Lazarus in der MuK
Eine riesige Enttäuschung

Voller Vorfreude und mit großen Erwartungen kamen die vielen Musical- und David-Bowie-Fans aus nah und fern, um das Musical "Lazarus" von David Bowie in der Lübecker MuK zu erleben.

Nach zwei langen Wartejahren wegen Corona-Ausfällen hatten die meisten Besucher ihre Tickets behalten, weil sie die letzte Arbeit des Musik-Giganten unbedingt sehen wollten. Der legendäre Musiker, der Generationen beeinflusst und inspiriert hatte, konnte seine letzte große Arbeit bei der glanzvollen Premiere in New York noch selbst erleben. Nur Tage später verstarb David Bowie 2016 an Krebs.

Zeit seines Lebens war Bowie stets vom All fasziniert. Er gab als Ziggy Stardust selbst den Außerirdischen. Ob im Film oder auf der Bühne, stets wirkte der charismatische Musik-Star wie vom anderen Stern - also auch die Thematik seines Musicals: Thomas Newton (Ingo Brosch), der Mann aus dem Weltall, der auf die Erde kam, wurde hier reich und berühmt. Er verliebte sich in Mary Lou, versuchte aber stets, zu seiner Familie in den Sternen zurückzukommen. „Ich bin ein Sterbender, der nicht sterben kann“, singt der exaltierte Hauptdarsteller Brosch, der stimmlich seinem großen Vorbild erstaunlich nahe kam.

Das Stück orientiert sich von Beginn an durch insgesamt 17 Originalstücke von Bowie an den großen Hits des Meisters. Live gespielt von nur 4 und nicht wie angekündigt 8 Musikern wurden aber Songs wie „Life on Mars“, „Changes“, „Heroes“ oder „Absolute Beginners“ ziemlich lahm und arg verfremdet vorgetragen. Auch das schauspielerische Vermögen der Darsteller war stark limitiert. Man bemühte sich redlich, kam aber häufig an seine Grenzen. Da wurde auf der Bühne unbeholfen in Plateau-Schuhen (Richard Peter als Valentine) die Treppe runtergestöckelt, dass man den Absturz befürchten musste. Die Assistentin Elly (Clara Determann) ereilte leider dieses Schicksal, als sie beim Abgang von der Bühne ausrutschte. Die drei Teenage-Girls mit ihren bunten Perücken machten unglückliche Gymnastikübungen und waren eigentlich nur am lächeln. Man war ja schon froh, dass der dicke Ehemann beim angedeuteten Ehe-Sex mit seiner Elly wenigstens die Boxer-Shorts anbehielt.

Doch Schwamm drüber. Das größte Ärgernis der Veranstaltung war der unglaublich schlechte Ton in der doch so hochgelobten MuK. Die hohen Stimmlagen waren verzerrt und klingelten den Leuten schmerzhaft ins Ohr, während die hinteren Reihen aufgrund zu geringer Lautstärke kaum etwas vom Stück verstehen konnten. Während der Pause sprach ich mit mehreren Besuchern, die ihrem Ärger über das missglückte Stück kräftig Ausdruck verliehen: „Der arme David Bowie würde sich im Grabe umdrehen, nein sogar rotieren“. „Was für ein Scheiß! Wie bitter, dass ich extra von Hamburg gekommen bin, und dann so ein Provinz-Theater“, um nur einiges zu nennen.

Auch ich hatte mich ziemlich auf die Aufführung gefreut und war ähnlich enttäuscht. Die Darsteller und Sänger:innen waren zwar stets bemüht, aber das reicht leider für ein gelungenes Gastspiel bei weitem nicht aus! Den zweiten Teil habe ich mir dann nicht mehr angetan und bin wie so einige andere, die viel Geld für teure Tickets bezahlt hatten, lieber nach Hause gegangen und habe Bowies letzte geniale Scheibe „Dark Star“ aufgelegt.

David Bowies Musical "Lazarus" im Schauspielhaus Hamburg: „Alles in meinem Kopf!“

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

Kommentare  

# LazarusRene Haderer (21.04.2022, 12:40)
Die Kritik von Holger Kistenmacher liest sich wie eine weitere obsolete Internet-Hasstirade, jedoch ist Kistenmacher neben seiner journalistischen Tätigkeit scheinbar auch Realschullehrer und wenn jemand diese Art der Kommunikationskultur an die junge Generation weitergibt, dann will ich doch einhaken:
# LazarusRene Haderer (21.04.2022, 12:40)
Es standen acht Musiker auf der Bühne (ich war einer davon); es stand keine Bowie-Coverband auf der Bühne - die Arrangements der Stücke sind vom Verlag vorgegeben, beispielsweise auf Spotify nachzuhören; aus welcher journalistischen Bewandtnis schreiben Sie “der dicke Ehemann” und ähnliches?!? Es ist auch völlig ok bei der Hälfte des Stücks zu gehen, aber das Gefühl beim Lesen Ihrer Kritik, nämlich dass Sie es nicht für nötig halten genau hinzuschauen bevor Sie Ihre Meinung in aller Öffentlichkeit rausposaunen wird spätestens dann zur Gewissheit wenn man kopfschüttelnd das Eigentor in Ihrem letzten Satz vernimmt: Die tatsächlich geniale Platte “Black Star” heißt eben nicht dark star. Ein fürchterlicher Schreibstil garniert mit haarsträubenden Fehlern: Sie sabotieren meinen Versuch ein guter Pazifist zu sein!
# RE: Lazarus in der MuK: Eine riesige EnttäuschungRene Haderer (21.04.2022, 13:03)
Und noch ein Nachtrag: die Stücke die Sie als ziemlich lahm und arg verfremdet vorgetragen empfanden, waren in der zweiten Hälfte, in der Sie doch nach eigener Aussage gar nicht mehr da waren.
Einfach unterirdisch, Herr Kistenmacher

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