Zehn Jahre Museumsverbund "Die LÜBECKER MUSEEN"
Eine Erfolgsgeschichte

Am Mittwoch, 20. April 2016, stellten die Kultursenatorin Kathrin Weiher, Prof. Dr. Hans Wißkirchen, leitender Direktor der Lübecker Museen, und Gabriela Schröder, kaufmännische Geschäftsführerin, die zehnjährige Arbeit des Museumsverbundes der Presse vor. Der Lübecker Museumsverbund ist neben der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen der größte Verbund in Schleswig-Holstein. "Nach einem Jahrzehnt stellen wir fest: Die LÜBECKER MUSEEN sind ein Erfolgsmodell", so Kathrin Weiher.

Im Januar 2006 wurde auf Initiative der damaligen Kultursenatorin Annette Borns der Museumsverbund gegründet, der die Lübecker Museen unter dem Dach einer Kulturstiftung vereint: Kunsthalle St. Annen und St. Annen-Museum, Museum Behnhaus Drägerhaus, Museum für Natur und Umwelt, Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk, Museum Holstentor, Buddenbrookhaus und Günter Grass-Haus, Katharinenkirche sowie das inzwischen aufgelöste Kulturforum Burgkloster mit Museum für Archäologie und das Museum für Völkerkunde. Als leitender Direktor übernahm Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Honorarprofessor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität zu Lübeck, die Verantwortung für die städtischen Kulturinstitute. Dazu gehören ein gemeinsames Corporate Design, die zentrale Bündelung von Pressearbeit, Marketing und Museumspädagogik sowie das Sponsoring von privaten und öffentlichen Förderern, darunter die Possehl-Stiftung, Dräger-Stiftung und die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck. So konnten seit 2006 von der Bundes- und Landesregierung, von Stiftungen, Sponsoren und privaten Spendern über 15 Millionen Euro an Projektmitteln eingeworben werden.

"Dass wir in unserem Verbund Häuser zur Literatur, Geschichte, Kunst, Natur vereinigen, verschafft uns die außergewöhnliche Möglichkeit, gemeinsame Themen z.B. in häuserübergreifenden Ausstellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und den BesucherInnen näher zu bringen – ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Als Verbund konnten wir auch die Zusammenarbeit mit externen Partnern besser verstetigen und uns auf diese Weise in allen Bereichen – in der Wissenschaft, der Bildung und im Tourismus – stark aufstellen. Dies betrifft ganz besonders die Zusammenarbeit mit den Schulen, etwa mit der Michael Haukohl-Stiftung und der Universität zu Lübeck im 2012 gegründeten Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL)", so Hans Wißkirchen.

Seit 2006 haben die Lübecker Museen mehr als 250 Sonderausstellungen realisiert. Zu den spektakulären Einzelprojekten gehörten Natalja Gontscharowa. Zwischen russischer Tradition und europäischer Moderne, 2010 in der Kunsthalle St. Annen mit mehr als 20.000 Gästen sowie 2012 die Ausstellung über den schwedischen Impressionisten Anders Zorn im Museum Behnhaus Drägerhaus mit über 40.000 Besuchern. Eine erfolgreiche museale Zusammenarbeit belegen die Ausstellungen Barlachs Frauenbilder im Museum Behnhaus Drägerhaus und Günter Grass-Haus. Wortkünstler / Bildkünster. Von Goethe bis Ringelnatz. Und Herta Müller (Buddenbrookhaus, Günter Grass-Haus, Museum Behnhaus Drägerhaus, Overbeck-Gesellschaft) oder Augen auf! Thomas Mann und die bildende Kunst (Buddenbrookhaus, Museum Behnhaus Drägerhaus). Die Ausstellung Welten entdecken zeigte in der Kunsthalle St. Annen kostbare Artefakte der Völkerkundesammlung aus Afrika, Amerika, Asien, Europa und der Südsee.

Begleitend zu den Dauer- und Sonderausstellungen werden Lesungen, Konzerte, Events (Museumsnacht) und wissenschaftliche Angebote wie Vorträge, Tagungen und Symposien sowie Führungen angeboten. So veranstaltet das Museum Holstentor monatlich eine bilingual guided tour / doppelsprachige Führung "LET´S TALK" in Deutsch und Pari. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Museumspädagogik für Kinder und Jugendliche, wie die Ferienpass-Aktion oder das Projekt "Jugend ins Museum", eine gemeinsame Initiative mit der Michael-Haukohl-Stiftung.

