Alljährlich, mittlerweile zum 24. Mal, wird ein herausragender junger Künstler mit der Verleihung des SHMF-Preises geehrt. Die Sparkassen-Finanzgruppe stiftet den mit 10.000 € dotierten Leonard Bernstein Award. Die Wahl auf die Preisträger hat in fast allen Fällen zu Erfolgen auf den großen Bühnen der Welt geführt.
Beginnend 2002 mit Lang Lang, dem damals noch weitgehend unbekannten Pianisten, über den österreichischen Perkussionisten Martin Grubinger und den polnischen Dirigenten Krzysztof Urbanski bis zu der deutschen Schlagzeugerin Vivi Vassileva.
Hayato Sumino und das Schleswig-Holstein Festival Orchestra, Foto: (c) Hildegard Przybyla
In diesem Jahr wird der japanische Pianist Hayato Sumino in die Reihe der ausgezeichneten Talente aufgenommen. Er ist nach den Worten des SHMF-Intendanten "ein Prototyp des modernen Musikers", nicht nur brilliant auf der Konzertbühne, sondern auch abseits der Klassikszene mit erfolgreichen Improvisationen und Kompositionen im Jazz- und Popgenre. All dies verbreitet er unter anderem in sozialen Netzwerken mit einer höchst ansehnlichen Anzahl an Followern. Ein herkömmliches Musikstudium hat er nicht absolviert, wie er bei der Verleihung auf der Bühne selbst einräumt. Seine Mutter ist Klavierlehrerin und er spielt dieses Instrument seit seinem dritten Lebensjahr. Unabhängig davon ist er begeisterter Naturwissenschaftler, hat Ingenieurwesen studiert und mit dem akademischen Grad Master abgeschlossen.
Für die Verleihung des Bernstein Awards, der bedeutendsten Musik-Auszeichnung des Landes Schleswig-Holstein, reist der Ministerpräsident an und sagt ein paar Worte vor dem eigentlichen Konzert. Daniel Günther lobt die jährlich zu treffende Entscheidung der Jury und deren Fachkompetenz, ohne dass er selbst dies hätte beurteilen können, wie er sagt, auch wenn er immerhin die Mondscheinsonate bis zur 3. Notenseite fehlerfrei spielen kann.
Dirigentin Holly Choe, Hayato Sumino und das Schleswig-Holstein Festival Orchestra, Foto: (c) Hildegard Przybyla
Endlich tritt Hayato Sumino an den Flügel - 30 Jahre alt, schlank, schwarze lange Locken, elegant gekleidet mit einem nachtblauen Satinanzug - und kann seine Fähigkeiten beweisen. Er hat sich das virtuose zweite Klavierkonzert von Sergei Rachmaninow ausgesucht. Mit versierter Leichtigkeit meistert er die ersten wirbelnden Läufe, das in voller Größe aufgeschlagene Festivalorchester mit rund 100 Musikern weiß zu folgen. Häufig übertönt das Orchester leider die Anschläge des Pianisten, die Dirigentin Holly Choe ist mit ihren Musikern nicht zu bremsen. Gerade aber an den Solostellen kann Hayato Sumino seine Klangqualitäten herausstellen und in den zarteren Dialogen zwischen Klavier und Orchester einen faszinierenden Gesamtklang erzeugen. Mit angemessen temperamentvollen Schlusskaskaden geht das Preisträgerkonzert zu Ende.
Die Zugabe hat Hayato Sumino persönlich für das Klavier arrangiert, Mambo aus Bernsteins "West Side Story", eine Hommage auf den Gründer der Orchesterakademie und Namensgeber des Preises. Sumino lässt hier seiner pianistischen Kunstfertigkeit freien Lauf. Mit Freude, ganz bei sich, fliegt er über die Tasten. Das Publikum springt laut applaudierend aus den Sitzen.
Dirigentin Holly Choe und das Schleswig-Holstein Festival Orchestra, Foto: (c) Hildegard Przybyla
Nach der Pause dirigiert die aus Südkorea stammende Holly Choe die allseits gern gehörte "Rheinische Sinfonie" von Robert Schumann. Zunächst beruhigt es die zuvor vom Preisträger aufgewühlten Gemüter, jedoch vermag die Dirigentin den feierlichen Passagen ihre Behäbigkeit auszutreiben. Damit hat dieses große Orchester junger Musiker aus 27 Nationen gemeinsam mit der Dirigentin seine Qualität und seine Talente gezeigt.