Zunächst standen etwas langatmige Statements von Bernd Jorkisch (Honorarkonsul der Republik Finnland) und seiner französischen Kollegin Valerie Luebken (Generalkonsulin Frankreichs) zum kulturellen Anlass: dem Deutsch-Französischen Tag auf dem Programm. Die Hoffnung auf ein friedvolles Jahr 2025 wurde bekundet und die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich in Zeiten von Krisen und Kriegen eingefordert. Doch dann sprachen die Kompositionen der eingeladenen musikalischen Gäste für Vielfalt, Kreativität und Virtuosität.
Unter der Leitung des Flötisten und Saxophonisten Pierre Bertrand gesellten sich insgesamt 9 junge Musiker*innen des „European Jazz Companions“ auf der kleinen Bühne des Ballsaals des Atlantic-Hotels in Travemünde und gaben einen Vorgeschmack auf das kommende Festival im Sommer 2025. Musikalisch eröffnet wurde das Konzert mit einem Video von der Wiedereröffnung der restaurierten Pariser Großkirche „Notre Dame“ kurz vor Weihnachten. Die Musik dazu stammte von Piere Bertrand und trug den wunderbaren Titel „Hope“, gesungen von der französischen Sängerin Clara Luciani vor dem grandios beleuchteten Eingang der französischen Sehenswürdigkeit, die vor 5 Jahren weitgehend in Flammen aufging. So hoffnungsvoll und beschwingt ging es weiter mit dem Titel „Luna“, leider etwas zu laut und schlecht ausgesteuert am Gesang von Isabelle Simon.
Die European Jazz Campanions unter Leitung von Pierre Bertrand
Die jungen Musiker der kleinen „Big-Band“, bestehend aus Klavier, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Gesang und vierköpfigen Bläsersatz zeigten vollen Einsatz und überzeugten mit jazzigen Stücken, wie dem rhythmisch eingeklatschten Stück des Schlagzeugers, „Mont Dauphine“, ein Bergmassiv in den französischen Alpen, wo sie sich alle zu einem Work-Shop getroffen hatten. Das dortige Programm richtete sich an junge Absolvent*innen europäischer Musikschulen, die von renommierten Profis des Fach gecoacht und vorbereitet wurden auf ein professionelles Leben als Jazz-Musiker. Teilnehmer kamen aus Deutschland, Frankreich, Finnland und Estland.
Mit dabei war zum Beispiel auch der junge Pianist Max Taekle, der auch in Travemünde mit schnellem Anschlag und einer wunderbaren Leichtigkeit seines Spiels am Flügel überzeugte. Dann wurde als Gast der französische Trompeter Alain Brunet auf die Bühne geholt, der bereits weltweit auf Tournee war und einer der vielseitigsten Stimmen des französischen Jazz ist. Von seinen Reisen zum Beispiel nach Madagaskar hatte er die Stücke „Migrations“ und „Rue Colbert“ mit gebracht. Dann war Pause und Zeit für eine Erfrischung, wobei auch einige Besucher des zunächst voll besetzten Saals das Weite suchten. Leider litt das Konzert doch etwas unter der grellen Mischung und Lautstärke vom Mixpult.
Star an der Trompete: Anders Bergcrantz aus Schweden
Danach wurde es noch einmal etwas skandinavischer. Der schwedische Trompeter Anders Bergcrantz eroberte die Bühne. Nachdem er sich kurz in Deutsch versuchte und zu berichten wusste, dass er zwei Tage zuvor ganz entspannt über die Ostsee mit der Fähre von Malmö nach Travemünde geschippert war, begann er mit einem jazzigen Chanson über die Sonne und das Meer und einer alten Eigenkomposition „While my horn gently wheeps“. Dann wurden die Farben der Träume vom Publikum abgefragt. Während einige eher in blau oder rosa träumen, war sich Bertrand sicher, dass seine „Sweet Dreams“ überwiegend in „Magenta“ daher kommen.
So ging ein Jahres-Eröffnungskonzert zu Ende, das nicht völlig überzeugen konnte, aber Lust auf das Classical Beat Festival vom 18. Bis 26. Juli 2025 machte, das dieses Jahr Kurs auf das afrikanische Ghana nimmt. Dann werden unter anderem die ghanaische Frafra-Sängerin Florence Adooni und ihre pulsierende Highlife-Band aus der Region Kumasi zu Gast sein. Hinzu kommt die als „Stimme Afrikas und in der Tradition einer Miriam Makebas“ gefeierte Sängerin Tutu Puoane aus Südafrika und der Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist Adjiri Odametey aus Ghana. Man darf gespannt sein.
Foto: Holger Kistenmacher