Sprachlos glücklich: Die dänische Regisseurin Sylvia Le Fanu, Foto: (c) Holger Kistenmacher

Filmpreis-Gala der 66. Nordischen Filmtage Lübeck
Mehrere Doppel-GewinnerInnen der Filmtage jubeln über ihre Preise

Zunächst überraschte die sympathische Moderatorin Loretta Stern mit ihrer eigenen Gesangskunst, als sie zur Eröffnung der Filmpreis-Gala ihre eigene Version der NFL mit Hilfe des Sofia Oster-Trios gesanglich durchbuchstabierte. Später trug sie auch noch „Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“, der 2005 bei den Nordischen Filmtagen lief, vor. Zwischendurch sorgte neben dem Trio außerdem das Streichquartett der Bühne Lübeck für klassische musikalische Unterhaltung und begeisternden Applaus.

Dann wurden wie üblich die anwesenden Politiker vom Bürgermeister über die Kultursenatorin und die jungen Bundestagsabgeordneten Bruno Hönel (Grüne) und Tim Klüssendorf (SPD), die vereint als Rest-Ampel im Publikum saßen, begrüßt und es ging routiniert und locker an die Verteilung der insgesamt 11 Preise im Gesamtwert von 65.000 Euro.

Durfte doppelt jubeln: 2 Preise für "Lars is LOL"-Regisseur Stordahl aus Norwegen, Foto: (c) Holger KistenmacherDurfte doppelt jubeln: 2 Preise für "Lars is LOL"-Regisseur Stordahl aus Norwegen, Foto: (c) Holger Kistenmacher

Gleich zweimal durfte sich der Norweger Erik Saeter Stordahl freuen, dessen Film „Lars is LOL“ sowohl den Preis der niedlichen Kinder-Jury als auch den Preis für den besten Kinder- und Jugendfilm gewann, macht zusammen zwei original Lübecker Backsteine plus 10.000 Euro. Dahingegen hatte die Jugendfilm-Jury ihre 5.000 Euro für den besten Jugendfilm an „Fighting Demons with Dragons“ an die dänisch-schwedische Co-Produktion von Regisseurin Camilla Magic vergeben.

Überhaupt waren die weiblichen Regie-Stars die Abräumerinnen des Abends. So gewann die Dänin Sylvia Le Fanu nicht nur den Hauptpreis (12.500 Euro) als bester Spielfilm vom NDR für ihr wunderbares Werk „Der ewige Sommer/ My Eternal Summer/ Min evige sommer“, sondern durfte auch noch die 5.000 Euro vom Baltischen Filmpreis einstreichen. Die Jury lobte den Film als „so hell wie ein nicht endender Sommer“, obwohl er tieftraurig zwischen Leben, Tod und Liebe die Geschichte der 15jährigen Fanny erzählt, die ihre letzten Ferien mit der todkranken Mutter erlebt.

Doppel-Gewinner: Runar Runarsson aus Island, Foto: (c) Holger KistenmacherDoppel-Gewinner: Runar Runarsson aus Island, Foto: (c) Holger Kistenmacher

Eine weitere Gewinnerin des Abend war die Isländerin Pamela Hogan für ihren Dokumentarfilm „The Day Iceland stood still“, der von der Gewerkschaft Verdi gestiftet war. Ihr Film dokumentiert den 24. Oktober 1975, als Islands Frauen die Faxen dicke hatten und auf ganz Island streikten bis nichts mehr ging. Revolutionär - Bravo!

Ebenfalls aus Island stammt ein weiterer Doppel-Gewinner. Der Regisseur Runar Runarsson, der nur per Schalte an der Gala teilnehmen konnte, bekam sowohl den Preis für den besten nordischen Kurzfilm (5.000 Euro) für „O“, als auch den Kirchlichen Filmpreis für seinen Streifen „When the Light breaks“. Ein Film, dessen Handlung an nur einem Tag spielt und in dem es auch um Trauer geht, weil das frisch verliebte Paar Diddi und Una getrennt wird, weil Diddi bei einem Unfall ums Leben kommt.

Gabriellas Song aus "Wie im Himmel" von 2005, gesungen von Loretta Stern, Foto: (c) Holger KistenmacherGabriellas Song aus "Wie im Himmel" von 2005, gesungen von Loretta Stern, Foto: (c) Holger Kistenmacher

Weitere Preise, wie zum Beispiel für den besten Debütfilm (7.500 Euro), den der Freundeskreis der Lübecker Filmtage vergibt, ging an eine weitere Regisseurin, nämlich die Schwedin Caroline Ingvarsson für ihre Verfilmung des Thrillers von Hakan Nesser: „Unmoored“. Ein spannungsgeladener Film rund um eine zutiefst verunsicherte Heldin, die erfolgreiche Fernsehmoderatorin Maria, die durch schockierende Anschuldigungen gegen ihren Ehemann in ihrer Existenz erschüttert wird.

Fehlt noch der Publikumspreis, der von den LN (5.000 Euro) vergeben wird. Den bekam der griechische Regisseur Alexandros Avranas für seine Co-Produktion „Quiet Life“, der die Probleme einer russischen Familie zeigt, die in Schweden Asyl beantragen möchte, aber der nicht geglaubt wird. Die 5.000 Euro für den besten Kurzfilm in der Sektion Filmforum, den sogenannten CineStar-Preis erhielt der junge deutsche Regisseur und Kameramann Tom Otte für „Gestern, ich denke an morgen“.

Am Ende wurde es eng auf der Bühne, Foto: (c) Holger KistenmacherAm Ende wurde es eng auf der Bühne, Foto: (c) Holger Kistenmacher

Zum Schluss wurde es noch einmal total chaotisch und trubbelig auf der Bühne, als Moderatorin Stern alle Gewinner und sonstigen Beteiligten aus Jurys und Preisvergebern auf die Bühne bat, um die abschließenden Gewinner-Fotos zu schießen. Jeder wollte mit auf´s Bild und musste erst einmal zurecht gerückt werden. Aber egal, denn das vegetarische Büfett und so manches Bierchen oder Glas Wein wartete auf die feiersüchtigen Besucher und Filmschaffenden.

Bis zum nächsten Jahr, den 67. Filmtagen! - wünscht der arg verschnupfte Reporter Holger Kistenmacher.


Fotos: (c) Holger Kistenmacher

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

Sie haben keine Berechtigung hier einen Kommentar zu schreiben.