Alljährlich im Sommer schlägt Roncalli seine Zelte neben dem Holstentor auf und versetzt ganz Lübeck ins Zirkusfieber. Die Premiere wurde im voll besetzten Zirkuszelt stürmisch gefeiert. Der Name des Programms "ARTistART" beinhaltet das hübsche Wortspiel: ARTIST - Art. Eben dieses Gastspiel hat kurz zuvor mit riesigem Erfolg auch in New York neben dem Metropolitan Theatre stattgefunden.
Ein Festival für alle, egal ob jung oder alt, behindert oder nicht behindert, Bio-Deutscher oder Zugewanderter, Mann, Frau oder alles dazwischen und rundherum, schwarz, weiß oder braun, oder was auch immer. Allerdings gilt dieses vielleicht sogar in Europa größte inklusive Musik- und Kunst-Festival als eine Riesen-Party nur für Menschen, die sich ganz konkret und explizit gegen Faschismus, Intoleranz, Rassismus, Homophobie und für Demokratie aussprechen.
Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches diesjähriges Festival erschienen anfänglich eher schlecht. Da war zunächst das Wetter der letzten Tage mit Schauern und fiesen Temperaturen um die 14 Grad tagsüber, sowie die starke Konkurrenz durch das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft, welches die deutsche Mannschaft mit einem grandiosen 5:1 für sich entscheiden konnte.
Die Dräger-Stiftung feierte am 3. Juni mit einem Festakt im Lübecker Rathaus ihr 50-jähriges Jubiläum. Auf dem Programm stand auch die Preisverleihung des Wettbewerbs "Demokratie entwickeln".
Überall spannen sich bunte Blickfänger über den Straßen des Viertels zwischen Untertrave, Beckergrube und Marktplatz. Mal sind es die beliebten bunten Regenschirme, die sich von einem hohen Pfahl in alle Richtungen über dem Rathausmarkt ziehen, dann aber dominieren bunte Wimpel, Wasserkannen, sich drehende Fische, stilisierte Kronleuchter, runde Laternen oder Lampenschirme über den Köpfen der staunenden Besucher.
Jede neue Sturmböe, die vielfarbige Schaumberge Richtung Publikum blies, wurde mit lauten Jubel-und Lustschreien begrüßt. Dabei waren die großen und kleinen Gäste vor dem Holstentor ausdrücklich davor gewarnt worden, dass der künstliche Schaum, der aus abbaubaren Lebensmittelfarben erzeugt wurde, Flecken auf Kleidung hinterlassen könne.
Zum Ende der äußerst vielschichtigen und wunderbaren Eröffnungsveranstaltung zur neuen Schau im Günter Grass-Haus wurde es laut, sehr laut. Dr. Motte, der Gründer der Berliner Love Parade und Dr. Jörg-Philipp Thomsa, Leiter des Grass-Hause heizten dem vollen Saal in der Gollan-Werft mit harten Techno-Beats richtig ein. Da tanzten Jung und Alt, Kulturpublikum und Honoratioren. Gründe dafür gab es genügend, denn der eigentliche Gastgeber, unser beliebter Gesamtkünstler Günter Grass, war nicht nur ein Literat, Zeichner und Bildhauer, sondern auch ein wahrer Tanzbär.
Am letzten Tag des Septembers rief mich am frühen Abend ein Freund an, ich solle mich sofort auf den Weg machen, am Krähenteich gebe es gleich etwas zu sehen. Da seine Tipps in der Vergangenheit stets zuverlässig waren, sputete ich mich, schwang mich auf das Fahrrad und radelte zur Rehderbrücke, dort wo der Düker das Wasser der Wakenitz in den Krähenteich einleitet.
Am Freitag um 15 Uhr muss sich der Carlebach Park im Lübecker Süden vor legendären Festivalorten wie Wacken, Scheeßel oder dem Nürburgring nicht verstecken. Auf den zweiten Blick weckt die zeltfrei im Gras sitzende, tanzende und spielende Masse allerdings eher Assoziationen mit Woodstock.