Carl Johann Tesdorpf und sein Lübecker Rotspon, dem Traditionswein des Hauses Tesdorpf, Foto: Susanne Birck

Ein Besuch bei der Weinhandlung Tesdorpf
Tradition vollmundig abgerundet

Regale voller Schätze in Flaschen lassen einen träumen von den Gefilden, in denen Trauben Wärme, Aromen und wunderbare Düfte in sich aufnehmen und schließlich so reifen, bis sie hier im Norden in flüssiger Form unsere Gaumen verwöhnen. Das alte Haus in der Mengstraße 64 beherbergt die älteste Weinhandlung Deutschlands, hier kommen Liebhaber edler Tropfen auf ihre Kosten.

Vorbei an Regalen, in denen dicht an dicht wohlgeformte Flaschen mit schmucken Etiketten die Blicke auf sich lenken, gelangt man beim Schreiten durch die eindrucksvolle Diele zu dem Tisch, der das Herzstück des Tesdorpfschen Handels präsentiert: Lübecker Rotspon. Manch einer wundert sich doch (oder immer noch), was es mit dieser berühmten Weinsorte auf sich hat. Das Geheimnis liegt in der Kombination aus spezieller Lagerung und den Besonderheiten des Transports. In früher Zeit fiel es einem Kenner mit feiner Zunge auf, dass Rotwein aus Frankreich, mit dem Schiff über Nord- und Ostsee transportiert, an Qualität hinsichtlich Reife und Milde gewann.

Lübecker Rotspon im Hause Tesdorpf, Foto: Susanne BirckLübecker Rotspon im Hause Tesdorpf, Foto: Susanne BirckMan sagt, die Zwischenlagerung im lübschen Seeklima kam der Entwicklung des Weines zusätzlich zugute. „Spon“ kommt von dem niederdeutschen Wort für „Span“, damit war das Holzfass gemeint, und so wurde der spezielle französische Wein „Lübecker Rotspon“ genannt. Bis heute legt das Weinhaus Tesdorpf Wert auf hohe Qualität des Ursprungsweins aus dem Languedoc. Auch heute noch reift der charaktervolle Wein in Holzfässern, wird über den Landweg nach Lübeck gebracht und hier in die Lübecker Rotsponflaschen abgefüllt. Eine Besonderheit ist der vom Hause Tesdorpf entwickelte Wittspon – ein weißer Cuvée, der immer mehr Liebhaber gewinnt.

Der heutige Inhaber des Weinhauses, Carl Johann Tesdorpf, entstammt einer traditionsverbundenen hanseatischen Familie, deren Geschichte seit Jahrhunderten mit Lübecks Historie verbunden ist. Sein Vorfahre Peter Heinrich Tesdorpf gründete 1678 die Weinhandlung in der Mengstraße. Der weit über Lübecks Grenzen hinaus bekannte Familienname steht bis heute für Qualitätsgarantie. Im 18. und 19. Jahrhundert belieferte das Haus Tesdorpf sogar den russischen Zarenhof und die skandinavischen Königshäuser. Heute agiert die Weinhandlung neben dem Verkauf ab Haus auch als Versender von Premium-Weinen.

Ein kleiner Veranstaltungstipp: Manche Stadtführungen bieten eine Weinprobe bei Tesdorpf als Teil des Stadtrundgangs an. Über alte Platten aus Gotlandgranit tritt man in das gotische Dielenhaus, lässt verziertes Gebälk, Gemäldegalerie und Geschichten aus alter Zeit auf sich wirken, bereichert durch den Genuss eines Lübecker Rotspons. Solch ein Zwischenstopp lohnt sich unbedingt, um dieses wunderschöne alte Handelshaus zu besichtigen und dabei die flüssige Berühmtheit Lübecks zu kosten.

Carl Tesdorpf GmbH, Mengstraße 64, 23552 Lübeck
www.tesdorpf.de


Fotos: (c) Susanne Birck


Kommentare  

# Es war einmal...HannsTimm (22.11.2021, 13:11)
Auch diese Tradition musste nach ueber 300 Jahren untergehen...
Deutschland hat fertig. In jeder Beziehung!

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