Wieder einmal möchte ich dem geneigten Bücherfreund, beziehungsweise der Bücherfreundin einige Tipps für die besondere Lektüre für den Strand, Balkonien oder wo immer man den Sommer 2025 lesend verbringt möchte, ans Herz legen.
Beginnen möchte ich mit Helge Timmerberg, dem lustigsten und innovativsten Reise-Schriftsteller Deutschlands, dem Rockstar unter den Reise-Buch-Autoren, den ich hier bereits mehrfach vorgestellt habe. Zuletzt überzeugte er mit seiner lustigen Haschisch-Analyse „Joint Adventure“. Helge ist nicht nur der radikalste Reisereporter des Landes, Dauer-Hippie und Kiffer vor dem Herrn, sondern inzwischen auch schon 73 Jahre alt. In seinem aktuellen Buch „Bon Voyage“ blickt er auf das Unterwegssein früher und heute, die verschwundene Magie Marrakeschs, Testosteron-Gel und echten Urlaub.
Bereits seit 10 Jahren ist Timmerberg in Besitz eines silbernen Mercedes E 220 CDI Elegance, den er von seinem Vater geerbt hat. Dieser hatte ihm bei der Übergabe noch „Bon Voyage“ gewünscht. Und nach langer Zeit erfüllt sich der alternde Reise-Journalist einen alten Traum: Einmal per Auto bis nach Marrakesch, jene Wüstenstadt in Marokko, in der er selbst jahrelang lebte und einen wunderbaren Riad, ein altes traditionelles Haus besaß.
Und wie bei Timmerberg üblich, beginnt seine Reise in St. Gallen philosophisch: „Wer zu spät kommt, den bestraft die Straße“. Dabei ist er schon spät dran, denn er will unbedingt einen zweiten Schlüssel für Papas Karre und den Stern zurück vorne auf die Haube. Der Stern kostet nur 50 Franken, der zweite Schlüssel braucht Zeit und kostet das Zehnfache, also wird darauf verzichtet, denn der Aufbruch ist das Wichtigste und vielleicht auch der schwierigste Teil einer Reise, weiß der Viel-Gereiste. Deshalb hat er sich diesmal auch Regeln gegeben: Nur vier Stunden pro Tag hinter dem Steuer, Ankunft bei Tageslicht, danach ein Spaziergang am Zielort. Aber wie nicht anders zu erwarten, werden diese Regeln bereits am ersten Tag gebrochen.
Wie ebenfalls bei Timmerberg üblich, geht es in seinen Büchern immer sehr autobiografisch, offen, selbstironisch und äußerst komisch zu. Da wird Konfuzius zitiert, der sagte: „Der Weg sei das Ziel“, was von Helge aber umgedeutet wird zu, „...dass zu lernen unterwegs wichtiger sei als die ursprünglichen Träume vom Ziel“. Aber zunächst öffnen sich beim Fahren durch die Alpen sämtliche Kanäle seiner persönlichen Geschichte: Noch vor dem Brenner stellt Timmerberg in Bezug auf den Vater fest: Die wenigen glücklichen Erinnerungen an mein Leben mit ihm spielten alle in Motorfahrzeugen“. Das war in seiner Kindheit, wo er meist seltsam zwischen seinen Eltern stand, mit einem Vater, der kriegsversehrt und wütend war und unfähig, ehrlich gegenüber der Mutter zu sein. Allerdings merkt Timmerberg, dass er nun im Alter von 73 Jahren seinem Vater immer ähnlicher wird: „Der innere Vater erwacht“.
