Foto: (c) Holger Kistenmacher

Kulturwerft Gollan
Jan Delay bringt Lübeck zum Tanzen

Gut 4.600 Leute hatten ihre Tanzschuhe rausgeholt und sich schick gemacht, denn der musikalische Chef-Styler hatte sich zu einem Open Air Konzert an der Gollan Werft angekündigt. Jan Delay und Disko No.1 hatten sich vorgenommen, den Groove und funkige Tanz-Mucke erstmals auch in Lübeck zu Gehör zu bringen.

Bis es so weit war, heizte der Stuttgarter Alt-HipHop-Star Afrob die Menge mit alten und neuen Hits richtig vor, die sich schon einmal sehr textsicher in beste Laune brachte. Dann enterte Jan Delay und seine vielköpfige Combo die Bühne. Die Sonne verschwand gerade hinter den letzten Schuppen und brachte den Himmel im schönsten Abendrot zum Leuchten. Delay, der einst als Underground-Act im Hamburger HipHop-Universum auftauchte, um mit den „Beginner“ und als Eizi Eiz die Szene aufzumischen. Mit eigenem Label (Eimsbusch-Records) wurden sie schnell zu Rap-Stars der Hansestadt. Dann begann aber seine zweite Karriere als Solo-Künstler mit typisch näselndem Gesang und vielseitiger Begleit-Band.

Als Jan Delay begann er zunächst mit Reggae, 2006 folgte das Funk-Album „Mercedes Dance“ und er legte sich schicke Anzüge und Hut vom Edelschneider zu. Der Chef-Style war geboren und mutierte zur Stimmungskanone mit gutem Geschmack für Jung und Alt. Er ist mittlerweile die Rampensau mit Groove, der alle mitreißt und zum Tanzen und Hüpfen motiviert. In Hamburg ist er mittlerweile in der obersten Liga der Repräsentanten der Hansestadt angekommen. Er steht für Hamburg wie sein Freund und musikalischer Kumpel Udo Lindenberg oder Hans Albers. Da ist es nach Lübeck also nicht weit. Und Delay und seine Combo legen dann auch gleich mit Vollgas los mit Funk-Sachverstand.

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„Wir machen das klar“ ist die eindeutige Ansage und Delay federt im schicken blauen Anzug und mit unverzichtbarem Hut lässig über die Bühne. Es gibt ordentlich Bass, drei spring-aktive Bläser, drei flotte Damen als Background-Gesang und ein Repertoire von 21 Jahren, aus dem Delay großzügig schöpfen kann. Mit der Auswahl der Songs hat er mittlerweile ein Luxus-Problem, also mixt er fröhlich alte und neue Hits zwischen Funk, Reggae, HipHop und Disco. Dazu springt und tanzt er leichtfüssig über die Bühne und hat das Publikum von der ersten Minute an voll im Griff. Alles tanzt, grooved, springt, wedelt mit Bekleidungsstücken oder geht in die Hocke, um auf Kommando in die Höhe zu springen. Gut 20 Songs haut er raus. Auch politisch hat er immer eine klare Meinung. So unterstützte er auch in Lübeck die Seenotrettung von Geflüchteten im Mittelmeer.

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Mittlerweile im Hemd, weil auch ihm heiss wird, singt und tanzt er sich durch sein vielseitiges Programm. Von „Türlich,Türlich“ über „Fire“ und „Jonny“ bis hin zu neueren Sachen wie „Wassermann“ oder „Eule“ gibt es für alle ordentlich was auf die Ohren und in die Beine. Lübeck macht zusammen mit der Disko No. 1 eine Riesen-Party. Der Alkohol fließt in Strömen, obwohl die Bierausschänke kaum hinterher kommen. Vor den Verkaufsständen bilden sich das ganze Konzert über riesige Schlangen. Da muss unbedingt von den Organisatoren nachgelegt werden. Ansonsten war der Auftritt von Jan Delay aber ein Fest, das fast schon ein Heimspiel war, denn trotz mehrerer Zugaben wollte das überaus begeisterte Publikum noch lange nicht nach Hause gehen. Da hilft nur: möglichst schnell wiederkommen.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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