Seit nunmehr 80 Jahren existiert in Lübeck eine Gemeinschaft von Künstlerinnen und Künstlern, die seit 1945/46 entscheidend zur kulturellen Identität der Hansestadt beigetragen hat. Ihr Credo war seit jeher künstlerische Qualität mit solidarischem Miteinander und kultureller Kontinuität anzubieten. Damit hat die Gemeinschaft es geschafft, Generationen von Künstler*innen zu prägen und kreative Netzwerke zu schaffen. Seit Jahren zeigen sie ihre neuesten Werke nun bereits im „Artler“ in der Großen Burgstraße in der Lübecker Altstadt.
Genau dort prangt seit einigen Tagen an der Schaufensterscheibe das Motto der Auftakts-Ausstellung: „Wer macht denn sowas?“ Dies soll der Beginn einer ganzen Reihe von Schauen im Laufe des kommenden Jahres sein, um das 80jährige Jubiläum gebührend zu feiern. Das gesamte Jubiläumsprogramm „Das waren Zeiten - Gemeinsam im Wandel“ soll diese wunderbare Geschichte würdigen, aber auch gleichzeitig aufzeigen, wie sich Kunst und kreatives Arbeiten im Laufe der Zeit geändert haben, nämlich genauso wie auch die Gesellschaft im Allgemeinen.
Petersburger Hängung dominiert die Schau
Die aktuelle Ausstellung wird am Freitag von Dr. Ingaburgh Klatt, der früheren Leiterin des Burgklosters im Beisein von Angela Siegmund aus dem Vorstand der Künstlergemeinschaft um 17 Uhr eröffnet. Aber was gibt es aktuell zu sehen? In wunderbarer Petersburger Hängung sind über 100 künstlerische Positionen vertreten, von insgesamt 54 teilnehmenden Vereinsmitgliedern. Als einziges Kriterium für die Teilnahme an der Schau galt das Größenmaß: nicht größer als 30x30cm. Ansonsten stand es allen frei, sich mit allerlei Buntem, Frechem, Kritischem und Kreativem zu beteiligen. Somit sind in der Ausstellung auch verschiedenste Formen und Genres vertreten: von der Malerei über Drucke, Fotos, Installationen, Gouachen, zu Skulpturen, Objekten und Videos.
Bronze-Skulptur von Thomas Helbing: SisyphosNatürlich ist es schwierig, eine so große Vielfalt in ihrer Unterschiedlichkeit zu präsentieren. Aber die Künstler*innen haben eine so simple wie kreative Lösung gefunden: Sie haben die Werke nach Farben geordnet: ausgehend von Gelb über Blau, Rot, Lila hin zu Braun und Weiß und alles dazwischen. Genial-wunderbare Idee. So hat zum Beispiel Ingrid Mohr ihr Bild-Objekt aus einer Ansammlung von Käfern im Kreisform: „Draußen wird’s still“ beigesteuert. Sven Offenbacher hat aus Sandstein seine Skulptur „Atlant“ in die Ecke gestellt. Daneben hängen filigrane lustige Objekte von der Decke, die wie durchsichtige Quallen daherkommen. Ute Lübbe nennt diese kleinen Werke aus Mixed Media: „Part of Swarm-Projekt“. Man darf also noch einen größeren Schwarm dieser luftigen Werke erwarten.
Auf Leinwand malt Mareike Stanke ihre kleinen Acryl-Bilder. Hier ist ihre „Frau“ zu sehen. Ähnlich geht Anna Brügmann vor, die mit zwei sehr farbigen Arbeiten vertreten ist. Rainer Wiedemann hingegen arbeitet auf Aquarell-Papier und fertigt Gouachen, die sich zum Beispiel an Goya orientieren: Eine Arbeit nennt er: “Augen auf der Gesamtdeutschen Suppe“, eine andere betitelt er „Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer“.
Im Kleinst-Format kommt die Arbeit von Renate U. Schürmeyer daher: Aus Text und Fotos hat sie „Erinnerungen III“ geschaffen. Ihr Motto der Kunst: „Daß ich mir in den Spiegel schauen kann“. Verspielt und komplex arbeitet Evelyne Müller. In und um ein Glas-Objekt tummeln sich Spitzen, Malerei, Zeichnungen und weitere Spielereien. Ihr Titel: Vulnarable. Und noch eine wunderbare Arbeit fällt ins Auge: Die Bronze-Skulptur „Sisyphos“ von Thomas Helbing. Filigran hängen zwei Körper übereinander verschlungen, entfernt an Giacometti erinnernd.
Große Vorfreude vor der Schau: Einige teilnehmende Künstlerinnen
Das gute an den gesamten Arbeiten ist außerdem, dass sie preislich alle im niedrigen dreistelligen Bereich liegen. Wer also noch kein passendes Weihnachtsgeschenk für seine Liebsten hat, sollte doch einmal den Blick in die Galerie Artler in der Großen Burgstraße werfen. Dort findet sich mit Sicherheit was passendes, was auch noch zu bezahlen ist.
Also auf zur Vernissage am Freitag, den 12.12.25. um 17 Uhr. Viele der teilnehmenden Künstler*innen sind vor Ort und freuen sich auf ihren Besuch.
Fotos: Holger Kistenmacher














