Victor, Foto (c) Maarten Vanden Abeele

Tanz-Highlights der Saison 2016/17 auf Kampnagel

Freunde und Liebhaber des zeitgenössischen Tanzes dürfen sich auch in der jetzigen Saison auf diverse Auftritte verschiedener Größen des modernen Tanzes freuen. Großartige Ensembles und Tanztheater-Truppen aus China, Belgien, Südkorea, Deutschland und Frankreich kündigen sich an.

Bereits am 8. und 9. November gastiert das Jin Xing Dance Theatre aus China mit einer Europa-Premiere in der Hamburger Kulturfabrik auf der großen Bühne der K6. „Trinity“ heißt der dreiteilige Abend, mit der das Jin Xing Dance Theatre unter der Leitung der zur Zeit populärsten zeitgenössischen Choreografin und TV-Moderatorin Chinas erstmals auf Kampnagel zu Gast sein wird. In Hamburg als Premierenort einer Europa-Tournee wird eine Choreografie von Jin Xing persönlich neben zwei weiteren Arbeiten von international renommierten Kollegen aus Israel (Emanuel Gat) und den Niederlanden (Artur Kuggeleyn) zur Aufführung kommen. Dabei brilliert das 17-köpfige Weltklasse-Ensemble mit einer einzigartigen Umsetzung der jeweiligen individuellen choreografischen Handschrift, die zwischen europäischer und chinesischer Perspektive die Möglichkeiten des zeitgenössischen Tanzes auslotet.

Trinity, Foto (c) Deng Xi YangTrinity, Foto (c) Deng Xi Yang

Vom 24.11. bis zum 26.11. ist dann der belgische Tanz- und Theater-Magier Alain Platel mit seiner Truppe „Les Ballets C de la B“ mal wieder auf Kampnagel zu Gast. Grundlage seiner neuesten Produktion, die in Zusammenarbeit mit Steven Prengels und der großartigen Künstlerin und Bildhauerin Berlinde de Bruycheres entstand, ist die Musik und Ära von Gustav Mahler. Es geht um Anspannung und Sehnsucht nach verlorener Harmonie, die in der Choreografie eine geniale Mischung aus der Komposition der Belle Epoque Mahlers und den eindrucksvollen Bühnenwelten Alain Platels zum Ausdruck kommt.

Les Ballets C de la B, Foto (c) Chris Van der BurghtLes Ballets C de la B, Foto (c) Chris Van der Burght

Wie bereits 2015, als Platel mit seinem Erfolgsstück Coup Fatal auf Kampnagel zu Gast war, vereint Nicht schlafen scheinbar unvereinbare Musik- und Tanzinhalte miteinander. Damals trafen polyphone afrikanische Musik auf Barockweisen. Und wieder wird im aktuellen Stück das 9-köpfige Tanz-Ensemble von „Les Ballets C de la B“ von den kongolesischen Sängern Boule Mpanga und Russel Tshieba beim Tanz auf Leben und Tod in bewegenden Bildern unterstützt. Herausragend auch die symbolische Besetzung des Bühnenraumes durch die Skulpturen von Berlinde de Bruycheres, deren drei präparierte tote Pferde wie Schlachtopfer auf einem Altar wirken.

Dancing Grandmothers, Foto (c) Young-Mo ChoeDancing Grandmothers, Foto (c) Young-Mo Choe

Weiter geht es im Dezember 2016 (7.12.-10.12.) mit den Tanzenden Großmüttern der südkoreanischen Choreografin Seoul Eun Me Ahn. In einer Ode an das Leben, das gegen Ende des Abends in einem rauschhaften Trans-Generationen-Rave mündet und an dem auch das Publikum teilhaben darf, geht es einmal mehr um ihr Heimatland Südkorea. Das Ensemble aus jungen Tänzern/innen ihrer eigenen Compagnie sowie koreanischen Großmüttern und einem Großvater zeigt in seiner Zartheit, Virtuosität und vor allem mit viel Humor, dass Jugend und Alter zusammengehören. Während die Alten mit ihren Biografien aus dem 2. Weltkrieg und Koreakrieg tänzerisch Zeugnis ablegen, sind die Jüngeren eher mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung ihres Landes konfrontiert.

Victor, Foto (c) Laszlo SzitoVictor, Foto (c) Laszlo Szito

Absoluter Höhepunkt der Tanz-Highlights der Saison dürfte der Auftritt des Tanztheaters Wuppertal mit dem Pina Bausch-Stück Viktor werden (26.01.-29.01.2017). Die legendäre Choreografie-Ikone und vor drei Jahren leider zu früh verstorbene Tanztheater-Erneuerin Pina Bausch hatte mit dem Wuppertaler Tanztheater seit den 70er Jahren den zeitgenössischen Tanz und die Bühnenkunst revolutioniert. Mit unzähligen, einzigartigen Arbeiten eroberte sie den Olymp des modernen Tanzes und gastierte mit ihren Stücken auf allen großen Bühnen dieser Welt. Bis heute beeinflussen ihre Werke das Schaffen der jungen, internationalen Tanzszene. In ihrem Stück Viktor aus dem Jahre 1986 entwirft sie in einem eindringlichen Bühnenbild von Peter Pabst das surreale Bild der Stadt Rom. Dreieinviertel Stunden Tanzgeschichte voller Genuss, Lebensfreude, Trauer, Leid und Geheimnissen, die wie Kindheitserinnerungen in rätselhaften Träumen versteckt liegen.

Le Syndrom Ian Foto (c) Marc CoudraisLe Syndrom Ian Foto (c) Marc Coudrais

Der letzte große Tanzabend der Saison stammt vom französischen Choreografen, Bildenden Künstler, Rock-Musiker und Mode-Designer Christian Rizzo, der nach 2014 (Nach einer wahren Geschichte) im Februar 2017 mit Le Syndrome Ian in der großen Halle K6 auf Kampnagel zu Gast sein wird. Mittelpunkt seiner aktuellen Arbeit ist die Welt des Clubtanzes der 70er Jahre. Sein Multi-Kulti-Ensemble aus 11 Tänzern und Tänzerinnen holt das vibrierende Nachtleben dieser Zeit als energetische, ansteckende „soziale Choreografie“ auf die Bühne zurück. In einer Welt aus dröhnenden Bass-Sounds entwickelt sich eine kollektive Vibration, die auch auf das Publikum überspringen dürfte. (Donnerstag, 23.02. bis Samstag, 25.02 2017, jeweils 20 Uhr).

Ich empfehle, rechtzeitig Tickets zu ordern, weil der Ansturm der Tanz-Enthusiasten groß sein wird.

Kartentelefon: 040/27094949 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Weitere Infos unter www.kampnagel.de

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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