Fünfter Schlutuper Kulturfrühling zeigt Werke des Hamburger Künstlers Peter Loeding

Was vor fünf Jahren zaghaft begann, hat sich innerhalb kurzer Zeit als wertvolle Bereicherung der Lübecker Kulturszene entwickelt: der Schlutuper Kulturfrühling. Im Schaakhaus, dem Wohn- und Arbeitsort des Bildhauers Winni Schaak, findet wieder eine hochkarätige Kunstausstellung statt. Dieses Jahr wird eine umfangreiche Werkschau der Holzschnittarbeiten des 2013 verstorbenen Künstlers Peter Loeding gezeigt.

Der Titel der Ausstellung Was bleibt lenkt den Blick auf die Fragestellung, um die es in den Werken Peter Loedings immer wieder geht. Peter Loeding (1936-2013) gehört zu der Generation, die den Zweiten Weltkrieg bewusst miterlebt hat. Der Hamburger Feuersturm, die Zerstörung der Stadt, das Leid der Kriegsjahre sowie die Not der obdachlos Gewordenen und der Flüchtlinge prägten das Kind und nachhaltig auch den erwachsenen Mann. Seine Traumata verarbeitete Loeding unter anderem in diesen Holzschnitten: "Ich haue in Holz meine Angst, meine Trauer, meine Geschichte." Was bleibt nach Verwüstung, Bombennächten, Verlust und Hunger – wenn man den Abgründen in die Seele geschaut hat und mit den Wunden weiterleben muss? Zudem thematisierte Loeding „Abfahrten, Fluchten, Überfahrten und manchmal Ankünfte von Irgendwoher nach Irgendwohin“, wie er selber 2004 die Schwerpunkte seiner damals neueren Werke beschrieb.

„Was bleibt“ ist aber auch die Frage, was nach knapp 80 Jahren Leben zurückbleibt. Einen Teil der Person Peter Loeding lernen wir Besucher durch einen Blick zurück auf seine Kunstwerke kennen, die als Vermächtnis des Schaffenden die visualisierte Gedankenwelt des Künstlers und seine Botschaft weitertragen. „Was bleibt“ kann für uns hier und jetzt einen aktuellen Bezug zu den direkt Betroffenen der Flüchtlingsproblematik herstellen: auch hier existentielle Not, Traumata, Perspektivlosigkeit.

Peter Loeding war als Holzschneider, Grafiker und Maler aktiv. Er studierte 1958-1960 Radiertechnik bei Johnny Friedlaender in Paris. Mit 27 Jahren nahm er den Lehrauftrag für Druckgrafik an der FH Hamburg an, bis zu seinem Tode übte er diese Tätigkeit dort aus. Mit zahlreichen Preisen wurde sein Werk geehrt. In den 1980er Jahren erhielt Loeding mehrere öffentliche Aufträge in Hamburg. Künstlerkollegen wie Stephan Balkenhol und Horst Janssen ließen bei Loeding ihre Grafiken drucken.

Winni Schaak und seine Frau Andrea Finke-Schaak, Foto: Susanne BirckWinni Schaak und seine Frau Andrea Finke-Schaak, Foto: Susanne Birck

Winni Schaak und seine Frau Andrea Finke-Schaak kamen vor acht Jahren nach Schlutup. Im schönen Zentrum des Ortes bauten sie die ehemalige Bäckerei Schümann zum Wohnhaus um, nebenan wurde die Werkstatt aufgebaut. 2009 erfolgte die Ateliereröffnung. Zusammen mit dem Maler und Grafiker Volker Große und der Kunsthistorikerin Petra Severin gründeten die Schaaks vor vier Jahren den Schlutuper Kulturfrühling, um im Ort kulturelle Akzente zu setzen. „Wir wollen den Stadtteil interessanter machen“, sagt Winni Schaak über sein jährlich stattfindendes Projekt. Er und seine Frau wünschen sich eine kulturelle, die Menschen verbindende Belebung des Ortes.

Winni Schaak (geb. 1957) ist als renommierter Bildhauer nicht nur in Lübeck tätig. Seine Bekanntheit und seine guten Kontakte kommen dem Schlutuper Kulturfrühling zugute. Schaaks Werke finden sich an vielen Orten im öffentlichen Raum, vornehmlich in Norddeutschland. Viele von Schaaks mit hohem handwerklichen Können gefertigten Metallskulpturen wirken geradezu zweidimensional, grafisch, wenn man sie aus der Distanz betrachtet. Erst beim Nähergehen eröffnet sich die erweiterte Dimension. Im Austesten von Wahrnehmungsgrenzen liegt der wesentliche Reiz der Skulpturen des mehrfach ausgezeichneten Künstlers Winni Schaak. Einen Teil seiner Werke kann man während der Ausstellungszeiten auch bei einem Besuch in seiner Werkstatt bzw. vor dem Haus sehen.


Fünfter Kulturfrühling in Schlutup, 16. April bis 1. Mai 2016

Ausstellungseröffnung im Schaakhaus, Hintern Höfen 22, Lübeck-Schlutup, am Samstag, 16. April um 15 Uhr
Begrüßung: Antje Peters-Hirt, stellvertr. Direktorin Gemeinnützige, Lübeck
Einführung: Dr. Thomas Gädeke, Schloss Gottorf, Schleswig
Musik: Vlatko Kučan – Klarinette/Saxofon

Öffnungszeiten Ausstellung:
Sonntags 17. April, 24. April und 1. Mai jeweils von 11.30 Uhr bis 17 Uhr
sowie nach telefonischer Vereinbarung
Der Eintritt ist bei der Vernissage und den Sonntagen frei, eine Spende ist gern gesehen.


Kommentare  

# KulturfrühlingUlla Leis (15.04.2016, 16:28)
Danke für diesen sehr schön geschriebenen Artikel! Ich bin immer wieder erstaunt, wie im kleinen Rahmen - damit meine ich Lübeck im Vergleich zu Großstädten - möglich ist, was große Zeitungen nicht zustande bringen, nämlich sprachlich, stilistisch und inhaltlich perfekte Artikel zu veröffentlichen.

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