Håkan Hardenberger 2016 in der MuK, Foto: Olaf Malzahn

Neustart für die NDR-Elbphilharmoniker in der MuK
Nobody Knows

Nach monatelanger Durststrecke und etlichen Absagen feierte das Elbphilharmonie Orchester endlich sein 8. Sinfoniekonzert und läutete damit aber auch gleichzeitig seine Sommerpause ein.

Kein Grund zur Trauer, denn schon schließt sich das Schleswig-Holstein Musik Festival mit weiteren Überraschungen - unter anderem auch dieses Orchesters - in der MuK an. Zur Zeit sind 500 Zuhörer in der MuK zugelassen, die sich beim letzten öffentlichen Konzert im Raum verloren haben, wodurch die Akustik naturgemäß etwas litt.

Das Programm des 8. Sinfoniekonzertes war außergewöhnlich. Umrahmt von zwei imposant abstrakten Werken aus Spanien sowie Argentinien stand das Trompetenkonzert "Nobody knows de trouble I see" von Bernd Alouis Zimmermann im Mittelpunkt. Die Partitur lehnt sich an das gleichnamige Spiritual an und soll die hoffnungslos traurigen Gefühle der Afroamerikaner zum Ausdruck bringen, heute auch mit "Black Lives Matter" bezeichnet. Der Komponist Zimmermann empfand starke Empathie mit dieser unterdrückten Bevölkerungsgruppe und wollte musikalisch zu mehr Toleranz aufrufen. Er tat dies, indem er - ein wenig aus der Klassik kommend - "Nobody knows" mit Jazz verschmolz. Die Melodie des Spirituals war kaum noch wahrzunehmen, die Trompete mit Hakan Hardenberger als überzeugenden Solisten wies eindeutig in Richtung Jazz, unterstrichen noch durch die swingenden BigBand-Klänge im Orchester.

Der Eingang des Konzerts war dem Spanier Manuel de Falla mit seiner modernen Suite "El amor brujo" (Der Liebeszauber) vorbehalten. In zahlreichen an seine andalusische Heimat erinnernden Tänzen führte er abstrakt durch den Zauberdschungel der Liebe. Von der Beschwörung der Nacht im Fagott über schrille Rufe der Holzbläser und Trompete bis zu den lauten Morgenglocken im Finale wird die Geschichte der jungen Candela erzählt, die von dem eifersüchtigen Gespenst ihres toten Liebhabers verfolgt und immer dann gestört wird, wenn es mit ihrem neuen Liebhaber gerade am schönsten ist.

Den Abschluss bildete das ebenso überraschend großartige Konzert des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera. Viel zu selten kommt auch dieser Künstler auf hiesigen Bühnen zu Gehör. In insgesamt zwölf Variationen lässt er die teils wilden Charaktere der Gauchos aus der argentinischen Pampa aufspielen. Das klingt nicht nach sinnlich-melancholischem Tango, sondern nach dem Tanz der im härteren Leben stehenden argentinischen Cowboys, ganz abstrakt, ohne an folkloristisches Material zu erinnern. Jede Variation hatte ihr eigenes Leitinstrument und das begeisternd aufspielende Orchester folgte meisterlich. Den Schlusspunkt setzte ein dem bekannten Säbeltanz ähnelndes Orchesterinferno.


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