SHMF 2022
Augustin Hadelich in der Elbphilharmonie

Mit Augustin Hadelich tritt einer der hervorragenden Geiger dieser Zeit beim SHMF in der Hamburger Elbphilharmonie auf. In Europa noch etwas weniger bekannt, ist er jenseits des Atlantik schon längst eine feste Größe. So wird er gern auch als Anne-Sophie Mutter Amerikas bezeichnet, doch hinter diesem Ruf gibt es nichts zu verstecken, Augustin Hadelich ist - gerade auch mit seiner Guarneri del Gesu-Violine - einsame Klasse.

Er ist deutsch-US-Amerikaner mit Wohnsitz in New York, 1984 als Sohn deutscher Musiker-Eltern in Italien geboren. Seine Karriere verlief nach sorgfältiger Ausbildung bei Joel Smirnoff in New York kometenhaft, ausgezeichnet mit zahlreichen prestigeträchtigen Preisen. In Hamburg führt er gemeinsam mit dem WDR-Sinfonieorchester das Violinkonzert von Antonin Dvorak auf.

Für den Solisten an der Violine hält dieses Stück mehrere Herausforderungen bereit. Von temperamentvollen Läufen und überbordenden Sprüngen zu dann auch wieder zart empfindsamen Phasen wird dem Künstler alles abverlangt. All dies meistert Hadelich mit sicherer Hand und sicherem Einfühlungsvermögen, ohne dass ihm irgendeine Anstrengung anzumerken wäre. Das groß besetzte Orchester sorgt in genialer Feinabstimmung mit ihm für den nötigen Rückhalt. Es gibt ihm dabei immer genügend Freiraum, um sich mit den Feinheiten seines Spiels durchzusetzen.

Besonders eindrucksvoll gelingt es Hadelichs Violine, sich in einem Hörner-Intermezzo durchzusetzen. Mit dieser musikalisch-professionellen Ausstattung lässt sich das Violinkonzert in vollen Zügen genießen. Hadelich weiß seiner Geige auch in Dvoraks slawisch gefärbten Melodien und Tänzen klassisch-edle Töne zu entlocken. So weich es auch klingen mag, wird es in keiner Weise rührselig-sentimental. Bis zum furiosen Finale, einem Glanzstück des gewaltigen Klangkörpers, kann sich das Orchester grandios mit dem Solisten arrangieren. Hadelich verwöhnt das begeisterte Publikum mit zwei ausgefallenen Zugaben, einem jazzigen Louisiana Blues und der Musik zum Film "Der Duft der Frauen" ("Scent of a Woman").

Der Übergang zum zweiten Musikstück des Abends fällt schwer. Es ist das von Arnold Schönberg zur Orchesterfassung umgearbeitete Klavierquintett Nr. 1 von Johannes Brahms. Das ohnehin üppige Orchester umfasst zusätzliche Schlagwerke wie Xylophon, Glockenspiel und Trommeln. All dies lässt der Dirigent Cristian Macelaru im vollen Sound auffahren. Beladen mit wechselnden Stimmungen von Wehmut und Zärtlichkeit bis zu ungarisch feurigem Tanztemperament ist alles vertreten.

Die Musiker glänzen kraftvoll sowohl im Ganzen als auch in den einzeln aufspielenden Instrumentengruppen. Es ist ein berauschender Ohrenschmaus mit abschließenden Csardasklängen unter Einsatz aller Pauken, Trommeln und Trompeten. Damit ist es nicht genug, es gibt passend als erste Zugabe die Ouverture zur Operette "Die Csardasfürstin" noch dazu. Zur Beruhigung der Gemüter lässt der Dirigent den Abend mit einer sanften letzten Zugabe zur Vorbereitung auf die Nacht enden.


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