Anna Depenbusch, Foto: Hildegard Przybyla

Anna Depenbusch in der Kulturwerft Gollan
Das Fräulein Wunder aus Hamburg

Ursprünglich ist das SHMF vor gut dreißig Jahren einmal rein klassisch angelegt worden, wird seit einigen Jahren aber mehr und mehr auch um nicht-klassische Künstler an neuen außergewöhnlichen "Nebenschauplätzen" erweitert. Dazu zählt 2017 der Auftritt der singenden Liedermacherin Anna Depenbusch in der Lübecker Kulturwerft Gollan.

Anna Depenbusch ist, mit mittlerweile vierzig Jahren, schon etliche Jahre im Musikgeschäft unterwegs, zuerst mehr im Hintergrund zum Beispiel bei Udo Lindenberg auf der Bühne, bis ihr 2011 der eigene Durchbruch als Sängerin bei Ina Müller mit dem selbst verfassten und komponierten Lied Kommando Untergang gelang. Seitdem hat sie mehrere Alben herausgegeben, mal allein, mal am Klavier, mal rockig-poppig, mal sanft mit Chansons, allein oder auch im Duett mit Mark Forster. Zum diesjährigen SHMF hat sie einen Großteil ihrer Lieder aus Das Alphabet der Anna Depenbusch mitgebracht. Sie kommt in Begleitung einer großartigen vierköpfigen Band, in der vor allem Anne de Wolff als Multitalent an allen nur denkbaren Instrumenten auffällt.

Mit fröhlichem Lächeln balanciert sich die kleine, zarte, sehr ästhetisch wirkende Anna Depenbusch durch ihre Lieder. Ihr Outfit ist den braven fünfziger Jahren entlehnt, propere Schleifenbluse mit großen roten Äpfeln, enger breiter Lackgürtel, grüner Plissee-Rock, hohe Lackstiefelchen und dazu die dafür so typische Frisur mit wippendem kurzen Pferdeschwanz und Pony bis in die Augenbrauen.

Anna Depenbusch & Band in der Kulturwerft Gollan in Lübeck, Foto: Hildegard PrzybylaAnna Depenbusch & Band in der Kulturwerft Gollan in Lübeck, Foto: Hildegard Przybyla

Soul, Blues, Pop, Schlager, Chanson und Country, nichts scheint ihr fremd zu sein. Zu einem Cowboy-Lied müssen sich alle Herren erheben und unter ihrem unerwartet obszönen Zuruf "Kommt aus den Hosen, Männer!" sogar kräftig mitsingen. Sie selbst begleitet ihren Gesang am Klavier und greift gelegentlich auch zu einer Ukulele. Das Instrument stammt aus Hawaii und mag sie zu einem Song inspiriert haben, in dem es um eine Fahrt mit dem Tretboot eben dorthin geht. Die Texte befassen sich leicht und locker im Übrigen meist mit allen Problemen und Freuden rund um die LIEBE. So ist insbesondere ihr sinnfälliges Lied "Tim liebt Tina ... und Tina liebt Klaus" bereits gut bekannt. Alle Lieder schweben nach ihrer Ansicht zunächst frei durch das Weltall und suchen sich dann selbst den Künstler aus, auf den sie herunterkommen wollen. So werde auch sie, mal länger und mal kürzer am Piano wartend, von ihren Liedern angeflogen.

Der überwiegende Teil der Konzertbesucher himmelt Anna Depenbusch an und kann textsicher mitsingen. Nach mehr als zwei Stunden und etlichen Zugaben gibt sich das begeisterte Publikum zufrieden.


Foto: (c) Hildegard Przybyla

 


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