Havana Nights
Getanztes Kuba-Feeling auf der MuK-Bühne

Mit großem Aufgebot an Tänzern, Akrobaten und Musikern waren die Havanna Nights auf der großen Bühne der MuK am letzten Montag zu Gast.

Die hoch gelobte Show, die Unterstützung von der Kubanischen Botschaft und dem Kulturministerium der karibischen Insel erfährt, sollte mit Eleganz, Exotik und unvergleichlichem Temperament Karibikflair für alle Sinne in den kalten Norden transportieren.

Foto: Holger KistenmacherFoto: Holger Kistenmacher

Dies gelang den „27 hochkarätigen Künstlern und Botschaftern der Lebensfreude und guten Laune Kubas“ vor halb ausverkauftem Saal nur bedingt. Die Bühne ist über die gesamte Breite von einem Kulissenvorhang mit einer Straßenabbildung aus Havanna dekoriert. Auf halber Höhe befindet sich eine kleine Aussparung als Extrabühne für die 8-köpfige Liveband. Auf der Bühne selbst wirbeln Tänzer und Tänzerinnen in sexy Garderobe und einige muskelbepackte athletische Herren herum. Zu sehen ist ein Mix aus Salsa, Merengue und Streetdance. Eingestreut in die Performance sind Saltos und Hebefiguren der Athleten des Circo Nacional de Cuba, die das Publikum durch ihre Kunststücke immer mal wieder zu spontanem Beifall verleiten. Begleitet wird die Show leider meist durch Musik aus der Konserve. Vieles kommt vom Band und nicht von der Band, die über dem Geschehen thront.

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Nebenbei wird die Geschichte eines ziemlich einfältigen Touristen erzählt. Luca, der zum ersten Mal nach Kuba reist, verfällt schnell den Reizen der knapp angezogenen Damen, die mit Hotpants und bauchfreien Blusen um ihn herumtanzen. Unterstützt wird die Szenerie, die leider ziemlich klischeehaft daherkommt, durch Oldtimersound und Havannageräusche. Nach und nach verliert er all sein Hab und Gut; Kamera, Koffer, Handy mit Selfie-Stick und Geldbörse wechseln schnell den Besitzer, während die Damen den naiven Touristen umgarnen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder athletische Nummern und rasante HipHop-Dance-Einlagen, die mit der Geschichte eigentlich nichts zu tun haben.

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Das Ganze kommt recht professionell und auch auf hohem Niveau daher, wirkt aber leider sehr routiniert und wenig inspiriert. Dazu passt, dass nur wenig Original-Livemusik gespielt wird, obwohl die Band ja vor Ort ist. Das meiste kommt aus der Konserve und nicht vom 8-köpfigen Ensemble unter der Leitung des Trompeters Yuliesky Gonzales. Schade eigentlich, weil die Tanzfreude und das hervorragende Können der Tänzer und Tänzerinnen immer mal wieder aufblitzen. Stattdessen wird auf schicke Kostüme und wackelnde Pos gesetzt, um die Lebensfreude Kubas, die es ja tatsächlich gibt, wie ich auf einer eigenen Reise im letzten November feststellen konnte, zu transportieren. Trotzdem wurde die Show von den meisten Besuchern gefeiert.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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