Es folgen Geschichten über die Unabhängigkeit, Glückshormone und die Freiheit des Automobilisten bei einem Roadtrip über 7.000 Kilometer durch die Schweiz, über Italien, Frankreich und Spanien bis nach Nordafrika. Eine Reise mit Hindernissen, bei denen der Autor sich selbst neu kennenlernt. Über Raubritter, zerstochene Reifen und Gespräche mit dem Navi, übers Älterwerden, Reisemüdigkeit, Abenteuerlust und das ewige Versprechen, unterwegs zu sein. Dabei wird der alte Benz zur Einzelzelle auf vier Rädern, zum Rückzugsort und Meditationsraum. Gleichzeitig steigen im Laufe der Erzählung Gäste auf den Beifahrersitz, Freunde, später sogar ein Prinz. Schlussendlich landet das anderthalb Tonnen schwere Reise-Sofa samt Passagieren in Marokko und erreicht die alten Riads von Marrakesch. Aber wie ebenfalls üblich, bleibt Timmerberg dem geliebten Prinzipien des „Gonzo-Schreibens“ treu. Er bleibt nicht lange, denn es gibt immer noch mehr zu erzählen. Der ewige Weg bleibt wichtiger und wertvoller als jedes Ziel. Am Ende sind gute Reisen gute Geschichten, die man seinen Lesern erzählt, damit sie selbst auf Reisen gehen, wenn auch nur in Gedanken.
Helge Timmerberg: Bon Voyage - Mit Papas Benz bis nach Marokko, Piper Verlag, München, April 2025, 240 Seiten mit Fotos und Karte.
Auch mein zweiter Buch-Tipp handelt von einer Reise, dem Roman-Debüt von Paul Ruban, einem Schriftsteller, Drehbuchautor und Übersetzer aus Kanada. Dabei geht es in „Der Duft des Wals“ um eine schräge, groteske Beziehungsgeschichte, die durch einen Urlaub in einem Luxus-Resort in Mexiko gerettet werden soll. Dafür reisen Judith und Hugo samt Tochter in den gemeinsamen Urlaub, um auszuloten, ob die Ehe noch zu retten ist. Also mieten sie sich in das elegante, sauteure All-inclusive-Resort ein, um in schöner Atmosphäre wieder zueinander zu finden. Doch die zunächst gelöste Stimmung wird schnell getrübt, als ein toter Wal am Strand angespült wird und dort explodiert. Ein spezielles Odeur der Verwesung, beziehungsweise ein bestialischer Gestank breitet sich aus und erreicht trotz der Bemühungen der Hotelangestellten auch das Luxus-Resort. Weder Wind-Maschinen, teure Parfüm-Attacken oder verteilte Nasenklammern verschaffen Abhilfe. Und die Ehe wird auch nicht gerettet. Immer intimer werden die Beziehungen zwischen dekadenten westlichen Touristen und cleveren Angestellten. Mit viel schwarzem Humor legt der Autor geschickt den Finger in die Wunde und zeigt das Scheitern des Paares, ihre Ehe zu retten.Auf schlanken 220 Seiten breitet Paul Ruban ein Panorama der Egotrips aus. Ihm gelingt ein lesenswerter schräger Roman voller absurd komischer Details. Das Absurde knallhart zu beobachten und lässig zu beschreiben, gelingt dem Autor auf bitterste Weise. Der Hotelchef zum Beispiel hat selbst gar keinen Geruchssinn. Also schickt er seine Angestellten einkaufen. Die erstehen Luxus-Parfüms und völlig sinnlose Wind-Maschinen. Die mexikanischen Mitarbeiter ertragen, was ihnen der Chef aufträgt. Aber auch, was die Touristen aus dem reichen Norden, den USA und aus Kanada, ihnen alles zumuten. Die wiederum sind mit eigenen Problemen beschäftigt, machen sich lächerlich. So wie Hugo, der sich mit einer Animateurin zum Sex verabredet, weil seine Frau ihn ja ignoriert und lieber mit dem Pool-Boy flirtet. Und die Tochter treibt unbeaufsichtigt herum und zeichnet alles, was sie an Absurditäten der Erwachsenen vorgesetzt bekommt.
Zwar ist der Roman mit seinen 240 Seiten schnell gelesen, überzeugt aber wegen seiner bissig-bösen Satire und der großartigen Situationskomik, wobei auch so einiges zum Nachdenken anregt. Fazit: ein großartiges Leseerlebnis, das sich perfekt als Urlaubslektüre eignet.
Paul Ruban: Der Duft des Wals, Aufbau-Verlag, Berlin April 2025, 240 Seiten.
