Das Theater Lübeck lockt regelmäßig einzelne Gast-Künstler in sein Großes Haus, zuletzt die amerikanisch-deutsche Entertainerin Gayle Tufts.
Sie kam vor allem, um ihr neues Buch "How I lost my Heimat and found my Zuhause" vorzustellen. Damit begrüßte sie das Publikum unverblümt unter dringlichem Hinweis auf den Verkaufsstand im Foyer, woraufhin sich das Publikum mit seiner Begeisterung lange zurückhielt.
Aus dem Buch selbst erfuhr der Zuhörer wenig, denn die quirlige US-Amerikanerin hielt es nie lange auf dem Stuhl, immer wieder musste sie aufspringen und mit kleinen typisch deutsch-amerikanischen Anekdoten abschweifen. Die bodenständigen Deutschen in ihren Birkenstock-Schuhen, der betuliche Ehemann, den sie liebevoll "The Bremer" nennt, die immer nur gedämpft fröhlichen Deutschen oder die Stiftung Warentest als ihr innerer Kompass, alle kriegten sie ihr Fett weg. Die Deutschen, die an den schönsten Orten immer ihr "vernünftiges" Brot vermissen, immer "spazieren gehen" wollen, ständig durchlüften, Lüften sei die deutsche Antwort auf alles, dann noch die Norddeutschen, die bei schlechtestem Wetter und Sturm knallhart ihre Radtouren durchziehen: "Ihr seid Hardcore !" Die Zuhörer erkannten sich teilweise wieder und lachten spontan auf.
Zur politischen Situation wollte sie nur wenig liefern. Sie erinnerte sich an das Ende ihrer Prosecco-Stimmung unter Freundinnen, als es nicht Hillary Clinton war, die in das Oval Office einzog. Krankenversicherung sei für Deutsche ganz selbstverständlich, auch wenn sie auf die Frage nach ihrem Befinden immer nur sagen: "Muss ja !" statt : "I´m fine, I´m great !" Ihr Bruder zum Beispiel hatte in den USA bis "Obamacare" trotz dreier Jobs und kaputter Zähne, kaputter Knie und Rücken keine Absicherung. Lakonisch ergänzte sie, ein Amerikaner sei eben nie krank.
Zu guter Letzt amüsierte sich Gayle Tufts über ihre Mitwirkung bei einer Gala-Weihnachtsshow von Florian Silbereisen in Suhl. Unter Anerkennung für seine Arbeit gab sie eine stimmungsvolle Schlagerparodie zum Besten und bewies ein ums andere Mal ihr Allround-Talent als Entertainerin, immer gut zu erkennen an ihrem typisch amerikanischen Akzent.