Hilary Hahn und Omer Meir Wellber, Foto: (c) Olaf Malzahn

SHMF 2023
Omer Meir Wellber mit Mozart und Hilary Hahn

Programmänderungen verheißen in der Regel nichts Gutes. So kommt es denn auch bei einem der letzten großen SHMF-Festival-Konzerte in der Lübecker MuK.

Die zeitgenössische Komponistin Aziza Sadikova (geb. 1978) aus Usbekistan hat im Auftrag der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen das Doppelkonzert für Violine und Akkordeon "Labyrinthe du temps" komponiert, damit es in diesem Jahr uraufgeführt werden kann. Eine Corona-Erkrankung hindert die Star-Violinistin Hilary Hahn aber daran, sich in das Stück einzuarbeiten, um es gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Omer Meir Wellber am Akkordeon aufzuführen. Wellber füllt die Lücke kurzerhand mit der 1. Sinfonie Mozarts und versöhnt das Publikum zum krönenden Abschluss mit seinem Instrument. Er spielt unter Begleitung der Streicher das "Ave Maria" von Astor Piazolla, emotional seufzend, wie es nur mit einem Akkordeon möglich ist.

Dirigent Omer Meir Wellber spielt das Akkordeon, Foto: (c) Hildegard PrzybylaDirigent Omer Meir Wellber spielt das Akkordeon, Foto: (c) Hildegard Przybyla

Vom Konzert bleiben Mozart und Schubert. Der Beginn mit der Ouvertüre zu Mozarts "Don Giovanni" weckt die Zuhörer im ausverkauften Haus mit sprunghaft prickelnden Akkorden. Einmal frisch aufgeschüttelt lauscht das Publikum dem folgenden Violinkonzert Nr. 5 A-Dur mit Hilary Hahn hoch konzentriert. Die Künstlerin wirkt kühl und präzise, während das Orchester seiner Spielfreude unter dem temperamentvoll agierenden Dirigenten freien Lauf lässt. Im dritten Satz spielt Hahn wärmer und flexibler und erst in der Zugabe, der Sarabande aus der D-Moll-Partita von Bach, findet sie innig gedankenverloren zu sich. Hier bewahrheitet sich abermals der Spruch: Das schönste an den Konzerten sind immer die Zugaben !

Die 1. Sinfonie Mozarts, komponiert im Alter von acht Jahren, wird trotz aller Schlichtheit anspruchsvoll von der Bremer Kammerphilharmonie gespielt. Im zweiten Satz vermögen die Streicher kaum hörbar zart zu bleiben.Sie lassen die schon in diesem frühen Werk vorhandene Magie Mozarts spüren.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Omer Meir Wellber, Solistin Hilary Hahn, Foto: (c) Olaf MalzahnDie Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Omer Meir Wellber, Solistin Hilary Hahn, Foto: (c) Olaf Malzahn

Mit Schuberts 2. Sinfonie haben die Musiker ein weiteres virtuoses Stück ausgewählt. Wellber weiß, das Orchester mit aller Kraft und Energie anzufeuern und die ohnehin bestens aufgelegten Musiker zeigen ihr ganzes Können ungebremst. Diese Sinfonie Schuberts ist noch lebhafter als Mozarts Werke. Die fast unhörbaren Pianissimi im zweiten Satz lassen den Atem stocken während das temperamentvolle Finale in lautes, weinseliges Schunkeln gerät. Das Orchester ist in allen Teilen an diesem Abend grandios und wird völlig zu recht als "Orchestra of the Year" vorgeschlagen.

Fotos: (c) Olaf Malzahn


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