Einen bissig-satirischen Grundton zeichnet auch meinen dritten Literatur-Tipp aus. „Das Game“ vom Genfer Schriftsteller und Drehbuch-Autor Joseph Incardona kommt als filmreifer Roman daher, der vom Zynismus einer Fernsehshow erzählt. Voller Tempo geht vor dem inneren Auge des Lesers eine Geschichte wie ein Film ab. Sensibel verpackt, voller ironisch bissiger Konsumkritik erzählt der Autor eine tiefgründige Gesellschaftsanalyse, die fesselt wie eine amerikanische Serie, dabei aber spannend und intelligent wie ein Thriller geschrieben ist.Ich habe hier bereits die böse Urlaubsgeschichte des Schweizer Autors „One-Way-Ticket ins Paradies“ vorgestellt. Im aktuellen Roman geht es um Anna und ihren Sohn Leon, ein dreizehnjähriger, surfbegeisterter Junge, der die vergangenen Träume seiner allein-erziehenden Mutter weiterlebt. Sie leben an der Atlantikküste, wo Anna ihren Lebensunterhalt und die Miete für den Bungalow durch den Verkauf von Brathähnchen aus einem Kastenwagen sichert. Sie träumt von Unabhängigkeit, Freiheit und einem selbstbestimmten Leben. Nach einem Verkehrsunfall ist die alte Karre schrottreif und nicht mehr einsetzbar, sodass schnell die Schulden Anna über den Kopf wachsen. Als einziger Ausweg aus der Misere erscheint die Teilnahme am Game, einer Fernsehshow, die in der Gegend stattfindet und die in den Medien gepuscht wird. Die einzige, scheinbar leichte Aufgabe: das zur Verfügung gestellte Auto im Wert von 50.000 Euro anzufassen und nicht mehr loszulassen. Wer am Ende unter den 20 Teilnehmer*innen am längsten durchhält, gewinnt. In ihrer Verzweiflung lässt sich Anna auf das perfide Medienspektakel bei Tag und Nacht in Hitze und Regen, trotz allgemeiner Überforderung, Verzweiflung und Erschöpfung ein.
Mit bissiger Ironie und treffender Schärfe markiert Joseph Incardona den brutalen Zynismus unserer konsumorientierten Mediengesellschaft. Das Game steht dabei symbolisch für die Auswüchse des Kapitalismus und die Hilflosigkeit der Menschen, die in ihren Rollen gefangen sind. Dabei zoomt der Autor geschickt hin und her: vom großen Ganzen auf den täglichen Überlebenskampf von Mutter und Sohn - sie wegen des finanziellen Desasters ihrer Lebens und er wegen erlebtem Mobbing. So geht es um die großen Themen der aktuellen Gesellschaft wie Klimadebatte, Medienkrise und soziale Ungleichheit, aber auch um die berührende Story einer bewegenden Mutter-Sohn-Beziehung. Ganz großes Kino zum Lesen!
Joseph Incardona: Das Game, Lenos Verlag, Basel April 2025, 300 Seiten.
Mein vierter Buch-Tipp war zuletzt in die juristischen Schlagzeilen gelangt. Der Roman „Innerstädtischer Tod“ vom Autor Christoph Peters sollte verboten werden. Geklagt hatte der bekannte Berliner Galerist Johann König, der sich in einer der Figuren wiedererkannt haben wollte. Aber das Landgericht Hamburg entschied gegen den Kläger und für die Kunstfreiheit. Der Fall hatte die Feuilletons ausgiebig beschäftigt, weil einer der Figuren im Roman, der fiktive Galerist Konrad Raspe wegen MeToo-Vorwürfen Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit Johann König und seiner Frau Lena König kaum zu übersehen war. Das Gericht urteilte aber, das der Roman zwar auf reale Vorbilder zurückgreife, diese aber als Grundlage für eine fiktionale Darstellung besonderer gesellschaftlicher Problemfragen nutze. Also ein Sieg für die Kunstfreiheit. Eine sehr zu begrüßende Entscheidung, denn hätte das Gericht im Sinne von Johann König geurteilt, wäre das Schreiben aktueller politischer Romane ziemlich unmöglich gemacht worden.
