Daniel Hope löst zusammen mit dem Zürcher Kammerorchester in der Lübecker MuK Begeisterung aus, Foto: (c) Hildegard Przybyla

SHMF 2025
"Dance!" - Daniel Hope bietet Musik und Tanz durch vier Jahrhunderte

Der Violinist Daniel Hope ist ganz eng verwachsen mit dem SHMF. Alljährlich gibt er einige Konzerte, vor zwei Jahren zu seinem 50. Geburtstag waren es insgesamt sogar genau 50 an der Zahl. In diesem Jahr feiert das Festival selbst seinen 40. Geburtstag und Daniel Hope gratuliert mit einer tänzerisch bewegenden Reise durch vier Jahrhunderte.

Insgesamt hat er etwa zwanzig Titel unterschiedlichster Komponisten ausgewählt. Gemeinsam mit seinem Zürcher Kammerorchester, das er grundsätzlich selbst leitet, sowohl als Solist wie auch von seinem Platz als erster Geiger aus, bietet er in der ausverkauften Lübecker MuK eine gelungene Mischung aus Tänzen aller Gemütslagen, von düster bis tänzerisch schwelgend.

Zu seinem grundsätzlich nur aus Streichern bestehenden Orchester hat er sich für dieses Programm ein paar Bläser, eine Sologitarre sowie einen Künstler mit Handtrommel, Triangel und anderen kleinen Rhythmus-Instrumenten eingeladen. Bis auf die Bassisten spielen alle durchgehend im Stehen, wodurch die roten langen Abendkleider der Violinistinnen besonders gut zur Geltung kommen. Die roten Kleider zählen ebenso zur langen Tradition des Zürcher Kammerorchesters wie die Tatsache, dass sie seit etlichen Jahren ohne festen Dirigenten spielen.

Daniel Hope und das Zürcher Kammerorchester, Foto: (c) Hildegard PrzybylaDaniel Hope und das Zürcher Kammerorchester, Foto: (c) Hildegard Przybyla

Der Abend beginnt mit zwei älteren aber um so spannenderen Werken aus der Zeit um 1750, dem "Tanz der Furien" aus "Orpheus und Eurydike" (Gluck) und einem "Lamento von Tristan" (Anonymus). Daniel Hope führt sodann mit ausführlichen Beschreibungen und kleinen Anekdoten durch das Programm, jeweils zwei Titel zusammenfassend. Zunächst wird es fröhlicher mit einem Tanzsatz aus der "Wassermusik" von Händel und dann ebenso alte aber unbekanntere Stücke von Dall´Abaco und Conforto. Endlich schwelgend folgt ein "Rondo B-Dur" von Mozart und das Orchester schöpft mit allen seinen dazu geladenen Gästen aus dem Vollen. Man arbeitet sich tänzerisch langsam mit Schubert, Bizet und Bartok in die Gegenwart vor. Von Osteuropa geht es hinüber nach Übersee zu Florence Price, die leider viel zu selten gespielt wird. Ihre Komposition "Tickling Toes" ist hinreißend und lässt so manche Entwicklungen aus Nordamerika erahnen.

Mit dem Cancan-Lied von Jaques Offenbach stößt das Orchester auf jodelnde Begeisterung im Publikum. Zuvor hat es im "Danse Macabre" von Saint-Säens dem Geigenspiel des todgeweihten Ritters gelauscht. Und weiter geht es in der originellen Zusammenstellung abwechslungsreicher Gefühlslagen: "Pas de Deux" aus Schwanensee (Tschaikowsky), "Tanz der Ritter" aus Julia und Romeo (Prokofieff) und "Alla Tarantella" von Schulhoff. Ein moderner Tango darf nicht fehlen, mit "Escualo" von Piazzolla gibt das Orchester den südamerikanischen Sound emotional berührend wieder, und zwar ganz ohne das dafür typische Bandoneon, so fantastisch beherrschen die Musiker ihre Instrumente.

Zum Abschluss etwas Neueres, Abstraktes, von dem polnischen Filmkomponisten Kilar: "Orawa", bevor die Zuhörer mit einem der beliebtesten Tänze verabschiedet werden: "Walzer Nr. 2" von Dmitri Schostakowitsch, auch bekannt als Filmmusik. Die Begeisterung ist gewaltig, am liebsten wäre jeder zu diesen herrlichen Walzerklängen durch den Saal geschwebt.


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