Runderneuert und ohne Stolperfallen präsentiert sich die Kunsttankstelle der Lübecker Künstler-Gemeinschaft vom DefactoArt mit einer neuen Ausstellung, die zeigen soll, dass die KünstlerInnen des Vereins in Corona-Zeiten nicht nur Däumchen gedreht haben.
Bereits der Eingangshof zeigt sich aufgeräumt und stolperfrei. Mit geschredderten Abriss-Materialien wurden die Schlaglöcher ausgeglichen und glatt gemacht. Auch die Ausstellungshalle wurde verschönert und entkernt. So gibt es einen neuen hochwassersicheren Estrich, neue Türen zum Garten und eine schöne neue Bar. Der wunderbare Garten mit Blick auf die Obertrave wurde aufgeräumt und mit neuen Pflanzen bestückt, weil ja auch die Bienchen was zu futtern kriegen sollen in der Kunst.
"Stadt aus Rauch" von Svealena Kutschke auftaucht. Die Sagengestalt soll einst den Fischern in der Travemünder Siechenbucht Angst und Schrecken eingejagt haben. Auch wurden die Garagen auf der Seite zum Holstentor hin restauriert und einer Frischzellenkur unterzogen. Dort haben jetzt unter anderem ein Kunstdrechsler und ein Damaszenermesserschmied ihr Atelier, sowie eine Band ihren Probenraum bezogen.
Die Ausstellung "Umbruch und Aufbruch", die noch bis zum 14. Mai jeweils Do/Fr von 14 - 18 Uhr und Sa/So von 11 - 16 Uhr zu besichtigen ist, zeigt sich äußerst vielfältig und präsentiert die diversen Richtungen und Genres der dortigen KünstlerInnen. Es gibt viel Malerei, Fotos, Installationen, Skulpturen und sonstige Spielereien der Kunst.
Zentral gelegen schwingt zum Beispiel in Anspielung an Corona ein Foucaultsches Pendel, das "Corofoucault" von Peter Fischer. Ein großer Granitstein vom Brodtener Ufer hängt an einem 5m langen Seil und wirft beim Pendeln rote Klötze um. Der „Kunstfisch“ killt somit Hotspots, wie Peter Fischer erklärte. Jeder Pendelausschlag ist auch ein neuer Aufbruch.
Wunderbar zweideutig im wahrsten Sinne auch die Arbeit von Thomas Friedrich: "Binär". Sie zeigt ein sogenanntes Agamograph aus Holz und Papier, das aus beiden Richtungen gelesen werden sollte. Filigran kommt die Klein-Installation von Janine Turan daher, die sich um den Atommüll kümmert, der nach Lübeck kommen soll. Dazu hat sie eine wunderschöne Trilogie von Pflanzen-Fotos installiert.
Während uns Gitesh Klatt in seinen skurril-bunten Wasserschalen sozusagen die kalte Hand reicht. Er hat gefrorene Hände produziert, die langsam vor sich hinschmelzen. Seine Installation verweist darauf, dass man sich ja in Corona-Zeiten nicht mehr die Hand gibt, sondern Ghettofaust und schräge Ellbogen, Knie- oder Fuß-Begrüßungen angesagt sind.
Weiterhin sind Fotomontagen von Norbert Schwarzschulz oder die Fotos mit den Titeln „Wumm“ und „Power“ von Thomas Schmitt-Schech zu bestaunen. Aber der geneigte Besucher sollte die weiteren Werke der teilnehmenden Kunstschaffenden vielleicht am besten bei einem eigenen Besuch entdecken. Es lohnt sich.
Film: (c) Norbert Schwarzschulz