat in seiner 11. Ausgabe am 06. Mai '23 ein paar der zurzeit erlebenswertesten Newcomer und etablierten Größen an ungewöhnliche Spielorte der historischen Altstadt von Stade gebucht. Verschwitzte Club-Atmosphäre im Schlachthof, lauschig-gemütlich im Landgericht, Stille in der Kirche St. Cosmae. U. v. a..
Windung um Windung steigt Werner Lamm die Treppe hinauf. Alte Mauern umgeben uns, die ältesten im Umkreis, was nicht verwunderlich ist, nutzten alliierte Bomberpiloten den 147 Meter hohen Turm der Kirche St. Nikolai doch als Zielmarke für die Bombardements Hamburgs im Sommer 1943.
Im Hintergrund leuchtet die Bühnenrückwand in sattem Rot, während die 11 Tänzer und Tänzerinnen sich über den dunklen Bühnenboden schreitend langsam warm laufen. Als die minimalistische Musik von Terry Riley aus dem Jahre 1964 einsetzt, erstrahlt das Licht und zeigt das Ensemble in ihren luftigen Kostümen in bunten Pastelltönen.
Zu Beginn rollen 13 nackte männliche Tänzer in Zeitlupentempo im grellen Licht von rechts nach links in Reihe auf den vorderen Bühnenrand. Mit minimalen Bewegungen schieben sich die Körper übereinander und eng aneinander geschmiegt über den schwarzen Boden.