Simone Kermes, Foto (c) Sandra Ludewig

SHMF 2016
Überwältigende Stimme und große Attitüde - Simone Kermes in Wotersen

Love ist der Titel des Programms der Simone Kermes und das trifft es genau. Wer wäre wohl prädestinierter als diese Sängerin, darüber zu singen. Sie liebt die Dramatik, daher ihre Leidenschaft, daher dem Barock besonders zugetan. Eine Zeit, in der man es wagte, Emotionen freien Lauf zu gewähren. Nicht umsonst erhielt Kermes 2011 den Klassik-Echo als Sängerin des Jahres.

Wie eine Königin betritt sie in einem (schweren) Barock-Kleid die Bühne. Als Schleppe ein voluminöses Vlies, hinter dem sich zwei Tänzer verborgen halten. Man darf davon ausgehen, dass diese spezielle Inszenierung einem Wunsch der Künstlerin entspricht. Somit wird ihr ein grandioser Rahmen geboten. Sie hat eine große Affinität für die Musik der Renaissance und des Barock und bringt sie auch immer wieder zum Ausdruck. Vom zartesten Piano bis zur leidenschaftlichen Selbstaufgabe interpretiert sie die Lieder, die man so noch nie gehört hat. Brillante An- und Einsätze, wunderbare Kopftöne begeistern immer wieder. Das Lübecker Publikum hat die Möglichkeit, Vergleiche anzustellen. Hier wurde Henry Purcells The Fairy Queen zur Aufführung gebracht. In Wotersen singt Simone Kermes die Arie der Nymphe – unvergleichlich. Ihr zur Seite das Ensemble „La Magnifica Comunità“, das auf historischen Instrumenten musiziert. Die Leitung hat der überzeugende Enrico Casazza.

Selbst ein Choreograph – Torsten Händler – wird bemüht. Sicher musste er sich mehr einfallen lassen, als eine entsprechende Drapierung des Vlieses der Kermes ideal zur Geltung zu bringen. Indra Stark mit dem Ausbildungsnachweis der Heinz-Bosl-Stiftung in München. Bis zu seinem frühen Tod war Bosl Tanzpartner der legendären Margot Werner. Stark und Michele Ciacci tanzten in Leipzig gemeinsam den Ballettabend „Rachmaninoff“.

Selten hat man so viele Fächer im Einsatz gesehen wie in der Gluthitze in der Reithalle in Wotersen. Simone Kermes lässt alles vergessen, sie stellt „amore“ grandios in den Mittelpunkt.

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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