Annelie Ripke Quartett

TraveJazz Festival 2016
Der Jazzpreis

Das TraveJazz Festival gewinnt deutlich an Format! Und das misst sich nicht nur an den zunehmenden Besucherzahlen. In dieser dritten Auflage des nicht nur auf Jazz festgelegten Festivals wurde erstmalig der TraveJazz-Jazzpreis ausgelobt und verliehen.

Besonderer Dank gilt den großzügigen Stiftern Björn Engholm, Frank-Thomas Gaulin sowie Thomas Lücker, die für die finanzielle Ausstattung Sorge trugen. So war es denn auch Björn Engholm, der uns in der Laudatio nicht nur bildhaft gezeigt hat, wie Jazz-Hören geht, sondern gleichzeitig die Geschichte des Jazz in Lübeck Revue passieren ließ. Vor allem seine Aufforderung, diese Geschichte mal wissenschaftlich, gerne in Form einer Magisterarbeit, aufzuschreiben, riss das Publikum zu Beifall hin – es scheint wirklich auf ein breites Interesse zu stoßen. Besonders gelobt wurde Engholm, als er mitteilte, dass der Jazzpreis nun jährlich verliehen werden soll.

Maßgeblich dazu beigetragen hat der jazz pool Lübeck e.V., der die Vergabe des TraveJazz-Preises initiierte. jazz pool hat auch in diesem Jahr, wie schon bei den beiden vorangegangenen Festivals, die "Legenden", international hoch angesehene Jazz-MusikerInnen eingeladen. In diesem Jahr waren es Vladyslav Sendecki am Piano und "Sweet" Su Terry an der Klarinette. Schon im Mai hatte jazz pool beide engagiert, um einen Workshop für Nachwuchs-KünstlerInnen durchzuführen, von denen sich einige MusikerInnen um den Jazzpreis bewarben.

Vladyslav Sendecki und Su TerryVladyslav Sendecki und Su Terry

Vladyslav Sendecki und Su Terry bildeten dann auch mit Peter Ortmann (jazz pool) und Felix Griess (TraveJazz) die Jury für die Preisvergabe. Die drei teilnehmenden Bands hatten jeweils einen Zeitrahmen von ca. 20 Minuten, um das Publikum und die Jury zu begeistern.

Spannend wurde es dadurch, dass nur eine Band, das Annelie Ripke Quartett (A.R.Q.), modern Jazz mit eigenen Kompositionen spielte. Sie hatten keine Vorbereitungszeit, da der Schlagzeuger Kio Krabbenhöft erst in der Nacht vor der Veranstaltung aus Schweden zurück nach Lübeck kam. Dennoch war die Vorstellung beeindruckend. Den Beobachtern der Lübecker Jazzszene ist das Quartett wohlbekannt, spielte es doch in der Vergangenheit schon häufiger in Lübeck. A.R.Q. – "Annelie Ripke Quartett": Annelie Ripke / Piano; Martin Herrmann / Saxophon; Franz Blumental / Kontrabass; Kristoph (Kio) Krabbenhöft / Schlagzeug

Bento - Nora-Elisa KahlBento - Nora-Elisa Kahl

Die zweite Band, Bento, stand in einer ungewöhnlichen Besetzung, mit Percussion, Gitarre und Harfe auf der Bühne. Mit ihrem an die "Weltmusik" angelehnten Programm – es passte sehr gut in den Wettbewerb – ging sie neue Wege. Alleinstellungsmerkmale dieser Band, die leider nur zwei Kompositionen spielte, da das erste Stück recht lang war, sind vor allem das "Trommeln" der Harfe mit einem Paukenschlägel auf den Saiten sowie die Nutzung einer Bassdrum-Fußmaschine, um das Standtom zu bespielen, da Frederik Schlender alle Hände voll für die anderen Percussionselemente benötigte. "Bento": Nora-Elisa Kahl / Harfe & Gesang; Frederik Schlender / E-Gitarre; Patrick Huss / (Percussion)

Emma Longard BandEmma Longard Band

Als dritte Band stand die Emma Longard Band mit ihren Popsongs auf der Bühne. Nicht nur der wunderbare Gesang von Emma Longard beeindruckte, sondern auch das professionelle Zusammenspiel der Band, das mühelos die Grenzen zwischen Popmusik, Soul und Jazz überwand. "Emma Longard Band": Emma Longard / Gesang; Lukas Schick / Piano; Michael Knarr / E-Bass; Christoph Liedke / Schlagzeug

Nach den drei Hörproben zog sich die Jury in eine sehr enge Beratungskabine zurück. Leicht machte sie es sich nicht mit der Entscheidung, denn die unterschiedlichen Genres ließen sich nur schwer vergleichen. Su Terry ging in ihrer Bewertung nach einem System vor, das die Kreativität, das Zusammenspiel, den musikalischen Ausdruck und vieles mehr beurteilte, während Vladyslav Sendecki sehr diplomatisch argumentierte. Er stellte die eventuelle Möglichkeit, einen ersten Preis für die Jazzband, einen ersten Preis für die beste Weltmusikband sowie einen ersten Preis für die beste Pop-Band zu verteilen in den Raum, betonte aber sehr deutlich, dass es sich um einen Jazzpreis handeln würde.

Su TerrySu Terry

Auf diesen Grundlagen wurde ca. ½ Stunde diskutiert, bis die GewinnerInnen durch Björn Engholm bekannt gegeben wurden. Die Reihenfolge der Auftritte, was aber kein Vorgreifen auf die Preisvergabe darstellen sollte, war dann schließlich auch die Reihenfolge der verliehenen Preise, die mit € 1000,- , € 700,- und € 500,- dotiert waren. Engholm beglückwünschte die MusikerInnen und überreichte freudig die Urkunden.

Nach der Preisverleihung nutzten die TeilnehmerInnen noch ausgiebig die Möglichkeit, mit den "Legenden" Su Terry & Vladyslav Sendecki zu diskutieren und sich für die Zukunft Tipps geben zu lassen. Dies ist auch das Hauptanliegen des jazz pool Lübeck e.V., junge Talente zu fördern und an den vielfältigen Erfahrungen professioneller MusikerInnen teilhaben zu lassen.


Fotos: (c) Peng!


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