Daniel Bard und Sabine Meyer, Foto: (c) Nicolaus Fischer-Brüggemann

Sabine Meyer und das Kammerorchester Basel verzückten das Lübecker Publikum
Echte Klassiker fürs Herz

Nach einem bravourösen Beginn geht’s Höhepunkt um Höhepunkt weiter: Das Schleswig-Holstein Musik Festival verwöhnt seine Besucherinnen und Besucher mit wunderbaren InterpretInnen und – nach einem Ausflug in jazzige Gefilde – mit Musik, an der sich auch Klassikfans nicht satthören können.

Auftritte in Hamburg und Flensburg in der Tasche, beehrten das Kammerorchester Basel unter Leitung von Giovanni Antonini und die in Lübeck nicht ganz unbekannte Sabine Meyer an der Bassettklarinette die Musik- und Kongresshalle. Zu Beginn Franz Schubert: die „Ouvertüre im italienischen Stil D 591“. Nach kurzer Verbeugung ging Antonini schnell ans Werk: Ohne Taktstock, dafür mit viel Körpereinsatz präsentierte er zusammen mit dem eingespielten Kammerorchester Basel dem freudig erwartungsvollen Publikum eine Art musikalisches Amuse Gueule. Franz Schuberts „Ouvertüre im italienischen Stil“ klang luftig leicht, ohne belanglos zu werden. Schon in diesem kurzen „Vorspiel“ zeigt das Orchester sein ganzes Können: elegante Wechsel zwischen den unterschiedlichen Tempi, saubere Einsätze, Leichtigkeit wie Kraft an den richtigen Stellen.

Kammerorchester Basel, Foto: (c) Nicolaus Fischer-BrüggemannKammerorchester Basel, Foto: (c) Nicolaus Fischer-Brüggemann

Dann die Lokalmatadorin Sabine Meyer an einem der bekanntesten Instrumentalstücke Mozarts für Klarinette, dem „Konzert für Bassettklarinette und Orchester A-Dur KV 622“. Ein Werk, das ich schon als Kind vor bald 50 Jahren gerne gehört habe, und das bis heute nichts von seinem Glanz wie seiner Anmut verloren hat. Der Pressetext benennt: „Sabine Meyer liebt Mozarts A-Dur-Konzert genauso wie das Publikum, und sie entdeckt an ihm immer wieder Neues. Das hat vor allem damit zu tun, dass sie es auf der Bassettklarinette spielt. Die hat vier Halbtöne nach unten mehr und ist entsprechend länger als die normale Klarinette. Gegriffen werden die zusätzlichen Töne mit dem rechten Daumen, der sonst die Klarinette hält – ein Balanceakt und eine Herausforderung, der sich Sabine Meyer gerne stellt. Denn, wie sie immer wieder betont, ist das Werk ausdrücklich für Bassettklarinette geschrieben.“

Man könnte in Lübeck vielleicht auf die Idee kommen, Sabine Meyer ist immer wieder so präsent, dass die LübeckerInnen, bei aller Qualität, schon genug von ihr gehört hätten. Dieses Konzert bewies wieder einmal das Gegenteil: Die Virtuosin, vielfach prämiert, war bestimmt nicht unwesentlich beteiligt daran, dass die MuK bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Die sympathische Künstlerin tanzte den Mozart, verschmolz, vor allem in den tieferen Lagen, mit dem Orchester ebenso wie sie in den Höhen samtig weich darüber glitt. Leicht wie leichtfüßig schien das alles, jedoch sah man ihrem Gesicht bisweilen die Schwerstarbeit an.

Sabine Meyer, Foto: (c) Nicolaus Fischer-BrüggemannSabine Meyer, Foto: (c) Nicolaus Fischer-Brüggemann

Vielleicht lag es aber auch am Blättchen, das anfangs womöglich nicht perfekt saß, immer wieder griff sie an das Mundstück und ich meinte, zu Beginn ein leichtes Schnarren zu vernehmen. Das alles tat ihrer perfekten Technik wie dem starken Ausdruck keinen Abbruch. Besonders im Adagio zeigte Meyer ihre große Kunst, Mozarts Musik schwingen zu lassen. Immer wieder nahm sie Blickkontakt mit Dirigent und OrchestermusikerInnen auf, kein Wunder, dass das Zusammenspiel so gut funktionierte. Das begeisterte Publikum wollte die Wahl-Lübeckerin nicht ziehen lassen und so gab es noch vor der Pause mit dem Menuett aus Mozarts Klarinettenquintett eine heitere Zugabe, die uns beschwingt ins Foyer entließ.

Nach der Pause den vielleicht berühmtesten Beethoven überhaupt: Das kennen alle, selbst die, die mit Klassik nicht viel am Hut haben. TeTeTe Täääää. Na, klingelt's? Neben der Pastorale das meistgespielte Werk des berühmten Komponisten: Ludwig van Beethovens „Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67“. Und das Baseler Orchester lief zu Höchstform auf. Es fand die richtige Mitte zwischen Geradlinigkeit und Expression, zeigte Eleganz, Flexibilität und hohe Dynamik sowie Kraft und Brillanz, vor allem in den Tutti. Nun, das Stück ist dankbar, gleichfalls ist die Gefahr groß, es zu über- oder untertreiben. Der Mailänder Dirigent jedoch hatte die Spannungsbögen gut ausgearbeitet und bot eine kraftvolle, gelungene Interpretation: knackige Rhythmen, zart ineinander verwobene Motive, präzise Wechsel in der Dynamik. Von allem das richtige Maß, ein Hochgenuss.

Giovanni Antonini, Foto: (c) Nicolaus Fischer-BrüggemannGiovanni Antonini, Foto: (c) Nicolaus Fischer-Brüggemann

Dann zuletzt als Zugabe noch eine Ouvertüre Rossinis: Ich meinte die „L'Italiana in Algeri“ gehört zu haben. Fetzig forsch und mit Schwung, so wie es sich gehört. So viel Schwung, dass ich fast draußen auf dem Lübecker Volksfest übermütig geworden wäre und mich in eines dieser für mein Alter ungeeigneten Fahrgeschäfte gesetzt hätte, aber da wurde schon zusammengeräumt.


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