Bekannt ist Jan „Monchi“ Gorkow als schwergewichtiger Frontmann der Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“ aus Mecklenburg-Vorpommern. Ein Mann mit Charisma, erfrischend direkter Sprache, vielen Tattoos, ewiger kurzer Sporthose und dem Herz auf dem richtigen Fleck.
Seelenverwandt in Anspruch, Herkunft und Leidenschaft ist ihm der Schauspieler Charly Hübner (Polizeiruf Rostock), der jetzt einen herzerwärmenden Dokumentarfilm über ihn, sein politisches Engagement und seine Band gedreht hat. In seiner ersten eigenen Regiearbeit, die in Zusammenarbeit mit Sebastian Schultz (Autor und Schnitt/geschäftsführender Gesellschafter bei Eichholz Film Kiel) und Lars Jessen (Regisseur u. a. von „Fractus“) als Produzent entstanden ist, gelingt ihm ein sehr authentisches, pralles und persönliches Porträt eines leidenschaftlichen Aktivisten gegen Rassismus, Faschismus und Homophobie.
Dabei war Monchi Gorkow zunächst kein besonderer Waisenknabe, was Gewalt und flotte Sprüche anging. Als jugendlicher Hooligan für seinen Verein, Hansa Rostock, mussten ihn seine Eltern auch schon mal aus dem Knast in Dortmund abholen. Ehrlich und direkt berichten seine Eltern, aber auch der örtliche Pastor und ehemalige Lehrer über einen wilden, unangepassten Jugendlichen, der die Staatsgewalt herausforderte und kein Blatt vor den Mund nahm. Er ließ sich nichts gefallen, sprach auch mal ordentlich dem Alkohol zu und legte sich regelmäßig mit Polizei und Staatsgewalt an.
Aber im Laufe der Jahre besann er sich seiner musikalischen Wünsche und Träume und gründete mit ein paar Kumpels die Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“, von der er sich am Anfang kaum vorstellen konnte, dass die mal groß rauskommen würde, geschweige denn, dass er als Sänger berühmt werden sollte. Mit Sauf- und Raufliedern eroberte sie die Punk-Szene im Osten.
Mittlerweile spielen sie vor Zehntausenden auf den größten Festivals der Republik, werden aber gleichzeitig vom Verfassungsschutz von Meck-Pomm beobachtet und abgehört. Denn immer stärker engagieren sich die Musiker rund um den imposanten Frontmann Monchi für die Antifa-Bewegung und gegen rechte Umtriebe in ihrer Region. Gemeinsam mit Materia (Rapper) und Campino von den Toten Hosen spielen sie dann auch schon mal ein Soli-Konzert vor dem Bahnhof oder auf dem Fußballplatz in der mecklenburgischen Provinz.
Charli Hübner, der die Band eher zufällig bei einem Dreh für den Polizeiruf in Rostock 2014 kennenlernte, erzählt darüber im Interview: „Wir drehten vor dem Antifa-Haus und wurden von den Bewohner angefeindet und beschimpft. Als uns Monchi aber erkannte, war alles paletti.“ Über drei Jahre hat er dann die Band und seinen sympathischen Vortänzer begleitet, mit Freunden, Verwandten und Wegbegleitern gesprochen.
Dabei gelingt ihm ein außerordentlich liebevolles Porträt eines sozial äußerst engagierten Musikers, der auch seine eigenen Schwächen zugibt und keinerlei Scham bezüglich seiner körperlichen Pfunde zeigt. Fröhlich wirft er sich alles preisgebend in die geliebte Ostsee und schwärmt von seiner Heimat. Ein wunderbar ehrliches und aufbauendes Porträt eines Kämpfers mit Herz und Schnauze, das genauso abgeht und Spaß macht wie die Musik von „Feine Sahne Fischfilet“.
„Wildes Herz“, ein prima Film nicht nur für Punk-Liebhaber.
Wildes Herz, Filmforum, Deutschland 2017, 90 Min., dt. OF, engl. UT