Die Lübecker Museen, viele Galerien und Kultureinrichtungen luden mit einem umfangreichen Angebot Hunderte Kulturinteressierte zur 16. Lübecker Museumsnacht. Angelockt von dem vielversprechenden Motto „Lebensräume, Lebensträume“ begaben sich viele auf die Suche nach dem Angekündigten. Leider reicht ein Abend nicht aus, um alle Häuser und Akteure zu besuchen.
Kurz nach 19 Uhr war die Stimmung in der Defacto Art Kunsttankstelle schon bestens. Kunstwerke in der Halle, den ehemaligen Garagen und dem Garten an der Trave zeigten, wie farb- und formreich es in den Köpfen der Künstler zugeht. Mit der „Ziegelstein-Aktion“ warben die Initiatoren Gabriele Stribrny und Peter Fischer um Unterstützung der Kulturtankstelle. Mit dem Erwerb eines Ziegelsteins kann man sein Trittsiegel in einem Klinker hinterlassen, dieser Stein wird dann später sichtbar verbaut werden. Bei entspannender irischer Musik und Kuchen ließen es sich viele bestgelaunte Besucher entspannt gut gehen.
Kulturtankstelle: Figur von Ria Bredemeyer
Unerwartet gut besucht war das Museumsquartier mit dem St. Annen-Museum und der Kunsthalle. Im Eingangsbereich gab es kaum ein Durchkommen. Sehnsucht Mallorca heißt die aktuelle Sonderausstellung. Passend dazu gab es im Foyer ein Concierto Español mit dem Duo Asturiana (Annika Redlin: Gesang; Mirco Oldigs: Gitarre). Musikalisch gute Qualität und eine kompetente Moderation durch die Darbietungen – die Zuhörer hat es allerdings nicht unbedingt mitgerissen. Flamenco verano (Tina Sola (Tanz) und Klaus Moormann (Gitarre)) boten mit den Tänzen was fürs Auge, aber auch hier sah man ein zahlreiches, aber eher verhaltenes Publikum.
Museumsquartier: Flamenco verano
Es war jedoch schön anzusehen, dass das Museum insgesamt ausgesprochen gut besucht war und die Besucher sich offenbar die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten, die Dauerausstellungen dieser Lübecker Museums-Perle (wieder) einmal zu genießen. Jung und Alt schlenderten heiter durch die Räume. Hier war etwas davon zu spüren, dass ein Gang durch ein „altes“ Museum eben auch lebendig, entspannend, interessant und kontemplativ gleichzeitig sein kann.
Eine weitere Perle in der Lübecker Innenstadt ist zweifellos die Katharinenkirche. Der Besuch dort war faszinierend und enttäuschend gleichzeitig. Von den Kirchen der Innenstadt ist diese Bettelordenkirche ein viel zu unterschätztes Gotteshaus, deren Besonderheit manchem nicht bewusst ist. Lange konnten die Lübecker wegen Renovierungsarbeiten die Kirche nicht besuchen und in den letzten Monaten auch nur aufgrund Katharinenkirche: Ausruhen auf Strohballenunermüdlicher Vereinsmitglieder an Wochenendtagen hinein. Kirchen sollten generell nicht nur bloße Museumsräume sein, die von Touristen aufgrund eines historischen Interesses besucht werden. So war es auch ein schöner Anblick, die Katharinenkirche voller Menschen zu sehen. In der Museumsnacht nutzten denn auch viele, St. Katharinen als Raum zu erleben. Ruhemöglichkeiten gab es verteilt im ganzen Schiff, nämlich auf Strohballen. Es ist wirklich wunderbar, wenn sich viele Interessierte an solch einem Abend in der Katharinenkirche treffen. Nur leider war die Zahl der Teilnehmer an den Führungen offenbar überraschend für die Veranstalter. Zu viele Menschen auf der Empore sind nicht gestattet. Und als gleichzeitig die interaktive Aktion im Kirchenschiff stattfand, konkurrierten Lautstärke und Aufmerksamkeit. Man kann nur hoffen, dass die Kirche in Zukunft öfter für Besucher geöffnet wird und dann eher Gelegenheit zum Erkunden, Erleben des Hauses sein wird.
Als im Garten des Günter-Grass-Hauses Violinenklänge eines Klezmer-Duos (Yxalag) von der Bühne erklangen, sagte ein Besucher: „Ach, Günter-Grass-Musik.“ Das Ambiente des Gartens lud zum Verweilen ein. Das Unterhaltungsprogramm war etwas für Anspruchsvolle. Nicht jedem gefiel es. Klezmer-Musik mit schwermütigem Touch kontrastierte zu der leichten Sommerabend-Stimmung. Die Lesung ging im Geräuschpegel der plaudernden Besucher unter. Für die eher ambitionierten Darbietungen war die Biergarten-Atmosphäre des überfüllten Gartens so auch für einige Besucher unpassend.
Behnhaus: Fabienne Haßlöwer (Sopran) und Janina Albrecht (Harfe)
Anspruchsvoll und noch melancholischer erklangen die englischen Traditionals der Sopranistin Fabienne Haßlöwer, begleitet von der Harfenistin Janina Albrecht, im Garten des Behnhauses. Vielen gefiel es und die Interpretinnen hatten das Glück, ein aufmerksames Publikum bei sich zu haben. In wunderschönem Sopran wird u. a. vom Todeswunsch gesungen, während sich so mancher lieber der lauen Sommernacht hingeben möchte. Diese Extreme möchte nicht jeder aushalten.
Ein gelungener Ausklang des Abends bot sich auf der Dachterrasse des Hansemuseums. Spitze: Die Musiker vom Savage Club aus Hamburg – Robert Hager, Lothar Atwell und Sönke Rust. Begeisterte Gitarristen und Sänger, gekonnt gecoverte Songs querbeet, und ein immer größer werdendes Publikum sorgten schließlich für die Leichtigkeit, die für die eigenen Lebensträume an diesem Sommerabend einen passenden Rahmen gewährte.
Lebens(t)räume auf der Lübecker Museumsnacht 2016
Lebensräume waren zu sehen, zu erleben, zu erkunden. Lebensträume eher weniger, nur zu erahnen. Es ist schön, wenn sich die Museumsnächte auch unterscheiden, nicht in jedem Jahr das Gleiche geboten wird und ein Thema die Lübecker Museen verbindet. Das Motto dieser Museumsnacht erschloss sich jedoch nur schwer, Korrespondenzen untereinander suchte man vergeblich. „Ich fand die Auftritte der einzelnen Museen eher anstrengend, als dass es was mit Lebensgefühl oder Träumen zu tun hatte. Auch wenn die einzelnen Künstler bestimmt mit Leidenschaft dabei waren – und vielleicht ist das für sie ja auch ein Lebenstraum“, resümierte Tina aus Lübeck schließlich ihre Museums-Tour.
Fotos (c) Susanne Birck
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Susanne Birck