Lumpenpack, Foto: (c) Leonhard Calm

Campus Open Air 2023
Das beste COAL aller Zeiten

Am Freitag um 15 Uhr muss sich der Carlebach Park im Lübecker Süden vor legendären Festivalorten wie Wacken, Scheeßel oder dem Nürburgring nicht verstecken. Auf den zweiten Blick weckt die zeltfrei im Gras sitzende, tanzende und spielende Masse allerdings eher Assoziationen mit Woodstock.

Vor dem Audimax der Universität thront die imposante Hauptbühne über ihren beiden kleineren Geschwistern. Der entscheidende Unterschied zu vielen anderen Festivals dieser Größe: Die Organisatoren, namentlich die Asten der TH Lübeck und der Universität, verlangen keinen Eintritt. Darin unterscheidet das COAL sich auch von anderen Campus-Festivals, wie beispielsweise dem Lunatic am Lüneburger Campus, das dieses Jahr auch aufgrund niedriger Ticketverkaufszahlen nicht zustande kommt.

Flukes, Foto: (c) Leonhard CalmFlukes, Foto: (c) Leonhard Calm

Dies hat auch optische Auswirkungen: Keinerlei Absperrungen schränken die Sicht und Bewegungsfreiheit ein. Gut gelaunte Grüppchen ziehen im Dreieck von Wiese über Getränkestände zu den Bühnen oder in die Gegenrichtung, der Sicherheitsdienst weist freundlich auf das Glasflaschenverbot hin, über dem Gelände liegt ein Duft Frühling, Bier und Harmonie. Alle sind darauf aus, gemeinsam ein gelungenes Fest zu feiern.

Polizei und Sicherheit schätzen die Zahl der Besucherinnen und Besucher auf etwa 10.000. Damit wäre die diesjährige Ausgabe des Campus Open Air Lübeck größer als alle ihre Vorgängerinnen. Das liegt sicherlich auch an Bands wie dem Lumpenpack, die schon 2020 kommen sollten, 2022 selber mit Corona ausgefallen waren - und so dieses Mal als mittlerweile national erfolgreiche Gruppierung einen Mainact darstellten, wie er sonst auf eintrittsfreien Festivals wohl kaum zu realisieren sein dürfte. Vor allem auf den beiden kleineren Bühnen präsentieren in diesem Jahr aber auch wieder eine ganze Reihe lokaler Acts ihr können, unter anderem die Lübecker Indie-Formation Flukes, der Klangschalenkünstler Paul Frey und das mit Cello und Piano innovativ besetzte Singer-Songwriter-Duo Vocellize.

Vocellize, Foto: (c) Leonhard CalmVocellize, Foto: (c) Leonhard Calm

Trotz der bisher ungekannten Dimensionen habe es Jahre gegeben, in denen die Angehörigen des Organisationsteams weitaus weniger Schlaf gefunden hätten, erzählt Alexandra Seebode, die gemeinsam mit Dominik Philipp die Produktionsleitung innehat. Dieses Jahr seien das gesamte Organisationsteam und alle Helfenden außergewöhnlich motiviert gewesen. Dies ist keine Selbstverständlichkeit: 2016 war das Festival, das 2011 ins Leben gerufen wurde, wegen einer zu niedrigen Anzahl helfender Hände schon einmal abgesagt worden.

Mit Blick auf die Kosten stellt die technische Ausstattung den größten Posten dar, direkt gefolgt von den Gagen für Künstlerinnen und Künstler. Finanziert wird das Festival neben Standmieten und Einkünften aus den Getränkewägen, die von den Asten selbst betrieben werden und auf denen Ehrenamtliche in großer Zahl am Zapfhahn stehen, allem voran mit Hilfe einer Vielzahl von Sponsoren.

Lumpenpack auf dem Screen, Foto: (c) Leonhard CalmLumpenpack auf dem Screen, Foto: (c) Leonhard CalmDie Reaktionen der Anwohnerinnen und Anwohner fallen unterschiedlich aus, von Unterstützung für ein solches Event bis zu Protest gegen Lärm und Müllverpestung. Letzteres Möchte Alexandra Seebode allerdings so nicht stehen lassen: Es sei nicht zu bestreiten, dass der Park nach dem Festival stets einer Müllhalde gleiche - allerdings sei er nach den Aufräumarbeiten wohl auch sauberer als zu jedem anderen Zeitpunkt des Jahres, denn schließlich sei den gesamten Folgetag eine Vielzahl von Helferinnen und Helfern mit dem Aufräumen beschäftigt. Dennoch, so klingt es heraus, wäre es eine große Erleichterung für alle Beteiligten, wenn Besucherinnen und Besucher in Zukunft weniger Müll auf dem Gelände zurücklassen würden.

Abgesehen davon bezeichnet Alexandra diese insgesamt zehnte Ausgabe des Coal - es ist die sechste, an der sie aktiv mitwirkt - als die ihrem persönlichen Empfinden nach bisher gelungenste. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass das Wetter im Gegensatz zum vergangenen Jahr uneingeschränkt mitgespielt hat, als ein Wolkenbruch einen Großteil der Anwesenden in die Flucht trieb. Die beiden Jahre davor war die Veranstaltung pandemiebedingt ins Wasser gefallen.

Fotos: (c) Leonhard Calm


Sie haben keine Berechtigung hier einen Kommentar zu schreiben.