Kunst in der Eingangshalle der NordArt: Der babylonische Turm von XI Jianjun, Foto: (c) Jörg Wohlfromm

Die NordArt in Büdelsdorf
Pflichttermin für Kunstliebhaber und Sommer-Ausflugs-Genießer

Die jährliche Kunstschau der Superlative in Schleswig-Holstein vereint wie jedes Jahr eine internationale Schar an Künstler/innen aller Genres und Länder dieser Erde.

Insgesamt über 200 Artisten (Maler, Bildhauer, Installations-, Foto- und Video-Künstler) aus 102 Ländern präsentieren ihre Werke auf 22.000 qm Ausstellungsfläche in der ehemaligen Carlshütte, sowie draußen im 80.000 qm großen, wunderschönen Skulpturenpark. Schwerpunktländer sind diesmal Frankreich und die Mongolei. Dazu kommt in der Wagen-Remise der Themenschwerpunkt: Norddeutsche Realisten in Petersburger Hängung.

Wie üblich sind aber auch wieder chinesische Künstler mit ihren gigantischen Werken stark vertreten: Zum Beispiel Xi Jianjun, der begehbare, über 7 Meter hohe Holzskulpturen, wie den gewaltigen babylonischen Turm oder die umgekippte Spitze des Capitols, gleich in die Eingangshalle gestellt hat. Aus Frankreich kommt die politische Fotoserie des jungen Künstlerinnen-Duos Elsa & Johanna, die sich mit der Homosexualität auseinandersetzt.

Archaisch bis naturalistisch kommt die scheinbar unbekannte moderne Kunst aus der Mongolei daher. Dabei geht es um Steppe, Pferde, Bögen, Pferdekopf-Geigen und aufgefächerte Jurten, dazu Malerei und überraschende Installationen.

Foto: (c) Jörg WohlfrommFoto: (c) Jörg Wohlfromm

Aber zu entdecken gibt es auch wieder vielerlei Malerei der Superlative, sowie von der Decke hängende Hirsche, aber auch an den Füßen aufgehängte Folteropfer. Holz-Leoparden schreiten majestätisch in der Horde herum, während das verspielte Spiegel-Kabinett des Chinesen Deng Guoyuan zum Staunen und Spielen einlädt. Also Filzpuschen angezogen und ein Lächeln aufgesetzt!

Erstaunliches auch aus der Fotografie-Sparte: Da stellt sich ein gigantisches Abendmahl-Bild als wahnsinnige Bastel-Arbeit aus filigranen Kleinstkartons und Spielsachen heraus. Also näher ran gehen! Selbst das Stillleben ist nicht tot, wie die sechsteilige Serie vom Griechen Koukouwitatis (Natura morte) belegt. Viel Witz beweist der Holländer Harry van der Woud mit seinen Selbstporträts, während sich eine Schwangere in grandiosen Verrenkungen zeigt - trotz Babybauch.

Norddeutsche Kunst in St. Petersburger Hängung, Foto: (c) Jörg WohlfrommNorddeutsche Kunst in St. Petersburger Hängung, Foto: (c) Jörg Wohlfromm

Und natürlich lohnt wie immer ein Spaziergang durch den wunderbaren Skulpturenpark mit seinen uralten Bäumen – mein Favorit: die riesige Rotbuche. Dann noch ein Blick in die Wagen-Remise zu den norddeutschen Realisten geworfen, wo es viel Meer, Strand, Hafen und nackte Körper in Petersburger Hängung zu sehen gibt, bevor man sich in die herrlichen Hecken-Kabäuschen zu Kaffee und lecker Kuchen-Stärkung zurück zieht.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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