Foto: Kolektif Istanbul, (c) Dominik Gruszczyk

SHMF-Werftsommer 2025
Tanzen im Industrie-Flair

»Stühle raus, jetzt wird getanzt!« heißt es vom 1. bis 8. August in Lübeck. Dann verwandeln sich die historischen Industriehallen der Kulturwerft Gollan in eine Bühne für anatolischen Groove, kurdische Klangkunst, Techno-Jazz und orchestrale Disco.

Den Auftakt zum Werftsommer des Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) gibt am Freitag, 1. August, das Kolektif Istanbul – seit 20 Jahren eine der beliebtesten Bands in der Clubszene Istanbuls. Ihre »progressive Hochzeitsmusik« mixt traditionell anatolische und thrakische Musik mit Jazz, Funk und dynamischen Balkan-Klängen.

»Aufregend, polternd und bezirzend«, schwärmte das Hamburger Abendblatt – wenn das »Kolektif İstanbul« auftritt, ist euphorische Partystimmung garantiert. Derzeit sind sie eine der angesagtesten Bands in der Clubszene der Metropole am Bosporus und schaffen über die Verschmelzung von traditioneller anatolischer und thrakischer Musik mit Jazz, Funk, Electro und Balkan-Sound ihren ganz eigenen mitreißenden Stil. »Progressive Hochzeitsmusik« nennt die Band das, eine rauschende und wilde Feier, bei der alles auf die Tanzfläche konzentriert ist. Braut und Bräutigam braucht es dabei gar nicht – »Nobody’s Wedding Party« eben! Progressiv bedeutet für die Musikerinnen und Musiker von Kolektif İstanbul auch, dass sie keinerlei Grenzen kennen und offen für musikalische Einflüsse jeglicher Art sind. So bleibt ihre Musik auch zum 20-jährigen Bestehen der Band spannend und verspricht einen farbenreich wirbelnden Klangrausch, dessen Sog magisch ist und sofort in den ganzen Körper übergeht.

Aynur, Foto: (c) Muhsin AkgünAynur, Foto: (c) Muhsin Akgün

Mit der Sängerin Aynur betritt am Samstag, 2. August, eine der beeindruckendsten Stimmen der kurdischen Musikszene die Bühne. In der Verbindung aus traditioneller Folklore und modernem Klanggerüst erzählt sie Geschichten von Identität, Heimat, Vertreibung, Widerstand und Liebe.

Sie ist die herausragende, ikonische Stimme des kurdischen Volkes: Seit einem Vierteljahrhundert verknüpft Aynur die traditionellen Farben ihrer Heimat – wie die Bardenlieder sowie die alte und moderne Poesie Kurdistans – mit Klassik, Jazz und Pop des Westens. In Istanbul studierte sie Gesang sowie das Lauteninstrument Bağlama, 2004 gelang ihr mit dem Lied »Keçe Kurdan«, das den kurdischen Mädchen gewidmet ist, der große Durchbruch. Konzerte auf der ganzen Welt – etwa auch mit dem Starcellisten Yo-Yo Ma – folgten, und der Regisseur Fatih Akın porträtierte sie in seinem Film »Crossing the Bridge – The Sound of Istanbul«.

Aynurs aktuelles Programm »Rabe« (»Steh auf!« im Kurmandschi-Dialekt) wird als Höhepunkt ihres Schaffens gefeiert. Liebeslyrik, Spiritualität und unbeugsamer Freiheitswille verschmelzen hier mit vielschichtigen Klanglandschaften. Folklore-Flair, meditative Zwischenspiele, jazzige Improvisationen, aber auch viele zupackende, funky Momente, die unmittelbar in den Körper gehen. 

Am Montag, 4. August, präsentiert die Jazzrausch Bigband aus München ihr neues Album »Bangers Only!« - der Kern ihres über zehnjährigen Schaffens. Neben bestehenden Songs, die auseinandergenommen und neuinterpretiert wieder zusammengesetzt werden, erwartet das Publikum ebenso neue Tracks.

Foto: Jazzrausch Bigband, (c) Sebastian ReiterFoto: Jazzrausch Bigband, (c) Sebastian Reiter

Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren vereint die Jazzrausch Bigband scheinbar Gegensätzliches: Techno, Jazz, Klassik, U- und E-, Konzerthaus und Club, Jung und Alt. Kontrast als Konzept. Geht nicht, gibt’s nicht. Dafür spannt die Band oft weite Bögen, arbeitet programmatisch wie ein klassisches Orchester und verwebt berauschend Themen aus Literatur, Philosophie und Wissenschaft.

Bei dem neuen Bigband-Programm »Bangers Only!« dreht sich nun alles um die kleine Form: Dreizehn »Banger«, also Hits, die auf keinem Konzert und in keiner Playlist fehlen dürfen. Alles im Song-Format um drei bis vier Minuten, immer auf den Punkt, komplett neu arrangiert und produziert. Knapp die Hälfte der Songs sind Fan-Favoriten – wie das chartverdächtige »Moebius Strip«, das funky »I Want To Be A Banana« oder das Bläser-Gewitter »Punkt und Linie zur Fläche«.

Die andere Hälfte ist neu, die Zutatenliste jazzrausch-typisch lang: Techno-, Disco- und Funk-Beats, dicke Bläser-Wände neben weiten, luftigen Flächen, dazu Gesang, Spoken Word und Improvisation. Immer überraschend und tanzbar – weil es in dieser Musik für alle etwas Vertrautes und zugleich etwas Neues zu entdecken gibt, egal woher man kommt. Und weil es einem die Intensität dieser Musik so leicht macht, sich auf sie einzulassen.

