Bedrohlich hingen Freitagnachmittag noch dunkle Wolken am Himmel. Doch dann blieb es überraschenderweise trocken und die „Blauen Pilze“ konnten ihren Open-Air-Auftritt vor dem Schuppen 6 mit ihren federleichten Grooves zwischen rocklastigem Dancefloor und Cooljazz über die Bühne bringen. Ein gelungener Einstand zum zweiten Tag des Lübecker Jazz-Festivals.
Weiter ging es dann im Witterungs-unabhängigen alten Hafenschuppen mit dem vielköpfigen Ensemble des erst 25jährigen Trompeters Michel Schroeder. Es wurde eng auf der Bühne, denn insgesamt 17 Musiker drängelten sich dort. Die ungewöhnliche Formation dieses kleinen Sinfonie-Orchesters besteht immerhin aus acht Bläsern (von Tuba, Posaune, Saxophone, Trompeten bis hin zu Querflöten), vier Streicher/innen, einer Harfenistin, ein Pianist, Schlagzeug, Bass, Gitarre und der Sängerin Katharina Koch. Geboten wurden die jazzigen Arrangements der liebsten Popsongs des Bandleaders, die auch gerade unter dem Titel „Guilty Pleasure Music“ auf CD erschienen sind.
Gestartet wurde das Konzert, bei dem immer mal wieder einer der Musiker ein Solo hinlegen durfte, mit der Nummer „A Thousand Years“ von Sting. Es folgten zwei Stücke von Joni Mitchel (Both sides und Here today, gone tomorrow). Dazu auch so schräge Songs wie „Soldiers things“ von Tom Waits oder „Pluto“ von Björk standen in überarbeiteter Version auf dem lockeren Programm. Aber auch seine zweitbeliebteste Formation - natürlich nach seiner eigenen - nämlich die Beatles (Across the Universe) wurde zu Gehör gebracht. Einen ganz eigenen Titel, der seiner einjährigen Tochter gewidmet war, hatte sich Michel Schroeder (The best of me) und eine wunderbare Nummer von John Lennon als Zugabe (Blue Eye Boy) hatte sich das wunderbare Ensemble dann noch bis zum Schluss aufgehoben. Dem verdienten langen Applaus folgte dann eine 30-minütige Bier- und Umbaupause.
Weiter ging es mit dem hoch gelobten Piano-Trio „Triosence“ , bestehend aus Bernhard Schüler am Yamaha-Flügel, Omar Rodriguez Calvo am Bass und Tobias Schulte an den Drums. Regelmäßig taucht die Combo mit ihren Einspielungen in den nationalen wie internationalen Jazz-Charts auf. Das deutsch-kubanische Trio schuf Klanggemälde zwischen Sehnsucht und Fernweh. Die gespielten Stücke stammten vom aktuellen Album „Giulia“, welches sie gerade in Italien eingespielt haben.
War am Anfang noch mit Stücken wie „Ambiguität“ ((Zwiespältigkeit) oder „Odd Times“ (seltsame Zeiten) die Verbindung zu der beschissenen Corona-Zeit überdeutlich, entwickelte sich das Konzert folgend mit seiner Leichtigkeit und den luftigen Melodien sowie den hochkarätigen Pianoläufen von Bernhard Schüler und den wunderbaren Soli seiner Musiker-Kollegen zu einem viel umjubelten Jazz-Konzert der Extra-Klasse. Der Dank für dieses wohl organisierte Doppel-Konzert geht natürlich an alle teilnehmenden Musiker/innen, aber besonders auch wieder einmal an die Macher und ihr großes Team vom Trave-Jazz-Festival. Weiter so!