Am Samstag, den 27.09.2025 bekam die indische Medienkünstlerin Shilpa Gupta den mit 25.000 Euro dotierten Possehl-Preis 2025 für internationale Kunst und eröffnete gleichzeitig in der Kunsthalle St. Annen ihre erste umfassende Museumsausstellung in Deutschland.
Wieder einmal gibt es eine Zusammenarbeit in Sachen moderner Gegenwartskunst zwischen dem Lübecker Kunstverein, der Overbeck-Gesellschaft und der Lübecker Kunstkirche St. Petri. Unter dem Titel: „Vom Himmel gefallen“ hat die Kuratorin Paula Kommoss insgesamt sieben Künstler und Künstlerinnen eingeladen, aktuelle Werke zum Thema sowohl in den Räumlichkeiten der Overbeck-Gesellschaft, in dem Pavillon im Garten des Behnhauses wie auch im großen Kirchenraum von St. Petri zu präsentieren.
Seit vielen Jahren gehört die 1961 in Freiburg geborene Künstlerin Katharina Grosse zu den Weltstars der gegenwärtigen Kunstszene. Mit ihren radikalen, raumgreifenden in-situ-Malereien, die sowohl in Farbigkeit als auch in den Ausmaßen viele Grenzen sprengen, hat sie sich weltweit einen Namen gemacht.
Schon beim Betreten der historischen Katharinenkirche in der Lübecker Altstadt fällt auf, dass sich die sonst eher schlichten Kirchenräume verändert haben. Quer durch den eher grauen Backstein-Bau der ehemaligen Franziskanerkirche mit den einfachen braunen Kirchenbänken fällt der Blick auf die farbenfrohe Raum-Intervention, die die Possehl-Preis-Trägerin 2024, Johanna Broziat (1982) geschaffen hat.
Noura Dirani, die Direktorin der Kunsthalle St. Annen, bleibt ihrem Kurs treu: mehr Partizipation und Teilhabe für Jung und alt, mehr Transparenz der Museumsarbeit, mehr Zusammenschluss der Lübecker Museen, mehr Sichtbarkeit der Kunst und Kultur im öffentlichen Raum.
Beim Gang in die Petri-Kirche begrüßte mich mein Nachbar und dortiger Küster mit den Worten: „Na, Kunst gucken? Viel Spass beim Suchen!“. Und tatsächlich schien der riesige und wunderbare Kirchenraum mit seinen weißen Wänden und hohen Fenstern seltsam leer. Nur zwei etwas eigentümliche Skulpturen waren zu entdecken.
In der Hamburger Kunsthalle gibt es eine kurze Geschichte der Illusionen in Bildern und Skulpturen: „Illusion - Traum - Identität - Wirklichkeit“ nennt sich die aktuellste Schau in der Hamburger Kunsthalle, die mal wieder belegt, dass viele Kunst zu schön ist, um wahr zu sein. Dabei beleuchtet die großartige, äußerst umfangreiche und epochenübergreifende Ausstellung die unterschiedlichsten Facetten des Thema Illusion von der Kunst der Alten Meister bis in die unmittelbare Gegenwart.
Mit zwei bekannten Filmtiteln kommen die neuesten Schauen in der großen Halle der Deichtorhallen gegen Ende des Jahres daher. Während „High Noon“ den Moment bezeichnet, zu dem die Sonne im Zenit steht, es keinen Schatten gibt, alles gleichzeitig der unbarmherzigen Strahlung ausgesetzt ist, die alles direkt ausleuchtet und der man sich nicht entziehen kann, fällt im US-amerikanischen Western „Zwölf Uhr mittags“ von 1952 der entscheidende Schuss. Dagegen wird im Film „Blow Up“ aus dem Jahr 1966 der Mörder erst durch eine außerordentliche Vergrößerung eines Bildes sichtbar.
Die Kulturtanke am Holstentor lädt ein zur Jahresschau mit gesammelten Werken (2021-2024) von Lübecks kreativem Multitalent Jana Nitsch. Denn die außerordentlich talentierte Künstlerin baut nicht nur Skulpturen, sondern macht auch Musik (Troubadour), schreibt poetische Lyrik und stellt wunderschönen Schmuck her. Sie selbst sieht sich als „musizierende Poetin mit dem Hang zu wesenserschaffender Knetitation“.
Die Hamburger Kunsthalle kann sich glücklich schätzen, sehr großzügige Sammler und Unterstützer zu haben, die durch Schenkungen oder sehr freigiebige Leihgaben immer wieder dafür sorgen, dass hervorragende Kunst der Gegenwart plus Neuerwerbungen es ermöglichen, Ausstellungen zu konzipieren, wie die, die jetzt das gesamte Sockelgeschoss der Galerie der Gegenwart bespielt.