Das größte Jazzfest im Norden hat wieder stattgefunden, in Timmendorfer Strand haben an diesem langen Wochenende im Maritim und drumherum, sowohl am Strand als auch im Kurpark, international bekannte Größen sowie zahlreiche Nachwuchskünstler ihr Bestes gegeben.
Traditionell wird am Vorabend des eigentlichen Festivals immer ein Sonderkonzert geboten, das sich von dem weiteren Programm der JazzBaltica abhebt. In diesem Jahr ist es die hierzulande noch relativ unbekannte Bohuslän Big Band aus Schweden, hier unter der Leitung keines Geringeren als des US-amerikanischen Jazzmusikers Vince Mendoza.
Die Band selbst, deren Geschichte bis zu den Militärkapellen des 19. Jahrhunderts zurückreicht, besteht aus erfahrenen Jazzmusikern, darunter mit der Bassposaune als einziger Frau Ingrid Utne. Die Band interpretiert Kompositionen internationaler Jazzlegenden und spielt auch eigene Auftragswerke. Grundsätzlich hat sich die Band dem Modern Jazz verschrieben, gibt sich zu diesem von Mendoza liebevoll ´Summercamp´ genannten Festival gern auch den älteren Klängen des "Skandinavischen Jazz" hin.
So beginnen sie mit einem großen modernen Stück, bringen nach und nach hervorragende Solisten aus der Band ins Spiel und geben dem hier bisher unbekannten Norweger Helge Lien am Klavier klanglich wohltuenden Raum. Zusätzlich greifen auch die bekannten Größen Lars Danielsson und Nils Landgren mit ein. Es folgen Kompositionen der Solisten, die Vince Mendoza eigens für diesen Abend ausgewählt hat. Von dem Bassisten stammen so schöne Werke wie das ´Cloudland´ oder ´Desert of Catanga´ und von dem Pianisten Helge Liens wird sein ´The Silver Pine´ stimmungsvoll intoniert. Von Vince Mendoza selbst stammt die Komposition ´Sanctus´ mit vielen ausdrucksstarken Gitarren- Bass- und Klaviersoli.
Der Abend steuert auf seinen Höhepunkt zu, als die schwedische Jazzsängerin Silje Nergaard auftritt. Sie singt nicht nur mit der Bigband sondern auch allein mit dem Pianisten im Duo. Ihre Lieder sind einfühlsam im Text und behandeln zwischenmenschliche Momente wie ´Till the Night turns into Day´ oder Eindrücke aus der Zeit des Lockdowns. Ihre Stimme ist angemessen klangvoll und kann sich gut neben der zurückhaltend aufspielenden Bigband behaupten.
Nach einer großzügigen Zugabe geht dieses Ausnahmekonzert zu Ende. Für die nächsten Tage standen ungezählte weitere Jazzgrößen, überwiegend aus dem skandinavischen Raum, auf dem Programm.
Fotos: (c) Hildegard Przybyla