Der vorliegende Roman ist tatsächlich ein äußerst brisanter Bericht über allerlei politische Themen, die das politische Herz Berlins und der Bundesrepublik treffen. Ein Schlüsselroman über die neue Rechte und Linke und deren unheilige Allianz mit Putins Russland, über Korruption, die MeToo-Bewegung und über den internationalen Kunsthandel. Dabei bedient sich Autor Peters geschickt des üblichen Mediensprechs, des sinnentleerten Geplappers der Politik und der überintellektualisierten Aussagen der Kunstwelt.
Erzählt wird die Geschichte des jungen, aufstrebenden Künstlers Fabian Kolb, der scheinbar kurz davor steht, eine lukrative internationale Karriere in der Kunstszene zu starten. Er will gerade eine groß angelegte und stark gepuschte Installation seiner Werke in den Räumen des Galeristen Raspe, eine ehemalige brutalistische Kirche, wie sie auch Johann König sein Eigen nennt, eröffnen. Namhafte Kunstkritiker, Presse und internationale Medien und ein erlauchter Kreis einflussreicher Privatsammler wurden zur Vernissage eingeladen, um das Werk - „Körper aus Holz, Eisen, Leder in Gestalt nachgebauter Turnböcke, Pauschenpferde, Sandsäcke, Kadaver“, die der Künstler in Marrakesch von dortigen Handwerkern anfertigen ließ - einer größtmöglichen Öffentlichkeit zu präsentieren. Ausgerechnet dann platzt die Meldung über das Outing von Galerist Raspe als frauenfeindlicher Täter mit Bezug auf sexueller Übergriffe wie eine Bombe mitten in die Ausstellung.Dabei wollte der Künstler ursprünglich mit seiner Installation auf die Corona-Krise reagieren, sowie durch den Titel der Schau „Windhauch, alles ist Windhauch“ auch die neuen Geräusche eines neuen, großen Krieges im Osten reflektieren. Und es ist erst recht blöd und geschäftsschädigend, dass Fabian Kolbs Onkel Herrmann Carius stellvertretender Vorsitzender und vor allem Vordenker der Partei „Neue Rechte“ mit Sitz und Stimme im Bundestag ist. Aber auch der Rest der Familie des Künstlers aus dem fernen Krefeld ist kein besonderer Schmuck für die erhoffte Karriere des aufmüpfigen Fabian Kolb, der gerade dreißig geworden ist und im „Existenzialisten-Look der 1960er Jahre etwas an Brian Ferry erinnert.
Der kunstferne Vater des Künstlers - „letzter Krawattenfabrikant der einstmals großen Seidenweberstadt“, dessen Geschäfte total eingebrochen sind wegen des allgemeinen Russland-Boykotts, hat gänzlich andere Dinge im Kopf als die Ausstellung seines Filius. Er stellt eher einer schönen Bedienung erfolglos nach, während er sich mit teuren Drinks besäuft. Auch die geschiedene Gattin, Hildegard und der katholische Priester - Bruder Martin stellen sich als nicht besonders interessierte Teile seiner Sippschaft heraus. Überdes hat sich Fabian auch noch kurz vor der Ausstellungseröffnung mit der Gattin des Galeristen ein erotisches Stelldichein geleistet. Natürlich endet alles im totalen Chaos mit Polizei-Einsatz, wilden Demonstrationen und der Flucht des Künstlers.
Ein großartiges, groteskes Spektakel aus Politik, Kultur und mit aktuellem Realitätsbezug.
"So muss Gegenwartsliteratur sein: brandaktuell, am Puls der Zeit, hier findet sich, was nicht in der Zeitung steht. Eine helle Freude des Denkens", wie nicht nur Literaturkritiker Denis Scheck befand.
Christoph Peters: Innerstädtischer Tod, Luchterhand Verlag, München 2024, 300 Seiten.
Auch mein fünfter Buch-Tipp, eine bissige Satire des Kongolesen Fann Attiki: sein Debütroman „Cave 72“ spielt hart an der Realität. Es geht um das „dunkle Herz Afrikas“, die durch und durch korrupte Republik Kongo, die sich fest in der Hand des „allgegenwärtigen Führers“ befindet. 2021 wurde diese gallige Kritik an dem Herrscher-System mit dem Prix Voix d`Afriques ausgezeichnet.
