Bei einem Festivalsommer mit dem Schwerpunkt London darf das London Philharmonic Orchestra mit seinem Chefdirigenten Edward Gardner nicht fehlen. Ebenso unerlässlich ist Edward Elgar als einer der bedeutendsten Komponisten Englands, der hier mit zwei Konzerten auftrumpft, einmal mit seinem berühmten Cellokonzert sowie der Sinfonie Nr. 1 As-Dur op.55. Das sind Londoner Schwergewichte in Konzertkultur pur.
Für das Cellokonzert tritt die Star-Solistin Sol Gabetta auf. Sie ist dem Festival bestens vertraut, war sie doch schon 2014 Porträtkünstlerin des SHMF. Nach einem fetzigen Warm-Up des Orchesters mit einer modern jazzigen Opern-Suite aus "Powder Her Face" des zeitgenössischen Thomas Ades schwebt sie gehüllt in eine Wolke aus weißem, leicht gestreiftem Chiffon auf die Bühne. Rein optisch mit den üppig arrangierten Stoffbahnen ein Kunstwerk für sich.
Das Publikum in der ausverkauften Musik- und Kongresshalle tobt vor Beifall. Es wird von der Solistin und dem Orchester mit einem kurzen weiteren Stück von Edward Elgar, "Sospiri" (übersetzt der Seufzer), belohnt. Sol Gabetta lässt sich zu einer zweiten Zugabe hinreißen und spielt den zweiten Satz aus dem Werk "Gramata Cellam" (Buch für Violoncello) des lettischen Komponisten Peteres Vasks, das so genannte "Dolcissimo". Mit zarter Bogenführung und Pizzicati entlockt sie ihrem Instrument sphärische Klänge und setzt dabei melodisch begleitend auch ihre Stimme ein. Ein ästhetisch glanzvoller Höhepunkt.
Nach der Pause kann das Orchester seine Klasse mit dem nächsten großen Werk von Edward Elgar unter Beweis stellen. Hier klingen gleich zu Beginn Grundtöne des "Noblimente"-Themas aus seinen "Pomp and Circumstance Marches" an. Dabei hat Elgar in diese erste Sinfonie starke Gegensätze gesetzt. Das Orchester ist mit den schwierigen Abläufen bestens vertraut und kann von ruhigen Variationen blitzschnell in laute Unruhe oder bissige Märsche wechseln. Edward Gardner hält sein Ensemble mit energischer Bestimmtheit zusammen, die Musiker lassen sich punktgenau bis zum ekstatischen Schlussakkord von ihm leiten. Die Londoner Musiker werden mit Standing Ovations verabschiedet.
Fotos: (c) Hildegard Przybyla