SHMF 2016
Mariza - Die amtierende Königin des Fado bringt den portugiesischen Soul nach Kiel

Der an sich traurig klingende traditionelle Fado bekommt mit Mariza ein völlig neues Gesicht. Ursprünglich ist der Fado ein hoch melancholischer Gesang über Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht und Weltschmerz, aber Mariza weiß diesen folkloristischen Sound poppig und jazzig aufzumischen.

In der Kieler Sparkassen-Arena begeisterte sie etwa 2.500 Gäste mit ihrer kräftigen Stimme, unterstützt von nur zwei Gitarristen und einem Akustikbass. Auch wenn im Publikum nur eine geringe Minderheit die portugiesischen Texte verstanden haben dürfte, tat dies der überwältigenden Begeisterung keinen Abbruch. Zunächst trat Mariza wirkungsvoll in einem schwarzen Abendkleid mit zwei traditionellen Liedern auf, um anschließend in einem knallroten Designerkleid die rasanteren Töne des Fado Novo anzuschlagen. Diesen neueren Stil behielt sie für den Rest des Abends bei, und zwar ohne Pause. Mit dem feuerroten Kleid wechselte auch der zunächst traurige Bühnenhintergrund in ein flammendes Rot.

Ihren figürlich ohnehin faszinierenden Auftritt verstärkte Mariza durch graziös temperamentvolle Arm- und Kopfchoreographie. Ihre Gesten und ihre Mimik halfen, den Inhalt ihrer Lieder zu verstehen. Im Wesentlichen stellte Mariza modernen Fado-Pop aus ihrem neuesten Album Mundo vor. Einige Traditions-Puristen waren möglicherweise enttäuscht, aber Marizas durchweg kraftvolle und zugleich anmutige Stimme musste jeden überzeugt haben. Atmosphärisch überwältigend konnte sie vor allem das Barco Negro vortragen, ein Lied, das von der großen alten Fado-Sängerin Amalia Rodrigues stammt. Für ihre Zugaben ging Mariza ausdrucksvoll schlendernd durch die Zuschauerreihen und schüttelte etliche glückliche Hände. 


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