Der junge Autor, geboren 1992 in Pointe-Noire, Kongo-Brazzaville reiht sich damit ein in die Reihe von kritischen afrikanischen Schriftstellern, die sich mutig und mit schwarzhumorigen Satiren mit den Despoten in ihren Ländern auseinandersetzen. Unter anderem gehört der ewige Literatur-Nobelpreiskandidat aus Kenia, Ngugi wa Thiong`ò dazu, der sich vehement in seinem Roman „Der Herr der Krähen“ die Machthaber seines Landes vornimmt.
Für seine bitterböse Parabel über die Willkürherrschaft im Kongo wählt der Autor Fann Attiki eine äußerst große Rahmenhandlung, die dramaturgisch an die biblische Schöpfungsgeschichte anknüpft. Seine Geschichte über Eifersucht, Verrat und Mord zeichnet ein zwar plakatives aber auch grelles Panorama seines Heimatlandes. Seine einzelnen Kapitel nennt er zum Beispiel „Vernichtungsgeschichte“ und beginnt den Abschnitt mit „Es wurde Abend und dann Morgen: Der erste Tag bricht an." Aber auch die politische Kaste im Roman verselbständigt sich immer weiter, indem der Autor sie nicht beim Namen nennt, sondern nur in ihren Funktionen innerhalb des Sicherheitsapparates mit weitläufigen Entscheidungen bezeichnet, die alle Einwohner beeinflussen und drangsalieren.
Im Mittelpunkt stehen vier Freunde, die sich zum Trinken und zur politischen Lästerei über das System in einer Bar, der „Cave72“ in Brazzaville treffen. Verlass, Ferdinand, Didi und Stephan sind dort bekannt wie bunte Hunde, weil sie ihr Studium geschmissen haben, keiner geregelten Arbeit nachgehen, den Frauen schöne Komplimente machen und große Reden schwingen. Absolute Freigeister, verknüpft durch eine mit der Zeit verwobene Freundschaft, die gegen Egoismus, Undankbarkeit, Zwist, Verrat und andere Qualen gefeit zu sein schien, vereint in brüderlicher Zuneigung und unbändiger Lust zu leben und zu streiten.Dementsprechend eigneten sich diese aufmüpfigen Freidenker auch perfekt für ein Komplott, einen angeblich geplanten Umsturzversuch. Außerdem verkehrten sie mit dem in Ungnade gefallenen Minister. Es folgen ein Giftanschlag auf den genannten früheren Minister, wobei allerdings sein Bruder stirbt. Dieser war wiederum ein Art Vaterfigur für die vier Freunde. Also beschließen sie, herauszufinden, wer hinter dem Attentat steckt. Dabei kommen sie der Wahrheit bedrohlich nahe, was sie selbst in größte Gefahr bringt. Schlussendlich kostet die Suche nach der Wahrheit, was im Kongo sowieso ein Ding der Unmöglichkeit ist, fünf Menschenleben und löst fast einen Volksaufstand aus. Dabei ist verletzte Männlichkeit, Eifersucht und falscher Stolz das eigentliche Motiv dieses etwas unübersichtlichen Romans.
Fann Attiki porträtiert ein durch und durch korruptes, patriarchal geprägtes Land voller undurchsichtiger politischer Machtstrukturen, die er wortgewandt und bildreich mit böser Zunge und galligem Humor beschreibt. Ein politisches Macht-System, das nur um den eigenen Machterhalt kreist und in dem die Bevölkerung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Drei der vier jungen Männer werden schließlich zum Tode verurteilt, während der vierte verspricht, die Geschichte seiner Freunde aufzuschreiben. Somit wird die Literatur schlussendlich der einzigste Hoffnungsschimmer in dem Roman für eine bessere Zukunft für dieses gebeutelte Land. Ein Land, in dem die gut ausgebildete Jugend sowie keine Zukunft zu haben scheint.
Fann Attiki: Cave 72, Lenos Verlag, Basel März 2025, 215 Seiten.
Die Bücher sind in den inhabergeführten Buchhandlungen Belling, Prosa, Buchfink, Arno Adler, Langenkamp, maKULaTUR, Störtebeker, Buchstabe und Bücherliebe erhältlich.