Langsam heißt es wieder die Habseligkeiten im Koffer verstauen, einen Tisch für den letzten Abend reservieren und feierlich Abschied nehmen von einer kurzen, aber intensiven Zeit in der Provence. Schön war's, und wenn ich mir meine Urlaubsfotos so anschaue, sehe ich viele Erinnerungen, Orte und Gesichter: fröhliche, archetypische, knurrige, verwitterte, strahlende und nicht zuletzt steinerne.
Wer im Deutschunterricht zu gegebener Zeit aufgepasst hat, der kennt den Unterschied zwischen "schwer" und "schwierig" – auch wenn's immer und überall wieder gern falsch benutzt wird. Hier in der Provence gibt es eine ebenso einfache wie lebensnahe Eselsbrücke: Es ist unglaublich SCHWIERIG, sich den kulinarischen Genüssen zu entziehen und in der Folge wird man selbst immer SCHWERER. So simpel kann Grammatik im Selbstversuch sein...
Das ganze Haus riecht nach Rauch. Nachdem ich erst einmal festgestellt habe, dass glücklicherweise nicht mein eigenes Dach hellauf in Flammen steht, sehe ich deutlich entspannter den Rauchschwaden aus Nachbars Garten zu, wie sie sich über das hügelige Land verteilen. Zwei rußgeschwärzte Gestalten lehnen dabei zigarillorauchend auf ihren Forken und qualmen gelangweilt mit einem großen Ascheberg um die Wette. Müllentsorgung à la provençale. Gestern noch kaputte Möbel garniert mit Gartenabfällen und anderem undefinierbarem Kram – jetzt sechs Kilo Holzkohle. Voilà! So geht's auch. Hübsch auch der leichte Ascheregen, der beim Frühstück meine Terrasse überzieht... Aber ich will ja ohnehin los:
Schön zu sehen, dass sich in den letzten zehn Jahren gar nicht so sehr viel verändert hat in der Provence - wenn man von den besser ausgebauten (aber deshalb keineswegs besser ausgeschilderten) Hauptstraßen absieht. Über den verkehrsplanerischen Vorteil von Kreisverkehren muss man heute sicherlich nicht mehr diskutieren, aber hier wird jetzt überall gleich im ganz großen Stil gekreiselt, sobald von rechts auch nur ein Feldweg naht.
Wunderbar: Aus einer unvorhergesehenen Lücke in meinem Kalender ist ebenso spontan wie kontoplündernd ein Kurzurlaub in der Provence geworden. Nun sitze ich irgendwo im ländlichen Nichts zwischen zurückgeschnittenen Lavendelfeldern, Rosmarinbüschen und Weinbergen, in denen mit der ersten Herbstfärbung bereits die Weinlese beginnt und genieße den Blick auf Bergketten und historische Stadtkulissen, die in der Spätsommersonne in allen Ocker- und Rottönen schimmern.
Nach zehn Jahren mal wieder nach Südfrankreich. Reiseroute: Côte d'Azur, Provence, Marseille. Gebucht: kobaltblaues Wasser, Spätsommersonne und la vie en rose. Da dürfen natürlich ein paar augenzwinkernde Reisebetrachtungen nicht fehlen.