Daniel Hope in Hasselburg

SHMF 2023
Daniel Hope solo in Hasselburg

Unter dem Motto „Von Himmel und Hölle“ gibt Daniel Hope ein Solokonzert im ehrwürdigen Barocksaal des Herrenhauses Hasselburg. Zum nunmehr ausklingenden Festivaljahr SHMF 2023 bringt er weniger bekannte Stücke aus mehreren Jahrhunderten vom Barock bis in die Gegenwart zu Gehör.

Barocksaal, Herrenhaus HasselburgBarocksaal, Herrenhaus HasselburgEr hält die 1742 von Guarneri del Gesu gefertigte Geige des polnischen Violinvirtuosen Karol Lipinski in den Händen und weiß dazu eine Anekdote zu erzählen. So wollte einst Lipinski gegen den Teufelsgeiger Paganini antreten, der bisher alle Zeitgenossen im selbst ausgelobten Wettbewerb an die Wand gespielt hatte. Dem Wettkampf gegen Lipinski blieb er jedoch fern und meinte später auf die Frage, wer denn der beste Geiger der Welt sei, er wisse es nicht, aber der zweitbeste sei Lipinski. Die Lipinski-Geige ist im Goldenen Zeitalter der italienischen Geigenbaukunst entstanden. Daniel Hope hält sie für besser als jene des in Cremona benachbarten Stradivari. Diese Geige hat also schon mit ihrem Namensgeber Lipinski einiges durchgemacht und Daniel Hope ist ein würdiger Nachfolger, der diesem Instrument mehr als gerecht wird, wie er auch in diesem Konzert beweist.

Er beginnt musikalisch in der Vergangenheit mit zwei Werken von Johann Paul von Westhoff (1656-1705). Die Sätze klingen überraschend modern, klar und schnörkellos. Sodann folgt eine ebenfalls wenig bekannte Sonate von Erwin Schulhoff (1894-1942). Sie klingt wohltemperiert lebhaft und bereitet auf den Übergang zu dem Barockkomponisten Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) vor. Dieser weiß im Gegensatz zu von Westhoff das Himmlische mit schrilleren Töne aus der Geige herauszulocken. Daniel Hope kann dies meisterhaft umzusetzen.

Daniel HopeDaniel HopeDen teuflischen Charakter der Geige demonstriert Hope mit den letzten drei Stücken von Krzysztof Penderecki, Alfred Schnittke und George Rochberg. Stücke wie Cadenza, A Paganini und Paganini Variations lassen die Saiten des Bogens fliegen. Hope spielt ausdauernd mit hohem körperlichen Einsatz und freut sich anschließend, dass die gute Geige es - im Gegensatz zum Bogen - überlebt hat. Diese auf Paganini gemünzten Stücke sind höllisch schwer zu spielen, mit Daniel Hope ein Hochgenuss.

In den Zugaben gibt Hope einiges folkloristisch Angehauchte aus Indien und natürlich auch aus Irland, seinem Stammheimatland. Mit dem allseits bekannten Gute-Nacht-Lied "...und morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt...." verlässt er langsam die Bühne. So endet ein ganz besonderes Violinkonzert.

Fotos: (c) Hildegard Przybyla


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