Gut Pronstorf, Foto: Dorfmüller & Kröger

SHMF 2016
Musikfest auf dem Lande im Pronstorfer Kuhstall

Romantiker sind besonders gerne in Pronstorf. Wälder und der schöne Wardersee lassen einem das Herz aufgehen. Für diese Ansicht nimmt man dann auch die Treppe zum Kuhstall in Kauf, und wenn sich dann der Regen verabschiedet hat, kann man die große Rasenfläche, die ausreichend bestuhlt ist, nutzen. Zum Picknicken oder Trinken, alles ist machbar.

Auch mit dem ausgewogenen musikalischen Programm kann man sehr zufrieden sein. Die Darbietungen erstrecken sich auf die Zeit von 13 bis 18 Uhr. Die drei Pausen sind gut gewählt, sie bieten die Möglichkeit, sich an der frischen Luft zu ergehen oder zu schlemmen.

Die ersten beiden Darbietungen sind mit jungen Musikern besetzt. Sie alle verfügen schon jetzt über eine beachtliche musikalische Vita, in der sich jeweils ohne weiteres die besondere Begabung jedes einzelnen widerspiegelt. Die Eröffnung macht das "Trio Pascal" mit Johanna Pichlmair, Violinistin, David Kindt, Klarinette, und Helge Aurich, Klavier, der bereits auf Lehraufträge an den Musikhochschulen in Rostock und Stuttgart verweisen kann.

Das Trio hat Vanhal, Max Bruch, Aram Khatchaturjan und Igor Strawinsky auf dem Programm. Sehr versiert Helge Aurich mit klarem Anschlag, Johanna Pichlmair sichert sich mit sicherem Bogenstrich die Sympathien. Der Klarinettist David Kindt, der mit seinen gut dreißig Jahren schon auf eine 15-jährige Erfahrung zurückblicken kann, überzeugt ebenfalls. Max Bruchs Acht Stücke, op. 83 wurde von ihm bearbeitet und erhält beachtlichen Applaus.

Dann erscheint der 20-jährige Yojo Christen. Ludwig van Beethovens Appassionata ist der Beginn. Christens Haltung ist so, wie der Lehrer es gerne sieht. Sein Lehrer war der Stiefvater, von dem er fast alles lernen konnte. Nach eigener Aussage Christens sehen der Stiefvater und er sich inzwischen als Kollegen.

Als zweiten Beitrag wählt Christen Gershwins Rhapsody in Blue. Die perlenden Läufe beherrscht er aus dem ff und bringen ihm tosenden Applaus mit Standing Ovations verbunden mit heftigem Füßetrampeln ein. Die Zwitschermaschine folgt. Eine Eigenkomposition, in die er natürlich alles packt, was ihm besondere Freude macht. Als Zugabe erneut etwas Eigenes. Und man versteht, wieso er als jüngster Teilnehmer von 126 Aspiranten den zweiten Preis im Kompositonswettbewerb „Diabelli-Contest“ 2015 mit nach Hause nehmen durfte. Eine ganz große Begabung!

Nach der Pause dann das aus München stammende Quartett "Passo Avanti". Hier vereinen sich Violine, Klarinette, Gitarre und Violoncello. Finest Blend nennen die vier Herren ihr Programm. Und in der Tat sind die experimentierfreudigen Herren nicht zu scheu, alte Meister wie Brahms, Verdi und Bach in eine moderne Klangsprache umzusetzen. Dass das Publikum zum Schluss mitsingen darf, beschert ihnen Riesenapplaus.

Jetzt noch eine Bemerkung über das Aufsichtspersonal. Aus eigener Erfahrung ein großes Lob an die Damen und Herren. Sie sind aufmerksam, äußerst freundlich und erfüllen auch schon mal einen Sonderwunsch.

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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