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Jazzkonzert unter Freunden in Rendsburg-Büdelsdorf
Das Festival JazzBaltica 2018 wirft seine Schatten voraus

Mit drei Freunden auf der Bühne und 1.000 Jazzfreunden davor feierte Nils Landgren in der ACO Thormannhalle in Rendsburg-Büdelsdorf an einem für ihn ungewohnten Ort des Landes ein großartiges Konzert.

Foto: Hildegard PrzybylaFoto: Hildegard PrzybylaEine archaisch riesige Holzskulptur als stumme Zuhörerin sowie einige Bilder weisen darauf hin, dass diese Halle zum Gesamtkomplex der NordArt-Kunsthallen gehört, die aus ehemaligen Industriehallen der Eisengießerei Carlshütte entstanden sind.

Normalerweise ist das Festival JazzBaltica seit einigen Jahren im Herzen der Lübecker Bucht, der Gemeinde Timmendorfer Strand, angesiedelt. Jetzt aber hatte sich die ACO Thormannhalle mit Disco-Leuchten und zwei voll illuminierten Tannen weihnachtlich herausgeputzt und zu einem großen Jazzkonzert geladen. Das Konzert war seit Wochen ausverkauft, nicht zuletzt wegen des allseits und zu Recht so beliebten Jazz-Posaunisten und künstlerischen Leiters der JazzBaltica Nils Landgren.

Mit von der Partie waren die nicht minder erfolgreichen Solokünstler Michael Wollny, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner. Diese vier Ausnahmetalente spielten so fein abgestimmt miteinander, als wären sie schon immer in diesem Quartett zu Hause. Jeder für sich herausragend, im Solo wie auch gemeinsam. Nils Landgren führte in den Abend mit gewohnt sanft lakonischen Sprüchen ein und begann mit einfühlsamem Balladengesang, bevor die Band dem jazzaffinen Publikum gewaltig einheizte.

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Allen voran der eigenwillige Michael Wollny, der seinem Flügel auf allen Tasten und Saiten Beine machte, mal mit Wassergläsern im Innenleben des Instruments, mal mit überschäumendem Tastenwirbel, so dass das zuvor verplemperte Wasser nur so aus den Tastenzwischenräumen spritzte. Ein guter Steinway-Flügel muss das nun mal schlucken können. Unvergleichlich Wollnys atemberaubende Solo-Improvisationen, sie können süchtig machen.

Nicht zu unterschätzen ist der schwedische Jazzbassist und -cellist Lars Danielsson, der sich bei diesem Jahresschlusskonzert als zentraler Künstler für die 2018 in Timmendorfer Strand stattfindende JazzBaltica empfahl. Er wird im Sommer mehrere Projekte gestalten, zum Beispiel zusammen mit dem Kammerorchester und dem italienischen Jazztrompeter Paolo Fresu. Auch der Schlagzeuger Wolfgang Haffner spielte sich schon einmal warm für die kommende JazzBaltica-Saison. Das Publikum genoss die Spielfreude dieser Virtuosen und wurde mit großzügigen Zugaben belohnt.

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Der Vorverkauf für die kommende JazzBaltica vom 22. bis 24. Juni 2018 in Timmendorfer Strand Zentrum ist soeben gestartet worden. Ab sofort ist die Festivalkarte für 230,00 € pro Person an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Auch können schon Karten für das vorgelagerte Sonderkonzert vom 21. Juni 2018 mit dem Saxophonisten Jan Garbarek und dem Schlagzeuger Trilok Gurtu gekauft werden. Dieses Konzert ist in der Festivalkarte nicht enthalten. Das gesamte übrige Festival-Programm wird am 16. März veröffentlicht. Es wird spannend.


Kommentare  

# WasserglasMichael Gottfried / ACT (07.12.2017, 13:08)
Lieber Herr König, liebe Redaktion von „Unser Lübeck“,

hier schreibt Ihnen ACT Music, das Label von Pianist Michael Wollny.

Im Artikel beobachtet die Autorin, wie Michael Wollny bei einem Konzert aus einem Glas Wasser in einen hochwertigen Steinway Flügel / auf dessen Tastatur schüttet, ist davon, zu Recht, überrascht, und thematisiert das auch.

Nun ist es so: Zwar ist Michael Wollny absolut dafür bekannt, den Flügelklang, z.B. durch auflegen von leeren (!) Wassergläsern auf die Saiten zu verfremden. Jedoch ist auch ganz klar: Selbst ein hochwertiger Steinway Flügel verträgt Wasser im Instrumenten-Inneren überhaupt nicht. Und das weiß natürlich auch Michael Wollny. Nur: Ein guter Geist hatte an diesem Abend wohl vor dem Konzert die auf der Bühne stehenden, leeren (!) Wassergläser mit Wasser gefüllt, in der Annahme, sie wären zum Trinken während des Konzertes gedacht. Michael Wollny fiel dies erst auf, als es schon fast zu spät war und so kam Wasser auf / in die Klaviertastatur. Und natürlich hat er dann weiter gespielt, es war schließlich mitten im Konzert.

Die Autorin konnte von alledem natürlich nichts wissen, insofern ist es nur verständlich, dass sie auf diese Situation im Artikel eingegangen ist. Es ist uns und dem Künstler aber wichtig, die Sache zu erklären, a) um klar zu machen, dass der Künstler in keinster Weise vorsätzlich gehandelt hat und b) um Nachahmer davon abzuhalten, ähnliches zu tun, in der Annahme, das sei für solch ein Instrument kein Problem.

Herzliche Grüße

Michael Gottfried

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