Zum Abschluss des Werftsommers ist am Freitag, 8. August, das Orchester im Treppenhaus mit dem Programm »Disco« zu Gast. Ganz ohne Elektronik aber voller Minimal-Grooves zeigt das 20-köpfige Ensemble wie tanzbar zeitgenössische Kompositionen sein können.

Orchester im Treppenhaus, Foto: (c) Nailya BikmurzinaOrchester im Treppenhaus, Foto: (c) Nailya Bikmurzina

Was für ein euphorisierender Moment, wenn der Bass einsetzt und sich das ganze Publikum plötzlich wie elektrisiert zur Musik bewegt! Das Erstaunliche: Das »Orchester im Treppenhaus« erreicht das selbst in bestuhlten klassischen Konzertsälen und ohne den Einsatz jeglicher elektronischer Sounds. Unter dem Motto DISCO lässt das Ensemble maximal tanzbaren Klangrausch aus Minimal-Grooves und Live-Beats auf Elemente zeitgenössischer Musik treffen und verschmilzt mit dem Publikum zu einer bebenden Einheit.

Mit innovativen Formaten wie diesem stellt sich das preisgekrönte 20-köpfige Orchester aus Hannover die Frage: Was kann klassische Musik heute? Sehr viel, wie sich herausstellt. Das Konzert wird bei diesem Klangkörper zum Erlebnis, die Aufführung klassischer Musik zur Performance. Mit ihren spannenden Projekten überzeugten die Musikerinnen und Musiker des Ensembles bereits nicht nur in Konzertsälen wie der Elbphilharmonie, sondern etwa auch beim »Fusion Festival«. Im August kommen sie nun zum SHMF-Werftsommer in die Kulturwerft Gollan – freuen Sie sich auf einen Abend voller energetischem Klangtaumel und unwiderstehlicher Tanzekstase!

Im Anschluss an die Werftsommer-Konzerte legen DJ Ipek, eine beliebte Größe der Berliner Clubszene, und die Hamburgerin DJ textme jeweils an zwei Terminen im Foyer der Halle auf und lassen die Abende mit Sets aus anatolischer Folklore bis hin zu Deep House ausklingen.

Nachhaltiges Rahmenangebot

Dank finanzieller Unterstützung durch die Possehl-Stiftung finden die Werftsommer-Konzerte unter besonders hohen Nachhaltigkeitsstandards statt: Unter anderem kann das Publikum vegetarische Kulinarik aus der Region genießen, Shuttlebusse zwischen ZOB Lübeck und Spielstätte begünstigen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und ein Mehrwegpfandsystem minimiert das Wegwerfen von Bechern und Flaschen. Die leeren Pfandbecher können die Gäste für die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein spenden.

Workshop und Panel zum Thema »Nachhaltigkeit in der Kultur«

Am Freitagnachmittag, 8. August, haben Kulturschaffende, Kreative und alle, die sich für nachhaltige Transformation im Kulturbereich interessieren, außerdem die Möglichkeit an dem kostenlosen Workshop »4D Future Mapping« der Green Culture Anlaufstelle des Bundes teilzunehmen. Basierend auf dem Theory U-Ansatz von Otto Scharmer gestalten die Teilnehmenden spielerisch und mit vielfältigem Equipment konkrete Visionen für eine nachhaltige kulturelle Zukunft. Theory U erforscht, wie Einzelpersonen, Teams, Organisationen und große Systeme Strukturen aufbauen können, um die Ursachen der heutigen sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen. Interessierte können sich für den Workshop kostenlos anmelden unter www.shmf.de.

Im Anschluss an den Workshop diskutieren Expertinnen und Experten aus Kultur, Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Politik in einem Panel über die Herausforderungen und Chancen nachhaltiger Veranstaltungsplanung im ländlichen Raum. Die Teilnahme am Panel ist ebenfalls kostenlos, Anmeldung unter www.shmf.de. Mit dabei sind:

  • Jacob Bilabel, Leiter der Green Culture Anlaufstelle des Bundes
  • Hannah Bregler, Leiterin Programmentwicklung des Schleswig-Holstein Musik Festival
  • Nicole Rönnspieß, Leiterin des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
  • Christian Rosskopf, Geschäftsführer GP JOULE Consult
  • Dr. Philipp Salamon-Menger, Leiter der Kulturabteilung im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein

Das Panel »Nachhaltiges Veranstalten im ländlichen Raum – Vision oder Utopie?« wird moderiert von Laura Hamdorf, Pressesprecherin des Schleswig-Holstein Musik Festival.

Fr. 08.08.2025, 14:00-17:00 Uhr | Lübeck, Kulturwerft Gollan, Kettenlager
Workshop: 4D Future Mapping

Fr. 08.08.2025, 17:30-18:30 Uhr | Lübeck, Kulturwerft Gollan, Kettenlager
Panel: Nachhaltiges Veranstalten im ländlichen Raum – Vision oder Utopie?

Tickets & Shuttle

Tickets für die Konzerte sind unter www.werftsommer.de buchbar. Auch die Ticketbestellung per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, per Post (Kartenzentrale des SHMF, Postfach 3840, 24037 Kiel) oder telefonisch über die Tickethotline 0431-23 70 70 ist möglich.

Für Konzertkarteninhaberinnen und -inhaber verkehrt bei den Werftsommer-Konzerten ein kostenfreier Bus-Shuttle zwischen dem Lübecker Hauptbahnhof und der Kulturwerft Gollan.

  • Hinfahrten: Lübeck ZOB, Bussteig 2 oder 3 ab 18:30 Uhr bis Haltestelle »Einsiedelstraße«
  • Rückfahrten: ab 22:00 Uhr Haltestelle »Einsiedelstraße«


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