Oumou Sangaré

Kampnagel Hamburg
Oumou Sangaré

Am 7. November gab der Weltstar aus dem westafrikanischen Mali das einzige Konzert in Deutschland.

Die Damen aus dem Publikum hatten sich richtig schick gemacht. Schließlich galt es, einen richtigen Weltstar in ihrer neuen Heimat gebührend zu begrüßen, wie mir eine der Ladys in ihrer traditionellen westafrikanischen Robe vor dem Konzert erklärte. Wie etwa die Hälfte des gut besuchten Konzertes in der großen Halle von Kampnagel waren auch die Damen, die ich mit ihren deutschen Ehemännern per Handy fotografieren sollte, dunkelhäutig und stammten überwiegend aus westafrikanischen Ländern. Alle waren sehr gespannt auf den Auftritt der streitbaren und engagierten Sängerin aus Mali.

Oumou Sangaré wurde 1968 geboren und begann schon früh in den Straßen von Bamako zu singen, um ihre vom Ehemann verlassene Mutter zu unterstützen. Bereits mit 5 Jahren gewann sie ihren ersten Gesangswettbewerb in einem Kindergarten und mit 16 ging sie auf Tourneen durch Europa und die Karibik. Dann gründete sie ihre eigene Band und war schon mit 21 Jahren ein Star in ihrer Heimat Mali.



Ihre selbst geschriebenen Texte sind meist sehr sozialkritisch und setzen sich mit der Rolle der Frauen in der Gesellschaft auseinander. Als eine der wichtigsten feministischen Stimmen Westafrikas kämpft sie gegen die Beschneidung der Frauen, gegen Militarismus und Machotum in ihrem Land. Durch ihre Songtexte bringt sie Themen in die Öffentlichkeit, die Tabu sind oder eine Provokation für ein muslimisch geprägtes Land. Ihr Musikstil stammt dabei aus ihrer Heimatregion im Südwesten Malis, Wassoulou genannt, der eigentlich von alten traditionellen Jagdlieder stammt und meist von einer Kora, einer aus einer Kalebasse gefertigten Stegharfe begleitet wird.

Bei ihrem grandiosen Auftritt in bunter Glitzerrobe hatte sie natürlich einen jungen Spieler der Kora und einen Gitarristen dabei, sowie zwei weitere Sängerinnen. Folkloristisch geprägte Songs über die Liebe und die Ehe, besonders die Freiheit der Wahl der Beziehungen, bekommen aber durch das virtuose Gitarrenspiel und die sehr eigenen Klänge der Kora eine völlig neue Dimension. Mit den Stücken aus ihrem aktuellen Album „Mogoya“ ist sie mittlerweile in der globalen Popkultur angekommen. Aktuelle Weltstars wie St. Germain, Beyoncé und Malik Djoudi haben Stücke remixt und gesampelt.



Heraus gekommen sind wunderbar tanzbare Stücke voller Dynamik und Brillanz. Gegen Ende des Konzert hielt es kaum noch jemanden in seinem Stuhl, einige stürmten nach vorne auf die Bühne und tanzten gemeinsam mit der Sängerin wild nach den komplexen Rhythmen. Ein großer Abend mit einer außergewöhnlichen Künstlerin und einem Sound, dem man sich kaum verschließen kann.

 

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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