In Lübeck fand am vergangenen Sonnabend das letzte SHMF-Konzert in diesem Jahr in der MuK statt.
Die Gesangssolistin Christiane Karg, zweifache ECHO-Klassik-Siegerin, erstaunt ob ihrer positiven Geschmeidigkeit. Ohne Schnick-Schnack klagt sie: "Ch'io mi scordi di te?" Um dann in Maurice Ravels "Shéhérazade" vom Märchenland Asien zu schwärmen. Die "Zauberflöte" lässt sie von Flötenmelodien träumen. Stets lässt sie der Musik den Vorrang und verfällt nicht in Tändeleien. Bewundernswert.
Christiane Karg, Foto: Gisela Schenker
Der französische Pianist Alexandre Tharaud hat sich der ungewöhnlichen Arbeit unterzogen, Ravels Konzert für Klavier und Orchester D-Dur für die linke Hand einzustudieren. Dieses Stück war seinerzeit ein Auftragswerk des Pianisten Paul Wittgenstein an Ravel. Wittgenstein hatte im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm eingebüßt, wollte jedoch weiterhin als Pianist tätig sein und beauftragte auch andere namhafte Künstler der Zeit, Stücke für ihn zu komponieren (Hindemith, Strauss, Britten und Prokofjew). Das Ziel war es, nicht erkennen zu können, dass das jeweilige Stück nicht für zwei Hände komponiert war. Tharaud macht es möglich. Er beglückt mit prägnantem Klavierspiel, das dennoch Verve nicht vermissen lässt.
Im Fokus steht auch die NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze. Er verströmt außergewöhnliche Energie und lässt das Publikum über die bravourösen Kenntnisse des Repertoires staunen. Das Orchester glänzt auch mit nennenswerten Solisten und lässt ein dankbares Publikum nach der Zugabe der "Haffner"-Sinfonie zurück.