(c) Renell Medrano

Barclays Arena
Kendrick Lamar kommt nach Hamburg

K.Dot, wie Kendrick Lamar auch genannt wird, ist seit Jahren einer der angesagtesten Größen in der HipHop-Szene. Er gewann neben diversen Grammys sogar 2018 für sein Album „Damn“ den Pulitzer-Preis. Außerdem war er bereits für den Golden Globe und den Oscar nominiert.

Anders als viele seiner Kollegen des Genres raucht er kein Marihuana und trinkt nicht. Er ist bekennender Christ, ein echter Familienmensch und gehörte nie einer Gang an. Dabei ist der 1987 im kalifornischen Compton geborene Rapper in äußerst prekären Verhältnissen aufgewachsen. Sowohl sein Vater als auch weitere Teile der Familie waren in Gang-Gewalt verstrickt (Cromton Crips und Bloods).

Sein Aufstieg als HipHop-Musiker begann 2010, als er mit einem Mixtape (Overly Dedicated) Aufsehen in der Szene erregte. Es folgten Zusammenarbeiten mit fast allen Größen des Genres wie Snoop Dog, Dr. Dre, Eminem, Drake, Emily Sande, usw. Mittlerweile hat Kendrick Lamar mit „Mr. Morales & The Big Steppers“ sein 4. Studioalbum am Start. Es ist sein bisher persönlichstes Werk. Er ringt darin mit seinen Dämonen und fordert wieder die Grenzen des HipHop heraus. Schon das Cover macht deutlich, worum es ihm hauptsächlich geht: Es zeigt ihn als Familienvater mit Sohn auf dem Arm, während seine Partnerin Whitney Alford das Baby säugt. Das neue Album thematisiert vor allem seine Kindheit, Vaterschaft, Familien-Traumata, aber auch Transphobie, Homofeindlichkeit in der eigenen Community, Rassismus, Materialismus und strukturelle Armut in den USA.

Im Gegensatz zu den üblichen Macho-Posen und Gangster-Rap-Attitüden vieler seiner Kollegen hinterfragt Lamar tradierte Männlichkeitsbilder und hadert mit den Schattenseiten des Erfolgs. Er protzt nicht mit fetten Goldketten und nackten Frauen, sondern trägt eine Dornenkrone. Aber gerade diese schonungslose Ehrlichkeit, einer hohen Authentizität und einem offenem Umgang mit seiner eigenen Verletzlichkeit machen ihn so erfolgreich. Hinzu kommen seine tiefgehenden Lyrics, gepaart mit einem Spagat aus durchproduzierten Beats und sehr experimentellen Live-Instrumentierungen. Dafür verantwortlich ist unter anderem der Londoner Multimedia-Künstler und Pianist Duval Timothy und auch die vielen minimalistischen, kontemplativen und choralen Passagen. Ein Album zwischen Boom Bap, Trap, Elektro, großer Popgeste, Kammermusik und Gospel, welches die Sinnsuche als zentrales Thema in allen Facetten in den Mittelpunkt stellt.



Wer dieses fesselnde und glänzende Werk live erleben will, hat demnächst in Hamburg am 13.10.22. in der Barclays Arena die Möglichkeit, den Rap-König in Aktion zu erleben. Für das Konzert, das um 19.30 Uhr angesetzt ist und mit Baby Keen und Tanna Leone auch noch ein anspruchsvolles Vorprogramm zu bieten hat, gibt es noch Karten zu erwerben.

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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