Trotz erfolgreicher Museumsarbeit und Block-Buster-Ausstellungen bleibt die Finanzlage der Lübecker Museen prekär: Das jährliche Museumsbudget beträgt 7,2 Millionen Euro, die Stadt zahlt einen Zuschuss von vier Millionen Euro im Jahr. Die Differenz muss aus Personaleinsparungen - das Personal wurde von 125 auf 100 Mitarbeiter reduziert -, Eintrittsgeldern und den Umsätzen der Museumsshops erwirtschaftet werden. "An Eintrittsgeldern konnte der Museumsverbund in den vergangenen zehn Jahren 7.353.512 Euro einnehmen. Dank des kontinuierlichen Ausbaus der Museumsshops und der gezielten Weiterentwicklung des Sortiments wurden in diesem Zeitraum Shopumsätze in Höhe von 4.052.207 Euro erzielt", so Gabriela Schröder. "Wir arbeiten inzwischen in allen Bereichen an der Grenze des Leistbaren. Die LÜBECKER MUSEEN sind sich ihrer Verantwortung bewusst, ihren Beitrag zu einer Konsolidierung des kommunalen Haushaltes erbringen zu müssen und haben in den vergangenen Jahren entsprechende Einsparungen geleistet. Mit den dafür umgesetzten Maßnahmen sind wir aber inzwischen an unsere Grenzen gelangt. Weitere Einsparungen sind gegenüber den MitarbeiterInnen, den BesucherInnen und den Sammlungen nicht mehr verantwortbar. Mehr geht nicht."

Kultursenatorin Kathrin Weiher verwies auf die 2.551.225 Besucherinnen und Besucher in den vergangenen zehn Jahren, das sind rund 255.000 Besucher im Jahr. Angesichts der in Lübeck und Travemünde im Jahr 2014 erzielten über 1,5 Millionen Übernachtungen - Statistik Lübeck und Travemünde Marketing - besuchte allerdings nur ein kleiner Anteil der Gäste die Kultureinrichtungen der Hansestadt (Anmerkung der Autorin).

Eine Erfolgsgeschichte des Museumsverbundes sind ohne Zweifel die Sammlungszuwächse, in Form von Dauerleihgaben, Schenkungen und Ankäufen für einzelne Häuser. Dazu gehört das neue Heinrich-Mann-Konvolut im Buddenbrookhaus. Eine Sammlung aus Postkarten, Briefen, Notizen und Werkmanuskripten der Jahre 1891 bis 1949, welche mit Hilfe des Bundes, der Kulturstiftung der Länder und der Lübecker Possehl-Stiftung von den Enkeln des Schriftstellers erworben werden konnte. Dank der Lübecker Kulturstiftung konnte das Gavnø-Retabel von Jacob Claesz van Utrecht, ein Triptychon aus dem frühen 16. Jahrhundert, für das St. Annen-Museum bei Sotheby´s in London ersteigert werden und ein privater Spender ermöglichte in New York bei Christie's die Ersteigerung eines Portraits des Lübecker Kaufmann Mathias Mulich von Jacob Claesz van Utrecht.

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist die kontinuierliche Modernisierung und Renovierung der Museen. "In allen Häusern des Verbundes – mit Ausnahme der Geschichtswerkstatt Herrenwyk und des Buddenbrookhauses – wurden bereits Modernisierungs-, Sanierungs- und/oder Restaurierungsmaßnahmen abgeschlossen."

"Bilanzen und Besucherzahlen können und dürfen nicht die alleinigen Gradmesser für die Qualität, den Erfolg und vor allem die Relevanz musealer Arbeit sein. Bei den LÜBECKER MUSEEN stimmen aber erfreulicherweise beide Seiten: Nicht nur anhand der ermittelten Zahlen, auch mit Blick auf die inhaltliche Entwicklung der Museen in den letzten zehn Jahren, auf ihre verstärkte Zusammenarbeit untereinander und mit anderen Partnern sowie auf ihre fest verankerte Funktion als unverzichtbare Bildungs-, Wissenschafts- und Freizeit-Orte der Stadt, kann man die Entscheidung zur Gründung eines Museumsverbundes nach einem Jahrzehnt nur als eine richtige und gute bewerten. Die damals an die Einrichtung des Verbundes geknüpften Erwartungen einer effizienteren Nutzung von personellen und finanziellen Ressourcen zum Beispiel durch eine abgestimmte Ausstellungsplanung oder eine gemeinsame Vermarktung, wurden und werden erfüllt, die Synergien greifen. Nach einem Jahrzehnt stellen wir fest: Die LÜBECKER MUSEEN sind ein Erfolgsmodell", so Kathrin Weiher.

Titelfoto: Gabriele Schröder (Kaufmännische Geschäftsführerin), Prof. Dr. Hans Wißkirchen (Leitender Direktor der Lübecker Museen) und Kathrin Weiher (Kultursenatorin)

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