Im letzten Jahr musste die NordArt wegen Corona noch abgesagt werden. Aber dieses Jahr darf sich die geneigte Schar der Kunstinteressierten wieder freuen auf einen wunderbaren Ausflug ins beschauliche Büdelsdorf bei Rendsburg.
Bei schönsten Sommerwetter konnte ich die Schau bei einem mehrstündigen Rundgang bereits besichtigen. Dabei empfiehlt sich zunächst ein Spaziergang durch monumentale Kunst im weitläufigen Parkgelände der Carlshütte. Da glänzt das riesige Stahlpferd von Michael Gabriel im Sonnenlicht, während die rotgesichtigen Groß-Skulpturen vom chinesischen Künstler Liu Ruowang Spalier stehen: „The East is red“. Im nahen Teich strecken sich Beine heraus wie beim Wasser-Ballett, während die Riesen-Babies des Tschechen David Cerny durchs Gras robben. Unter riesigen Rotbuchen und diversen exotischen Gehölzen verstecken sich Skulpturen und Installationen, die entdeckt werden wollen.
Dann geht es ab in die Wagen-Remise, wo sich dieses mal eine skurrile Schar an Fantasie-Tieren versammelt hat. Da wird dem Hasen der Marsch geblasen, während seltsame Zwitterwesen aus Ton an den Wänden hängen oder wundersame Puppen auf Nachtschicht sind. Hieronymus Bosch lässt grüßen. Unter dem Titel „Welt der wundersamen Wesen“ sind Fotos, Malerei, Skulptur und Installationen zu sehen, die einen neuen und oft witzigen Blick auf Mensch und Tier ermöglichen.
Jetzt ist es Zeit, vielleicht für eine herrliche Kaffee- und Kuchen-Pause im lauschigen Garten-Café des Park-Geländes, bevor es per Zeit-Fenster-Ticket in die weitläufigen Hallen der ehemaligen Metallhütte geht. Dort gibt es wieder eine schier unüberschaubare Masse an hochklassiger Kunst aller Genres. Eine wilde Mischung aus glänzenden Dodos, wunderbaren schrundigen Holzarbeiten des Deutsch-Polen Jan de Werydas oder gesichtslose Ikonen von Elena Kambina aus Usbekistan füllen den ersten Raum. Ein wahrer Kunst-Dschungel tut sich auf.
Unter dem Titel „Identität“ etwa sind acht Künstler*innen aus Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan dabei und bilden einen Sonder-Schwerpunkt, obwohl wie immer die Monumental-Skulpturen aus China und Osteuropa stark vertreten sind. Da fliegen rote Hirsche aufgehängt am Himmel, während eine Riesen-Armee aus fleißigen Ameisen einen betriebsamen Arbeiterstaat bilden: „Era of Migration“ von Chen Zhiguang (China). Raumgreifende Großskulpturen von Jörg Plickard oder eine Gruppe filigraner Flugwesen aus Dratgestell buhlen um die Gunst der Betrachter*innen mit herrlichen Fotoarbeiten, wie die fantasievoll bearbeiteten Aufnahmen von Kirchen und Türmen im Watt oder der schäumenden Nordsee bei Föhr.
Klasse auch die verschiedenen Varianten des Abendmahls, mal als großes Fressen, dann wieder als Unterwasser-Fotografie. Dazu großformatige Malerei mit den unterschiedlichsten Themen oder verspielte Spiegelarbeiten oder filigrane Licht-Schatten-Spiele aus Papier-Insekten. Ganz anders wiederum das Kabinett vom Franzosen Gilles T. Lacombe, der einen meditativen Raum aus 40 Sprachen von kreolisch über japanisch bis zu aramäisch geschaffen hat, während der Isländer Gudmundur Ludviksson gar riesige, bemooste Lava-Brocken aus seiner nördlichen Heimat nach Büdelsdorf mitgebracht hat.
Es gibt wieder unendlich vielfältige Kunst zu begutachten, wobei für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Also wie immer: Auf zur NordArt! Es lohnt sich!
Die NordArt 2021 läuft noch bis zum 10. Oktober. Der Besuch kostet 18,50 Euro und kann unter Corona-Hygiene-Regel besichtigt werden. Infos zu den jeweils gelten Regeln unter: www.nord-art.de