Das NDR Elbphilharmonie Orchester bietet zum Jahreswechsel 2021/2022 mit dem japanischen Jazzpianisten Makoto Ozone und dem Chefdirigenten Alan Gilbert ein abwechslungsreich schmissiges Konzert. Auf dem Programm stehen Dvoraks "Karneval", eine Konzertouvertüre, John Adams "The Chairman Dances", Gershwins "Rhapsodie in Blue" sowie Rachmaninows "Sinfonische Tänze".
Höhepunkt dieser rasanten Mischung ist George Gershwins Evergreen "Rhapsodie in Blue". Als Gastsolist übernimmt der weltweit geschätzte Jazz-Pianist Makoto Ozone die Solopartien in diesem Stück. Er ist kurzfristig eingesprungen für die italienische Jazz- und Pop-Ikone Stefano Bollani, der aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht reisen kann. Makoto Ozone hat ihn mindestens gleichwertig ersetzt. Gut gelaunt und selbstsicher betritt Ozone die Bühne und lässt sogleich mit dem Orchester wie auch solo die Funken zwischen Blues, Ragtime und Jazz fliegen. Die Sololäufe meistert er in wechselnden Tempi perlend temperamentvoll, während er im Zusammenspiel mit dem Orchester von den Bläsern etwas übertüncht wird.
Alles in allem eine imposant bravouröse Leistung, die das Publikum nach einem besonders atemberaubenden Solo sogar zu einem Zwischenapplaus hinreißt. Das Orchester selbst vermag anschließend die der Rhapsodie zugrunde liegende Melodie klanglich groß und professionell überzeugend darzulegen. Der ebenfalls gut aufgelegte Chefdirigent ermuntert den Solisten zu zwei großzügigen Zugaben und Makoto Ozone bietet Jazz vom Allerfeinsten: Chick Corea sowie ein eigenes Arrangement.
Nach einem derartigen Auftritt fällt es gar nicht so leicht, sich auf die "Sinfonischen Tänze" von Rachmaninow einzulassen. Die im Titel versprochenen Tänze sind raffiniert gut versteckt. Das Werk ist überwiegend sinfonisch angelegt und lässt nur gelegentlich melancholische Walzerklänge oder gregorianischen Hymnus aufblitzen. Das erfahrene Orchester lotet alle Höhen und Tiefen aus und beweist einmal mehr sein unvergleichlich hohes Niveau.
So ist es den Elbphilharmonikern auch ein Leichtes, die beiden außergewöhnlichen Eingangsstücke zu meistern. Mit der Ouvertüre "Karneval" von Dvorak gelingt es dem Orchester, eine ausgelassene Stimmung zu erzeugen. Es klingt ein wenig nach "Aus der Neuen Welt" von ihm, jedoch lassen sich Funken seines unverkennbar tschechischen Heimatstils nicht vermeiden.
Die Einleitung macht John Adams mit "The Chairman Dances". Er ist 1947 geboren und damit unter den genannten Komponisten der einzig lebende. Sein Stil ist modern, minimal mit vielen faszinierend motorischen Wiederholungen unterschiedlichster Instrumente. Sie erinnern an den mechanischen Arbeitsablauf in einer industriellen Werkhalle. Unter Beteiligung des ganzen Orchesters bildet sich ein überwältigender Klangrausch. Kein Konzert und erst recht kein neues Jahr könnte prickelnder starten.
Fotos: (c) Hildegard Przybyla