Es war Sommer, es war das Jahr 1988. Im Juli stand ich Bruce Springsteen das erste Mal Auge in Auge gegenüber, verborgen allerdings in der Masse der anderen 49.999 Zuschauer im Bremer Weserstadion.
Christoph Gedschold, der die Lübecker Philharmoniker bei ihrem vierten Saisonkonzert dirigierte, wurde intensiv beobachtet, wie üblich, wenn ein Anwärter für den noch immer vakanten GMD-Posten auf dem Podest steht.
Herbert Blomstedt, der inzwischen 91-Jährige, ist ein Altvertrauter. Konzertabende mit ihm besitzen deshalb ein Gefühl von Bekanntem, dennoch das des Ungewöhnlichen.
Ende der 70er – die Beatles reisten nach Indien zu Maharishi Mahesh Jogi, Timothy Leary proklamierte „Turn On – Tune In – Drop Out“ und warf sich eine ordentliche Dosis LSD25 in den Kopf, Stanislav Grof entwickelte die holotrope Atemtechnik, und John C. Lilly experimentierte mit Vitamin K (Ketamin).
Irgendwie keck ist es, wenn Lübecker in Scharen in Hamburg einfallen, um zusammen mit ihren Philharmonikern Johannes Brahms, im Hamburger Gängeviertel geboren, in der wundersamen Elbphilharmonie zu zelebrieren, in einem Gebäude, das der Elbmetropole zum Wahrzeichen wurde.
Mit herzlichem Applaus, wie einen alten Bekannten begrüßte das Lübecker Publikum nicht nur die Elbphilharmoniker, die zu ihrem zweiten Konzert in dieser Saison (13. Oktober 2018) in die MuK gekommen waren. Gleiches wiederfuhr auch Alan Gilbert, dem Dirigenten des Abends.
Nun beginnt sie wieder, die Fahndung nach einem neuen Generalmusikdirektor. Vakant ist der Posten seit Ende der Spielzeit 2016/17. Da hatte Ryusuke Numajiri seinen Vertrag vorzeitig gekündigt. Ein erster Anlauf, einen Nachfolger zu finden, scheiterte auf merkwürdige Art an nachträglich unerfüllbaren Forderungen des Erkorenen. Nur hatte man sich zu früh auf ihn fixiert und die anderen waren futsch.